Alte spielen in der Politik offenbar keine Rolle

Ändert sich nichts am Notstand in der Pflege, wird der Ruf nach Sterbehilfe immer lauter.

Der Pflegeberuf muss weiterentwickelt werden, Pflege wird immer anspruchsvoller, die Krankheitsbilder immer komplizierter. Nicht nur in Norwegen ist die Pflege zum akademischen Beruf geworden. Dort wird der Pflegeberuf neben der besseren Qualifikation ganz anders bezahlt und genießt ein viel höheres gesellschaftliches Ansehen. Nicht nur Norwegen auch Frankreich ist hier ein Vorbild: Wie dort sollten auch hier akademisch ausgebildete Pflegekräfte wie Lehrer, in Deutschland bezahlt werden. Die Pflegedienstleitung ist verantwortlich für 80 und mehr Bewohner.

Momentan liegt der gesetzliche Mindestlohn für Pflegekräfte bei 11,35 Euro und soll am 1.7.2020 auf 11,60 € steigen. So liegt etwa die Brutto- Stundenlöhne von examinierten Altenpflegekräften mit durchschnittlich 14,24 Euro deutlich unter dem Mittelwert für alle Beschäftigten in Deutschland von 16, 97 Euro. Es gibt zu viele Interessen, die höheren Löhnen entgegenstehen. Internationale Investoren haben den sozialen Markt in Deutschland entdeckt und sehen darin ein reines Renditegeschäft. Dieses Geschäft lohnt sich besonders in Deutschland, weil es den alten Menschen hier im europäischen Vergleich finanziell noch besonders gut geht. So werden jedes Jahr in Deutschland Dutzende Pflegeheime von Investoren gebaut, die natürlich eine Rendite von mindestens zehn Prozent erwarten. 70 bis 80 Prozent der Kosten in der Pflege sind Lohnkosten. Und da wird dann noch gespart.

Trotz Fachkräftemangels werden Pflegekräfte weiter mies bezahlt

Der Beruf der Altenpflege ist körperlich und emotional unglaublich kräftezehrend. Es gibt in der Pflege nicht nur das Problem, dass die Arbeitskräfte ausbrennen, sondern auch auskühlen. Neben dem Burnout ist das neue Phänomen der Coolout ( aus dem Widerspruch zwischen pflegerischem Anspruch und Wirklichkeit des Pflegealltags entwickeln Pflegekräfte Strategien der Kälte ) . Die Pflegenden verlieren angesichts der nicht mehr zu bewältigenden Aufgaben ihre Empathie ( das Vermögen, sich in Eigenarten eines Gegenübers z. B. mit anderem Hintergrund einfühlen zu können ). Sie werden zynisch und emotional stumpf. Auch  aus Selbstschutz. Das ist alarmierend! Die Rahmenbedingungen dürfen die Menschen in den Pflegeberufen nicht kaputtmachen. Daher brauchen wir die Debatte so dringend, was diese Aufgaben unserer Gesellschaft wert sind.

„ Gesundheitsminister Jens Spahn verkündete Anfang Juli 2018: `Wir haben verstanden, was in der Pflege los ist. Und machen etwas dagegen!´“. Damit steht er bei den Pflegekräften und den Patienten im Wort. Die Änderungen im Kabinettsentwurf zum Pflegepersonalstärkungsgesetz (PpSG) sorgen für eine Fortschreibung des Ist-Zustands, statt den Krankenhäusern Vorgaben bezüglich der Personalausstattung zu machen oder gar die Umsetzung zu kontrollieren. Zur Klarstellung das PpSG regelt nicht die 13.000 versprochene Pflegekräfte für die Heime. Man bedenke es sind rechnerisch 1 Kraft pro Heim, finanziert mit 1,2 Mrd. € durch die Versicherten in Krankenkassen. Eine Station könnte profitieren, zwei bis drei Stationen in der Einrichtungen würden leer ausgehen. Woher sollen die Pflegekräfte kommen? Hilft hier der neue Pflegemindestlohn wirklich? Ein testierter Nachweis der Kosten wird bis heute nicht verlangt! 

Politik wurde schon immer für die gemacht, die wählen gehen und Lobbyarbeit betreiben. Alte spielen keine Rolle mehr. Deshalb kann mann sie politisch vernachlässigen. Das ist reines Kalkül. Wir können die Politik nur warnen: Wenn wir keine anständige Versorgung der ganz alten Menschen hinbekommen, werden wir sehen, dass der assistierte Suizid für viele zur echten Alternative wird. Uns werden dann die guten Argumente dagegen fehlen.

Sehr alt und pflegebedürftig zu werden, darf in Deutschland  keine Horrorvorstellung werden. Wenn das aber so ist, sagen sich immer mehr Leute: Das erspare ich mir, wir brauchen Alternativen.

Ist der deutsche Pflegemarkt, ein Garten Eden für internationale Investoren?

Nachtrag: Ein Diskussions-Beitrag aus dem Deutschlandfunk zum Nachhören. 

Wo bleiben die pflegenden Angehörigen. Wer hört von den 80 Prozent den Sorgen, die Erschöpfung. Ein guter Artikel findet sich am 28.3.19 in der NRZ/WAZ aus der NACHBARSCHAFT von Frau Anette Lehmann „Pflegende träumen vom Nichtstun“.

Ein Ausblick findet sich nicht, lasst uns handeln, einen gemeinnützigen Verein bilden. Wir sind bereit und suchen noch mindestens fünf (5) Mitstreiter. Ein erstes Treffen ist nach Ostern geplant.