Kindergeburtstage

Frau Änne Oriwol, Jg. 1930: Während Familienfeiern durften wir nicht bei den Erwachsenen an der Kaffeetafel sitzen, zumal wir deren Gespräche nicht hören durften. Bei Besuch war die Garderobe so voll, dass alle Sachen im Kinderzimmer aufs Bett gelegt wurden. – Kindergeburtstage wurden nicht richtig gefeiert, nur morgens wurde auf einem kleinen Tisch eine Kerze angezündet im Beisein der Familienangehörigen.
Frau Goller, Jg. 1938: Und wenn während der Kaffeetafel mal ein Witz erzählt wurde, mussten wir Kinder uns die Ohren zuhalten.
Herr Ernst van Megern, Jg. 1933: Ich kann mich an meine Kindergeburtstage überhaupt nicht mehr erinnern, eher an Beerdigungen und deren Rauen. In der Familie wurde weniger der Geburtstag gefeiert, der Namenstag wurde dagegen groß gefeiert. Der Namenstag war kein Ersatz für den Geburtstag, er hatte nur einen höheren Stellenwert, was wohl mit der katholischen Konfession zusammenhing. Außerdem war ich 6 Jahre alt, als der Krieg ausbrach. Im Krieg hat sich nichts in dieser Richtung abgespielt.
Frau Jutta Loose, Jg. 1949: Ich kann mich nur an schöne Geburtstage von mir erinnern, bei denen sich meine Eltern, vor allem meine Mutter, immer große Mühe gegeben haben. Im Gegensatz zur Familie meines späteren Mannes, in der keine Kindergeburtstage gefeiert wurden.
Herr Horst Rübenkamp, Jg. 1933: Für mich war mit 4 oder 5 Jahren jeder Familiengeburtstag in der großen Verwandtschaft ein Gräuel und eine Tortour. Alle Wegstrecken mussten wir zu Fuß gehen, und ich habe mich gelangweilt. – Ich erinnere mich an meinen eigenen Geburtstag im Lager der Kinderlandverschickung, in dem ich fast 4 Jahre verbracht habe. Dieser bestand in erster Linie nicht aus Geschenken, sondern ich durfte an dem Tag mal die Schule schwänzen.
Frau Christel Lohmar, Jg. 1943: Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass wir Kindergeburtstag gefeiert haben, bei 4 Kindern! Die Erwachsenen haben schon mal gefeiert. Dann kam Besuch ohne Einladung, und wir Kinder mussten am Rand an einem Extratisch sitzen und bekamen ein Stück Kuchen auf die Hand. – Auch wenn bei anderen Gelegenheiten gefeiert wurde, wie Silvester oder Silberhochzeit, haben wir von dem mit unserer Hilfe zubereiteten Essen nichts abbekommen und mussten dann noch das ganze Geschirr abspülen. Manche Verwandten brachten auch ihren eigenen Kaffee und Butterbrote mit. – Geschenke gab es für uns Kinder nie.
Frau Ruthilde Anders, Jg. 1934: Ich erinnere mich an Geburtstagsfeiern im Alter von ungefähr 10-13 Jahren für uns Kinder. Es wurde allerhand Blödsinn und Musik gemacht und getanzt.
Herr Karl Heinz Ruthmann, Jg. 1934: Kindergeburtstage wurden bei uns nicht sonderlich mit der Verwandtschaft gefeiert. Es gab Kaffee und Kuchen. Geschenke mussten nützliche Sachen sein. Ich als Jüngster bekam schon mal Spielsachen.
Frau Eva Timm, Jg. 1926: Ich erinnere mich eher an schöne Silvesterfeiern, die wir in Berlin bei den Großeltern verbrachten mit viel Berliner-Essen.
Herr Alfred Zimbehl, Jg. 1937: Ich erinnere mich nicht so gut daran. Ich bin vom Krieg überrascht worden.
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