von Elisabeth Sternberg
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Axel Hacke, Ein Haus für viele Sommer
Im Vorgeschmack auf die warme Jahreszeit und einen (hoffentlich) schönen Urlaub habe ich heute eine „warme“ Empfehlung: Axel Hacke, vielen Leserinnen und Lesern sicher nicht unbekannt, hat ein Buch über seine Zeit auf der Insel Elba/Italien geschrieben.
Zum Inhalt des Buches hier der Verlagstext: „Axel Hacke erzählt von der Magie eines Ortes, an dem man eigentlich nicht sein müsste, aber doch unbedingt sein will. In diesen Geschichten spürt man die Sommerhitze, den Sand unter den Füßen, die leichte Brise auf dem Meer. Der Blick wandert über den Olivenhain, er richtet sich auf den schönsten Sonnenuntergang der Welt und auf so seltsame Fragen wie die, was man eigentlich genau tut, wenn man nichts tut.“
Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht auf ein Buch, in dem nicht nur Schilderungen einer Landschaft zu finden sind, sondern auch südliche Lebensfreude und auch manchmal vertrackte Geschehnisse, wenn nicht alles so läuft, wie gewünscht…
Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“ in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Verlag Antje Kunstmann 2022, ISBN: 978-3-95614-483-7, Preis: 24 €
Das Taschenbuch erscheint am 21.6.23: Verlag Goldmann ISBN: 978-3-442-49437-8, Preis: 12 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Benjamin Ferencz, „Sag immer deine Wahrheit“
Morgen, am 23.4.2023, ist „Welttag des Buches“!
Am 13.4. hat Brunhilde Kiegel „11 Fragen…an das Buch“ gestellt, die hier auf der Riehler Website nachzulesen sind. Wir erfahren eine Menge Wissenswertes über diesen besonderen Tag! Der Satz, der am Schluss des Artikels steht, passt hervorragend zu meiner heutigen Empfehlung: „Bücher sind Lebensmittel, die man zwar nicht essen, aber verschlingen kann.“ (Helmut Glaßl)
Und nun will ich Ihnen ein wirklich bemerkenswertes Buch ans Herz legen, das Sie verschlingen werden: Eine Bekannte erzählte mir von ihrem eindrücklichen Leseerlebnis, und obwohl ich zunächst skeptisch war, bin ich nach der Lektüre begeistert!
Was heißt „gelingendes Leben“? Sparen Sie sich alle Ratgeber-Bücher und lesen Sie diese in kurzen Kapiteln geschriebene Lebensgeschichte eines Menschen, der uns so viel zu sagen hat. Am Ende eines (fast) jeden Kapitels gibt Ferencz uns eine Lebenslehre.
Er hat u.a. auch einen Rat für die älteren Menschen: „Auch die Älteren… sollen nicht aufgeben. Lass dir von niemandem erzählen, deine Zeit sei vorbei. Bewahre dir das Feuer, dann wirst du auch etwas erreichen!“
Sein eigenes Leben endete in diesen Tagen, er starb am 7. April mit 103 Jahren – ich hatte das Buch gerade beendet!
Ungewöhnlicherweise will ich nichts weiter zum Buch sagen, sondern ich möchte Sie neugierig machen – ohne Inhaltsangabe, ohne biografische Details zum Autor! (Zum Welttag des Buches erlaube ich mir einmal diese Extravaganz…)
Kaufen Sie das Buch einfach mal so, und vertrauen Sie meiner heutigen Empfehlung (es ist soeben als Taschenbuch erschienen) – ich bin überzeugt, Sie werden es nicht bereuen!
Heyne Taschenbuch 2023, ISBN: 978-3-453-60650-0, Preis: 12 €
In der Stadtbibliothek (Hardcover 2020) vorhanden.
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Milena Michiko Flasar, Ich nannte ihn Krawatte
Die österreichische Autorin (Mutter Japanerin, Vater Österreicher) hat ein schmales, aber intensives Buch verfasst.
Ein junger Mann verlässt nach ca. zwei Jahren sein Zimmer (!), setzt sich im Park auf eine Bank und lernt – erst durch stumme Blicke, dann durch wenige Gesten – einen älteren Mann kennen, der dann irgendwann neben ihm auf der Bank sitzt.
Hier der Inhalt des Buches laut Verlagsangabe: „Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Nach und nach erzählen sie einander ihr Leben und setzen behutsam wieder einen Fuß auf die Erde. Nur wenige sorgfältig gewählte Worte benötigt Milena Michiko Flašar, um ihre Figuren zum Leben zu erwecken, nur wenige Szenen, um ganze Schicksale zu erzählen. Beide sind Außenseiter, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, die allein in der Verweigerung aktiv werden. Aus der Erfahrung, dass Zuneigung in Nahrung verpackt, Trauer im Lachen verborgen werden kann und Freundschaften möglich sind, stärken sie sich für einen endgültigen Abschied und einen Anfang.“
Das Buch erschien zuerst 2012, die Autorin erhielt den österreichischen Literaturpreis Alpha, Bühnenbearbeitung und Inszenierung 2013 am Maxim-Gorki-Theater Berlin, eine Hörspielbearbeitung des NDR folgte 2014.
Wagenbach Taschenbuch 2020, ISBN 978-3-8031-28294, Preis: 11 €
In der Stadtbibliothek (Hardcover von 2012) vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Raymond Carver, Würdest du bitte endlich still sein, bitte
Eine Empfehlung für die eher ruhigere Zeit nach Karneval: die Kurzgeschichten von Raymond Carver (1938 – 1988). Der Autor gilt als einer der Begründer der modernen amerikanischen Short Story. Er wurde auch „der amerikanische Tschechow“ genannt.
Es sind außerordentlich eindrückliche Geschichten, die vor allem aufgrund ihrer Knappheit und lakonischen Sprache so intensiv wirken.
Mit diesem seinem ersten Erzählband wurde er 1976 quasi über Nacht bekannt. Die Geschichten und ihre Dialoge sind von äußerster Knappheit und Kargheit.
Seine Protagonisten sind die sog. kleinen Leute, oft die Verlierer im lebenslangen Kampf um den Aufstieg im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.
Zwischen den lakonischen Zeilen liegen ganze Lebensläufe, Dramen und Ereignisse, die wir nur erahnen können, jedes Wort dieses „Sprachkünstlers“ ist es wert, ihnen nachzuspüren!
Fischer Taschenbuch Neuausgabe 2015
ISBN: 978-3-596-90390-0, Preis: 9,99 €
In der Stadtbibliothek vorhanden
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Vicki Baum, Vor Rehen wird gewarnt
Ein lange vergessener Roman einer Autorin, die vor allem durch die Verfilmung ihres Romans „Menschen im Hotel“ (1959) vielen Leserinnen und Lesern bekannt sein dürfte. Der hier vorgestellte Roman erschien 1951 und geriet dann in Vergessenheit. Erst 2020 erschien eine deutsche Neuausgabe im Arche Verlag.
Für den Inhalt zitiere ich die Verlagsbeschreibung: “»Vor Rehen wird gewarnt.« Diesen Satz, den er einmal in einem Wildpark gelesen hat, kann Rechtsanwalt Watts nur jedem entgegnen, der von der zarten und aufopferungsvollen Ann Ambros spricht. Denn so rehäugig Ann auch durchs Leben geht, so rücksichtslos nimmt sie sich, was sie will. Sie verführt den Mann ihrer Schwester, treibt nicht nur San Francisco, sondern auch Wien zur Verzweiflung, sorgt dafür, dass sie stets das Beste bekommt und dass man ihr noch dankbar ist, wenn man ihr das letzte Hemd schenken darf. Vicki Baum erzählt von einer Frau, der man nicht in die Quere kommen will – und deren Bann man sich doch bis zur letzten Seite nicht entziehen kann.“
Als 2020 die Neuausgabe erschien, wurde der Roman als „literarische Wiederentdeckung“ gefeiert und Viola Roggenkamp urteilte „Vicki Baums bester Roman“.
Vicki Baum (1888 – 1960) ist häufig als Vielschreiberin von Unterhaltungsromanen unterschätzt worden. Ihre Bücher wurden von den Nazis verbrannt und als „jüdische Asphaltliteratur“ verfemt. Sie wanderte 1931 nach Kalifornien aus und schrieb nur noch in englischer Sprache.
Jetzt in der kalten Jahreszeit das passendes Buch für lange Leseabende und für Ihr Kopfkino!
Arche Literaturverlag 2020
Taschenbuch 2021, 412 Seiten, Preis 13 €
ISBN: 978-3-7160-4032-4
In der Stadtbibliothek als gebundenes Buch vorhanden.
Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Anja Baumheier, Die Erfindung der Sprache
Vielleicht erinnern Sie sich an meine Empfehlung vom Dezember letzten Jahres „Die Wunderkammer der deutschen Sprache“. Heute geht es wieder um die Sprache, aber es ist kein Sachbuch, sondern erzählt von einem etwas merkwürdigen jungen Mann, der auf der Suche nach seinem Vater ist. Nicht nur er ist seltsam, sondern auch die Autorin spart nicht mit sonderbaren Wörtern; vor allem haben es ihr ungewöhnliche Adjektive angetan. Besonders häufig benutzt sie diese für Wortschöpfungen wie „möhrenroter Schopf, hoffnungsgrüner Sessel, gipsweiße Schaumkronen, einsteingraues Sakko“ u.a.m. Sein Vater entwickelt so abstruse Geräte wie einen „MuFuStra“: ein „Multifunktionsstrampler“ für den kleinen Adam, unseren Protagonisten.
Dieser wird in seinem Leben begleitet von einem sprechenden Koffer, und in seinem Kopf erhält er Hinweise und Fragen durch eine „neongelbe Leuchtreklametafel“. Er ist ein etwas unbeholfener, aber sehr kluger junger Mann, ein Sonderling, dem die Zahl 7 für seine innere Stabilität notwendig ist. Systematische Ordnung und methodische Struktur geben ihm inneren Halt für eine überschaubare Welt.
Ein leicht lesbares, spannendes Buch mit ungewöhnlichem Personal und Absonderlichkeiten. Man lasse sich nicht abschrecken von wenigen wissenschaftlichen Einlassungen – die kann man auch leicht überlesen.
Also eine herzliche Empfehlung – vielleicht noch für die Weihnachtszeit, um Adam auf der Suche nach seinem Vater zu begleiten!
Kindler / Rowohlt Verlag 2021, 492 Seiten, Preis: 20 €
ISBN: 978-3-463-00023-7
In der Stadtbibliothek vorhanden