Dat wor et!

Mingen Erika wollt up Jück!

Wat willste do als braven Ehemann machen?

Mer säht “jo, jo” – un schon war die Reise gebucht; die Rechnung dafür flatterte in dat Haus, un schon waren mir einige hundert Euronen ärmer.

Natürlich fabrizierte mingen Erika ein großes Kofferpacken. Dat Dingen wog so einige zig Kilo! Ich bedauerte schon im Voraus den armen Busfahrer, der solche Klamotten täglich in seinem Bus verstauen muss.

Montag trafen wir weitere Mitreisende am Bahnhof. Es waren Leute in unserem Alter, teilweise mit Rollatoren bewaffnet. Der Bus, ein Dreiachser, fuhr vor, die nette Fahrerin Silke verstaute das umfangreiche Gepäck und los ging es, die weiteren Mitreisenden einzusammeln. Es waren überwiegend Frauen. Nach einer guten Stunde Stadtbummel durch Moers und Duisburg ging es auf die Autobahn Richtung Cottbus – unserem Urlaubsziel. Als permanenter Nichtbusfahrer war ich erstaunt mit welchem Tempo unsere Fahrerin, den Bus über die Autobahn bretterte. Nach einiger Zeit wurde ein Rastplatz angefahren und es wurde gefrühstückt mit lecker belegten Brötchen, Kaffee und zum krönenden Abschluss ein Piccolo. Das habe ich mir gutgelaunt gefallen gelassen. Ein Großteil der Reisenden kannten sich von früheren Fahrten, waren Nachbarn oder Freunde. Als Alleinstehende ist es doch eine tolle Einrichtung, auf solchen Touren Bekanntschaften zu knüpfen. Abends landeten wir in Cottbus, bezogen unsere Zimmer in einem Viersternehotel und wurden mit einem tollen Abendessen begrüßt.

Am Dienstag holte uns ein Stadtführer ab und begleitete und informierte uns bei einer Stadtrundfahrt, die auch die weitere Umgebung mit einschloss. Interessant ist das Vorhaben, einen stillgelegten Braunkohletagebau mit dem Einleiten der Spree bis 2025 zu füllen. Das ergibt einen See von 29km². Der Höhepunkt war die Besichtigung des Fürst-Pückler-Park Branitz. Natürlich ist diese riesige Parkanlage sehenswert. Für mich war jedoch die Schilderung der Person des Fürsten Pückler viel interessanter. Das war ein toller Hecht! Natürlich habe ich es nicht versäumt mir dort ein Fürst-Pückler-Eis servieren zu lassen- es schlug mir nur fürchterlich auf den Darm. Ich vertrage doch am besten ein kühles Bier. Freundlich wurde unser Fremdenführer verabschiedet und wir fuhren anschließend zum Stadtbummel in die City. Na ja, Städte sind für mich nicht attraktiv. Da sehe ich lieber Grubenlampenbörsen, Motorradausstellungen oder Weinkeller.

Mittwochs begrüßte uns eine lebhafte Dame, die uns wortreich, sie war ein richtiger Schnäbel, den Spreewald näher brachte. Eine Holländer Ölmühle wurde besichtigt und man deckte sich mit frischgepresstem Leinöl ein. Die stundenlange Kahnfahrt war toll. Eine Hochzeitsgesellschaft in zwei Kähnen begleitete uns, natürlich lautstark. Das ist schon eine sehenswerte Gegend. Auf der Heimreise sorgte unsere Führerin für Musik. “Steige hoch du roter Adler” war mir noch hörenswert. 1991 haben wir den Frankfurter Kollegen ihr Nationallied beigebracht. Während ihrer glorreichen DDR Zeit war das Singen dieses Liedes verboten( Der “Rote Adler” gehört zu den damals verhassten Preußen). Das war ein anstrengender Tag.

Donnerstag fuhren wir nach Dresden. Der wunderschöne Milchladen der Gebrüder “Pfund” wurde bestaunt. Endpunkt war die Stadtmitte. Der Besuch der Frauenkirche machte mich atemlos: so eine Pracht! Es gibt dort so viele prunkvolle Bauten. Das kann man nicht schildern. Anschließend gab es noch eine Bootsfahrt zum “Blauen Wunder,” die Loschwitzer Brücke. Die Art ihrer Konstruktion und ihr hellblauer Farbanstrich begründet ihren bemerkenswerten Namen.

Da kann ich als Rheinländer, den Dresdenern noch eine Story erzählen, die sie sicher nicht kennen:
Von 1949 bis 1990 trug die jetzige “Augustusbrücke” den Namen “Dimitroffbrücke.”

Georgi Dimitroff war ein Bulgarischer Kommunist, der in dem Reichstagsbrand Prozess mit angeklagt war und durch seine glänzende Rhetorik die damaligen Nationalsozialisten Göring und Goebbels blamierte und bloßstellte.

Der Volkswitz gab der neuen Namensgebung eine andere Bedeutung:

August der Starke, ein toller Frauenliebhaber, der in einer verlorenen Schlacht gegen den Schwedenkönig Karl XII. von diesem 14.000 Frauen zurückerhielt, die in seinem Tross waren.

Dieser König fuhr mit seiner Kalesche durch Dresden und wenn er eine hübsche Frau sah, gab er seinem Diener das Kommando: “Die mit droff!” Daher der Name “Dimitroffbrücke!”

Freitag wurde die Rückreise angetreten. Mit einigen netten Leuten tauschte man die Adresse aus.

Nun hat uns die Heimat wieder, und eine neue Reise ist schon im Programm!

Wünsche ein schönes Wochenende! Glück auf!

Wolfgang Küppers