von Elisabeth Sternberg
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Dagmar Leupold, Dagegen die Elefanten!
Ungewöhnlicher Titel – ungewöhnlicher Inhalt: im Fokus steht ein etwas verschrobener älterer Herr, der seine tägliche Arbeit in der Garderobe eines Theater verbringt. Was er dort erlebt, bzw. auch nicht erlebt, wie er seine Tage in der eigenen Wohnung zubringt, und nicht zuletzt, wie es in seinem Innenleben aussieht: all das erzählt auf wunderbare, ruhige Weise die Autorin!
Es ist zu einem meiner Lieblingsbücher geworden, und wenn Sie einen ruhigen Erzählfluss lieben, gern auch sprachliche Besonderheiten mögen (er schreibt z.B. immer ein „Wort des Monats“ auf oder macht sich Gedanken über einzelne Begriffe) – dann gehen Sie zur Buchhandlung Ihres Vertrauens und kaufen Sie dieses leise Buch mit seinem anrührenden Protagonisten.
Abgesehen vom Inhalt will ich die angenehme Haptik des Buches erwähnen: streiche(l)n Sie über die Umschlagoberfläche, nehmen Sie das Buch in die Hand – und Sie werden wissen, warum es Leute wie mich gibt, die lieber ein gedrucktes Exemplar als ein E-Book lesen…
Vielleicht ist es gerade jetzt, wo in der Vorweihnachtszeit fast ausschließlich Familien, Kinder und Marktgetümmel im Vordergrund stehen, ein ruhiger Gegenpol!
Jung und Jung Verlag 2022 (war nominiert zum deutschen Buchpreis)
ISBN: 978-3-99027-262-6, Preis 23 € (gibt’s leider nicht als TB)
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Charlotte Wood, Ein Wochenende
Sie sind zufälligerweise altersmäßig 60+ und weiblich?
Dann habe ich was für Sie: die Protagonistinnen dieses Buches sind drei Freundinnen in diesem Alter und etwas höher, die das Ferienhaus ihrer vierten verstorbenen Freundin ausräumen.
Was sich dort abspielt, wie plötzlich ein gut geöltes, bekanntes Gefüge – die vierte war quasi das Schmiermittel, das alle zusammenhielt – langsam zerbröselt und ob und wie sich die drei neu aufeinander einlassen (müssen), das wird sehr ernst, komisch und nachvollziehbar von der Autorin erzählt.
Eine kurze, knackige Empfehlung – gute Unterhaltungsliteratur für die Herbstzeit in der „warmen Stube“ auf dem Sofa oder sonstwo…
Kurz zur Autorin: die Australierin Charlotte Wood ist 1965 geboren, Journalistin und Autorin, und sie hat für Ihr Buch „Der natürliche Lauf der Dinge“ 2016 den australischen „Stella Prize“ bekommen.
Kein & Aber Verlag 2021
ISBN: 978-3-0369-6125-5, Preis: 14 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Karl-Heinz Ott, Und jeden Morgen das Meer
Ein Buch, das zum Herbst passt: traurig-melancholisch, aber dennoch lesenswert!
Eine 60jährige Frau verschlägt es aus schicksalhaften Gründen nach Wales, in einen kleinen Ort am Rand der Welt. Einst war sie mit ihrem Mann Inhaberin eines Sternehotels im Süden Deutschlands. Nachdem ihnen der mühsam erkämpfte Stern aberkannt wird, versinkt ihr Mann in Depression und Alkohol. Nach seinem Tod versucht sie zunächst, woanders eine Anstellung zu finden, aber nichts will gelingen, und schließlich wird sie von ihrem Schwager des Hauses verwiesen.
Sie erinnert sich an ein Gespräch mit einem ehemaligen Gast, der von einem heruntergekommenen Hotel im Norden Großbritanniens erzählt hat. Mit Nichts als einem Koffer macht sie sich nun auf, lässt alles hinter sich, und hinterlässt weder Adresse noch Telefonnummer.
Was gibt es in Abydyr? Wind, Sturm und das Meer – das Meer ist herrlich!
Der Autor versteht es, die Geschichte nach und nach aufzublättern – immer wieder wechselt er vom neuen Leben am Meer in die Vergangenheit eines ehemals glänzenden Hotels mit der nicht immer glänzenden Innensicht. Der Romanverlauf entwickelt auf diese Weise eine Sogkraft, die bis zum Schluss anhält.
Dtv 2.Aufl. 2020, ISBN 978-3-423-14754-5, Preis: 10,90 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Fränzi Kühne, Was Männer nie gefragt werden
Nach der Sommerpause Juli/August geht es nun los mit einem Sachbuch – ein Titel, der neugierig macht auf Fragen und Antworten zum Geschlechterverhältnis in Großfirmen, Politik, Kultur und Medien.
Die Autorin wurde jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands und hat erfahren, dass ihr Fragen gestellt wurden, die „normalerweise“ nur Frauen gestellt werden. In diesem Buch erzählt sie von Gesprächen mit Männern, die fast immer interessiert und offen reagiert haben, manchmal auch verblüfft und erstaunt.
Welche Fragen es waren schreibt sie zu Beginn: „Aus vielen Artikeln, Porträts, Interviews und Anfragen erstellte ich einen typischen Frauenfragebogen. Ich ging noch einmal meine Interviews der letzten Jahre durch und sammelte all die Fragen, die mir a) besonders frauenfragentypisch erschienen, b) besonders ärgerlich waren oder c) beide Kriterien erfüllten. Ich wählte die Fragen aus, die mich direkt als Frau ansprachen, und die, bei denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass man sie Männern ebenso nonchalant stellen würde.“ (S. 18/19)
Nun habe ich vielleicht Ihr Interesse geweckt, vor allem, da die Autorin aus der Praxis kommt und nicht als Theoretikerin /Wissenschaftlerin schreibt.
Daher hier kurz etwas zu ihrer Biografie vom Klappentext des Buches: „Fränzi Kühne, geboren 1983 in Ost-Berlin, ist Aufsichtsrätin, Mutter, Autorin, geschulte Verhandlungsführerin, Gründerin und langjährige Geschäftsführerin der einst ersten Social-Media-Agentur Deutschlands. Fränzi Kühne lebt mit ihrer Familie in Berlin-Marzahn….. Das Buch soll unserer Denkweise einen Spiegel vorhalten, ihre Absurdität sichtbar machen. Denn nur, wenn wir das tun, können wir wirklich etwas verändern.“
Fischer Verlag 4.Auflg. 2021, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-596-70582-5, Preis: 15 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: John von Düffel, Vom Wasser
Zur Sommerzeit ein Buch vom Wasser – wenn das nicht passt!
Es ist kein Sachbuch, auch kein gesellschaftspolitisches Buch über den Klimawandel oder die grauenvollen Zerstörungen wie im Ahrtal oder wie jetzt in der Ukraine.
Nein, es ist ein Roman über die Bedeutung des Wassers für den Mensch und seine Arbeit.
Es ist „Die dramatische Geschichte einer Papierfabrikantendynastie – erzählt von einem, der wie magisch angezogen immer wieder zum Wasser zurückkehrt. Vor unseren Augen lässt dieser Mann die Porträts seiner Ahnengalerie auferstehen. Er erinnert sich an die sommerlichen Szenen seiner Kindheit und stellt sich vor, wie es gewesen sein könnte: damals, als im letzten Jahrhundert der Ururgroßvater auf seinem Landgut zwischen den Flüssen Orpe und Diemel entdeckte, wie sich Wasser in Papier und Papier in Geld verwandeln lässt.“ (Verlagstext)
Düffel selbst schreibt über sich in einem kurzen Vorwort von der „Macht des Wassers“ und „Es ist das Buch von einem, der immer zum Wasser zurückkehrt, und der Versuch, das zu verstehen. Ich werde im Laufe dieses Buches, beim Schreiben dieses Buches viele Tage und Nächte an Flüssen verbringen und auf das Wasser schauen.“
Der Erzählton des Buches ist fast poetisch zu nennen und zieht uns wie ein Sog immer weiter, immer weiter…
Als begeisterter (Langstrecken-) Schwimmer kennt John von Düffel das Wasser und seine Untiefen im echten wie im übertragenen Sinn. Er hat mit diesem Debüt 1998 nicht nur die Kritiker begeistert, sondern auch die Leserinnen und Leser – bis heute ist es eines meiner Lieblingsbücher!
Ganz herzliche Empfehlung (nicht nur) für die Sommerzeit!
DuMont Taschenbuch, ISBN: 978-3-8321-6668-7, Preis: 13 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Axel Hacke, Ein Haus für viele Sommer
Im Vorgeschmack auf die warme Jahreszeit und einen (hoffentlich) schönen Urlaub habe ich heute eine „warme“ Empfehlung: Axel Hacke, vielen Leserinnen und Lesern sicher nicht unbekannt, hat ein Buch über seine Zeit auf der Insel Elba/Italien geschrieben.
Zum Inhalt des Buches hier der Verlagstext: „Axel Hacke erzählt von der Magie eines Ortes, an dem man eigentlich nicht sein müsste, aber doch unbedingt sein will. In diesen Geschichten spürt man die Sommerhitze, den Sand unter den Füßen, die leichte Brise auf dem Meer. Der Blick wandert über den Olivenhain, er richtet sich auf den schönsten Sonnenuntergang der Welt und auf so seltsame Fragen wie die, was man eigentlich genau tut, wenn man nichts tut.“
Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht auf ein Buch, in dem nicht nur Schilderungen einer Landschaft zu finden sind, sondern auch südliche Lebensfreude und auch manchmal vertrackte Geschehnisse, wenn nicht alles so läuft, wie gewünscht…
Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“ in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Verlag Antje Kunstmann 2022, ISBN: 978-3-95614-483-7, Preis: 24 €
Das Taschenbuch erscheint am 21.6.23: Verlag Goldmann ISBN: 978-3-442-49437-8, Preis: 12 €
In der Stadtbibliothek vorhanden