Riehler Geschichte

von J. Brokmeier
Geboren 1944, wuchs er in den Riehler Heimstätten auf und war dort später in verschiedenen Aufgaben von 1969 bis 2004 tätig.
Seit 1984 sammelt er Ansichtskarten von Köln Riehl und befasst sich mit der Geschichte dieses Ortsteils.

Hotel Schäfer

 Gaststätte Zipps, Verlag Fleischbein, Höchst (Repro: J. Brokmeier)

Am 19.6.1952 wurde das Hotel Schäfer in der Riehler Str. 225 eröffnet, an das sich noch viele Riehler wegen der guten Küche erinnern können und wo man seinen Besuch übernachten lassen konnte. Diese Adresse hatte aber eine lange gastronomische Vorgeschichte. Bereits 1876 wird hier das Restaurant von Peter Zipps erwähnt.

1925 wird Hubert Teves als Restaurateur erwähnt, der sein Café nach dem Bau der Brücke 1929 in „Gaststätte zur Mülheimer Brücke“ umbenannte.

 Gaststätte „Zur Mülheimer Brücke“, Verlag Rosell, Köln (Repro: J. Brokmeier)

Sehr beliebt war auch der bewirtete „Große Garten mit Kinderspielplätzen“.

Im Krieg wurde die Gaststätte zerstört und der Gastwirt Jakob Schäfer, der bis dahin im Haus Riehler Str. 231 (dem späteren Monheimer Hof) eine Gaststätte betrieben hatte, baute nun auf dem Grundstück 225 eine neues Hotel mit Restaurant, wie eingangs beschrieben.

Das Haus wurde Anfang der 1970er durch Franz Pieritz weitergeführt, schloss aber in den folgenden Jahren. Nach einem langen Leerstand und wechselnden Zwischennutzungen übernahm 1992 das Autohaus Nord das Gebäude und vor allem den Innenhof als Stellfläche für Autos und die Werkstatt.

 Terrasse des Lokals, Verlag Rosell, Köln (Repro: J. Brokmeier)

Eröffnung des Botanischen Gartens am 30.5.1914

In Köln gab es bereits um 1200 einen Botanischen Garten, der durch Albertus Magnus belegt ist. Nach vergleichbaren Anlagen in anderen Städten wurde 1842 zwischen der St. Maria-Himmelfahrt-Kirche und dem Rhein durch die Mineralwasser-Aktiengesellschaft ein Botanischer Garten als „Spaziergang für die Kurgäste“ angelegt. 1857 wurde dieses Gelände zum Bau des Hauptbahnhofs verkauft und so reifte der Plan für den Bau der Flora in Riehl.

Eingang Am Botanischem Garten heute

1897 wurde am Vorgebirgstor der „Zentral-Schulgarten“ der Stadt Köln angelegt und der Höheren Handelsschule (Vorläufer der neuen Universität) angegliedert. Aber auch hier bescherte der Ausbau der Eisenbahn (Güterbahnhof Sülz) dem Garten ein Ende und es wurde eine neue Bleibe für den „Lehrgarten“ in Riehl, nördlich der Flora gefunden.

Am 30.5.1914 konnte der Botanische Garten eingeweiht werden, der durch eine Sandsteinmauer von der Flora getrennt war. Der Eingang befand sich in der Straße Am Botanischen Garten 19 gegenüber der Bodinusstraße.

Eine Stele mit den Lebensdaten von Dr. Esser

Direktor Dr. Peter Esser (1859-1945) war auch hier der Leiter und eine Stele mit Sonnenuhr erinnert heute noch an seine Leistungen. Neben der Funktion als Lehrgarten stellt das Alpinum mit dem Seerosenteich einen optischen Höhepunkt dar.

1919 übernimmt die Stadt Köln den Betrieb der Flora und 1920 werden die beiden Teile – Flora und Botanischer Garten – zum „Botanischen Garten der Stadt Köln“ vereint, auf das Eintrittsgeld wurde verzichtet. Damit steht bis heute die Gartenanlage allen Besucher*innen offen. Die Mauer zwischen den beiden Bereichen wurde niedergelegt und diese Erweiterung der Grünanlage wurde von den Kölner*innen gerne angenommen.

Heute erinnern, wenn man über die Palmenallee nach Norden geht, die vielen Beetanlagen, in denen heute noch heimische Nutzpflanzen wie Getreide, Kartoffeln usw. gezeigt werden, an die alte Zweckbestimmung des Lehrgartens. Im Gegensatz dazu wurde in der Flora mehr Wert auf die Landschaftsgestaltung gelegt, wie das französische Parterre, den englische Landschaftsgarten oder die italienische Wasserkunst.

Kinder im Alpinum 1953 (Repro: J. Brokmeier)

Riehler Gaststätten – gestern und heute

Information zur Ausstellung im Monat Mai 2022 im Schaufenster des Malergeschäfts Lanz, Stammheimer Str. 100 in Köln-Riehl:

Riehl war für lange Jahre durch den Zoo, die Flora und den Luna Park der angesagte Vergnügungsort von Köln, in den am Wochenende viele Kölner*innen pilgerten. Auch die hier stationierten deutschen und englischen Soldaten in den beiden Kasernenanlagen nutzten das gastronomische Angebot. Man sollte nicht vergessen, dass die damals beengten Wohnverhältnisse eine verstärkte Nutzung der Gaststätten nach sich zog. All diese Bedingungen führten dazu, dass man über 70 Standorte der Gastronomie in Riehl nachweisen kann. Zum Vergleich: heute gibt es nur noch 14 Lokale. Natürlich haben die Gaststätten häufig die Namen und Besitzer*innen bzw. Pächter*innen gewechselt, so dass die Zahl der Gastwirt*innen in den vielen Jahren deutlich höher ist.

Durch den Abzug des Militärs und die Niederlegung des Vergnügungsparks ließ die Nachfrage deutlich nach. Auch durch bessere Wohnverhältnisse und andere Freizeitmöglichkeiten, z.B. Fernsehen, kann man bis heute ein Nachlassen des Interesses an Gaststätten erleben.

Viele Riehler*innen erinnern sich noch selbst oder durch Erzählungen an frühere Gaststätten. In dieser kleinen Ausstellung möchte ich einige Erinnerungen wach rufen.

Die Eröffnung der Kaserne Barbarastraße

Amsterdamer Straße, Verlag Rosenblatt, Frankfurt (Repro: J. Brokmeier)

1814 /1815 entschied der Wiener Kongress, dass nach der Niederlage Napoleons Preußen die Herrschaft im Rheinland übernehmen sollte. Strategisch lag Köln günstig, um für das Reich einen Schutz gegen Frankreich zu bilden. So wurden in den Folgejahren viele Einheiten in Köln stationiert und Kölner Truppenteile machten auf dem Exerzierplatz Mülheimer Heide ab 1818 ihre Übungen.

Kasernenansichten, Verlag Steinberg, Breslau (Repro: J. Brokmeier)

Nun lag es nahe, das brachliegende Gelände in der Nähe des Exerzierplatzes für den Bau einer Kaserne zu nutzen. Beginnend an der Amsterdamer Straße, die damals noch Mauspfad hieß, entlang der heutigen Barbarastraße wurde eine Kaserne für die Artillerie gebaut. Durch diese Straße hatte die Kaserne eine unmittelbare Anbindung an die Stadt Köln und die mittige Allee konnte als Reitweg genutzt werden.

Am 1.4.1895 zogen hier Soldaten des Feldartillerie-Regiments Nr. 23 ein, die bereits in Köln stationiert waren. Weitere Batterien dieses Regiments, die noch in Koblenz stationiert waren, kamen hinzu und bildeten gemeinsam ab 1899 das Feldartillerie-Regiment Nr. 59.

Wappen, Verlag Sennecke, Berlin (Repro: J. Brokmeier)

Eine Besonderheit ist hier zu verzeichnen. Das preußische Regiment erhielt 1902 den Namenszusatz „bergisches“ und der Schlachtruf lautete „Roemryke Berge“.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Festungsstadt Köln wurde dann in den Jahren 1899-1901 auch diese Kaserne erweitert. Einen Teil der Erweiterungsbauten kann man heute noch im Gewerbegebiet „Barbarahof“ sehen.

Die Gaststätte „Zoo-Eck“

So kennen die Riehler*innen noch das beliebte Lokal mit Gartenterrasse am Anfang der Stammheimer Straße. Diese Gaststätte hatte eine lange Geschichte und viele Gäste erlebt.

Historische Ansichtskarte des Bellevue (Verlag unbekannt) Repro J. Brokmeier

1865, der Zoo und die Flora waren gerade eröffnet, errichtete der Baumschulbesitzer Franz Bruckmann an der Ecke Stammheimer Weg und Villenstraße (heute Stammheimer Str. 2) die Gaststätte „Bellevue“, die auch „Schöne Aussicht“ genannt wurde. Diese Gaststätte war mit ihrer Gartenterrasse sehr beliebt und man konnte leider hier die „Doppelkonzerte“ hören, wenn gleichzeitig die Kapellen im Zoo und in der Flora spielten.

Im Laufe der Jahre hat es viele Eigentümer und Pächter gegeben, so zum Beispiel übernahm Herr Hesselbein am 19.3.1893 die Gaststätte. Er war gleichzeitig auch der Pächter des Süddeutschen Bierhauses in der Nähe, an der Frohngasse. Er warb mit einer Anzeige:

Spätere Pächter waren zum Beispiel die Witwe Panhorst und Hubert Clef. Interessanterweise war dieses Lokal Anfang der 1920er Jahre nicht für die britischen Militärangehörigen zugelassen, obwohl viele britische Soldaten in Riehl stationiert waren.

Herr Heinrich Zilisch hatte ursprünglich das Café Bade gegenüber in der Stammheimer Str. 9 gepachtet. (Heute ist hier in der ehemaligen Garage und Tankstelle ein Fotoatelier). 1926 übernahm er das Lokal in der Stammheimer Str. 2 und entwickelte es zu einem beliebten Tanzlokal auch für die Kölner*innen und nicht nur für die Riehler*innen.

Historische Ansichtskarte des Café Zilisch (Verlag Dick) Repro J. Brokmeier

Nach einem längeren Leerstand ab 1937 wurde der Gastbetrieb 1939 im Haus Stammheimer Str. 2 wieder durch Herrn Walter Hellmann nach einer baulichen Umgestaltung aufgenommen und es erhielt den Namen „Zoo-Eck“.

In den Jahren ab 1951 pachteten verschiedene Gastwirte das Lokal, bis 1978 Vinko Saric den Betrieb bis 2011 übernahm und vorrangig Balkangerichte anbot. Das Haus war nicht nur bei den Zoo- und Florabesucher*innen beliebt. Hier wurden auch viele Familienfeiern durchgeführt.

Historische Ansichtskarte des Zoo-Eck vor 1945 (Verlag Kalinowski) Repro J. Brokmeier

Am 16.10.2011 wurde das Lokal geschlossen und hier entstanden nun Wohnungen.

Damit wurde wieder ein Kapitel in der langjährigen Gaststättengeschichte in Riehl geschlossen.

Der Wirt und Bauherr Heinrich Bade

Zu den Zeiten der Neugründung von Riehl nach 1874 im Bereich der Stammheimer Straße / Hittorfstraße war nicht nur der Bauunternehmer Peter Steinbüchel sehr aktiv, auch der Wirt und Bauherr Heinrich Bade prägte später durch viele Neubauten das Gesicht von Riehl. 70 Jahre nach seinem Tod soll an seine Leistungen für Riehl erinnert werden.

Herr Heinrich Bade (27.6.1876 – 16.2.1951) war sicherlich ein angesehener Mann in Riehl. Er handelte mit Weinen und Spirituosen und als Bauherr besaß er 14 Häuser in Köln, allein in Riehl waren es sieben Mehrfamilienhäuser.

Der Stammsitz befand sich im Haus Stammheimer Str. 9. Dort war seit 1879 die Gaststätte Maus, die er zeitweilig selbst betrieb und die später auch an andere Gastwirte wie Zilisch, Borgmann, Schlieper oder Nutt verpachtet wurde.

Café Bade um 1938 (Repro: J. Brokmeier)

In der Gaststätte tagte vor dem Krieg u.a. regelmäßig der „Verein zur Wahrung der Belange von Köln Riehl“, also der Vorläufer der RIG (Riehler Interessengemeinschaft).

Herr Bade vertrieb weiterhin Weine und Spirituosen – wie der Visitenkarte zu entnehmen ist – und hatte lt. Adressbuch die Generalvertretung für ein Kulmbacher Bier.

Tragisch war die schicksalhafte Situation im Dritten Reich. Die Ehefrau Maria Wilhelmine (Minna) war als Jüdin geboren und wurde ab der Eheschließung 1904 katholisch. Sie konnte sich in einem Unterschlupf in Brauweiler und im Sauerland dem Zugriff der Nationalsozialisten entziehen und überlebte so diese schlimme Zeitspanne. Sie verstarb am 8.3.1954.

Visitenkarte (Repro: J. Brokmeier)

Nach den Kriegszerstörungen wurde das Gebäude verkauft und durch einen neuen Eigentümer als Wohnhaus mit Garage und Tankstelle wieder aufgebaut. Heute befindet sich hier das Fotolabor Bernd Vogel.

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