Am 10.12.1968 wurden die Straßennamen Aalweg, Anglerweg, Barbenweg, Block Boltensternstraße, Block Kuhweg, Fischerweg, Karpfenweg, Schleienweg und Uferweg in der Riehler Fischersiedlung aufgegeben. Wo befanden sich die Straßen und was war passiert?
Ab 1795 wurde die Mülheimer Heide – das Gelände zwischen der Boltensternstraße und dem Rhein – zunächst durch das französische Militär, dann durch die deutschen Soldaten und schließlich bis 1926 durch die britischen Besatzungssoldaten als militärisches Übungsgelände und für Schießstände genutzt. Nach dem Abzug der Engländer 1926 lag das Gelände brach und die ersten Kleingärten wurden angelegt.
1929 wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Mülheimer Brücke und durch den Bau eines Deiches in Verlängerung des Niederländer Ufers bis zum Molenkopf nach Niehl das Gelände der Mülheimer Heide an der Ostseite verkürzt. Als weitere Maßnahme wurde ein Fußweg geschaffen, den wir heute als ausgebaute Straße mit den Namen „Kuhweg“ kennen.
Um 1930 entstanden hier die ersten Behelfsbauten im Barackenstil. Bereits 1935 konnte man 18 Häuser zählen, die noch alle unter der Anschrift „Kuhweg“, aber ohne Hausnummer aufgeführt wurden. Hierzu gehört auch die Kaffeewirtschaft der Frau Ant. Kracht.
Im Laufe der nächsten Jahre baute man die im Volksmund genannte „Fischersiedlung“ weiter aus. Besonders im Krieg und in der Nachkriegszeit siedelten sich hier, wie auch in den Schrebergärten, ausgebombte Kölnerinnen und Kölner sowie viele Flüchtlingen an und errichteten Notunterkünfte, auch wenn die Energieversorgung und Abwasserentsorgung nicht immer gegeben war. Häufig war in den Gärten eine Wasserpumpe in der Nähe einer Versickerung.
Im oder nach dem Krieg erhielten die Straßen und Wege zur besseren Orientierung die eingangs erwähnten Namen. 1961 erinnerte sich die Stadt Köln an den alten Plan aus den 1920er Jahren zum Ausbau des Niehler Hafens. Hierzu war es erforderlich, dass die „Fischersiedlung“ geräumt wurde. Auch wurde das Gelände zum Ausbau der Zufahrtsstraße zur Mülheimer Brücke in Verlängerung der Gürtelstraße benötigt. Außerdem mussten einige Sportanlagen verlegt (Sportfreunde’93) oder abgerissen werden, wie das Stadion des Polizeisportvereins.
Wie einem Zeitungsartikel von 1961 zu entnehmen ist, gab es heftige Proteste der Bewohner, die ihre Häuschen mit hohem Aufwand liebevoll errichtet und gepflegt hatten. Es half aber nichts, das ganze Gelände wurde geräumt, auf einem Teil entstand der Hafen und die notwendigen Zufahrtsstraßen.
Durch den Fortfall der Bebauung entfiel auch die Notwendigkeit einer Straßenbenennung. Am 29.11.1960 wurden die Namen Block Boltensternstraße und Block Kuhweg gelöscht und am 10.12.1968 verschwanden die Straßennamen der Fischersiedlung.
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