Die medizinische Versorgung von Kassenpatienten in Lohmar wird zunehmend problematisch.

So beschränkt sich die einzige Augenärztin im Ort auf Privatpatienten und die Allgemeinmedizin wird durch Krankheit oder Nähe zum Rentenalter geschwächt. Mindesten 5 Lizenzen für Allgemeinpraxen werden in Lohmar nicht genutzt.

Es fehlt ein Augenarzt für Kassenpatienten und eine Stärkung der Palliativmedizin. Lohmar ist schon heute im Vergleich z.B. zu Siegburg oder Neunkirchen-Seelscheid unterversorgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Neubürger in Lohmar einen Hausarzt findet, sind gering. Viele Hausärzte haben Aufnahmestopp. Gibt nur einer der Ärzte auf oder geht in den Ruhestand, wird die medizinische Versorgungslage prekär.

Verschärft wird die Situation durch ein erhebliches und noch zunehmendes Angebot an freiwerdenden Arztstellen und Arztpraxen, das den zukünftigen Bewerbern eine breite Palette an Auswahlmöglichkeiten eröffnet.

Auch gilt Lohmar als ländlich mit dem entsprechenden wenig attraktiven  Image bei Ärzten, die eine Praxis gründen wollen. Die Überlassung selbst einer florierenden Praxis zum Nulltarif stößt auf kein Interesse.

Von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung sind keine Hilfen zu erwarten. Nach deren Auffassung ist der Weg in die Gemeinschaftspraxen in Siegburg oder Troisdorf  vertretbar. Dies ist insbesondere bewegungseingeschränkten älteren Mitbürgern nicht zumutbar.

Die Stärkung des medizinischen Angebotes wird zunehmend dringlicher.

Auf die Zulassung und die Sitzvergaben hat die Stadt wenig Einfluss, diese werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein festgelegt. Steuerungsmöglichkeiten  aber hat die Stadt bei der Gestaltung der Lebensbedingungen, um hier attraktive Angebote für Ärzte und deren Familien zu schaffen. Weiter kann sie kann bei den notwendigen Entwicklungskoordinierungen helfen,  eine moderne Infrastruktur (z.B. Breitbandleistung für Telemedizin u.ä.) herstellen und Flächen bereit stellen.

Zur Sicherung und Stärkung der medizinischen Versorgungslage schlägt die Seniorenvertretung die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin oder einer vergleichbaren organisatorischen Verbundlösung vor. Damit könnte dem Trend entsprochen werden, dass Mediziner lieber angestellt sein wollen als das Risiko der Selbständigkeit einzugehen.

Die Seniorenvertretung ist der Auffassung, dass hier auch die Stadt Steuerungsmöglichkeiten hat. Sie könnte die Gründung des MVZ sowohl finanziell wie auch organisatorisch begleiten, z.B. durch

  1. akquisitorische Initiativen in den Fachmedien, die die Vorzüge der stadtnahen Wohn- und Lebenslage von Lohmar aufzeigt und die Hemmschwelle der jungen Fachkräfte in den ländlichen Raum zu wechseln aufweicht,
  2. die Bereitstellung von geeigneten Praxisräumen in der Größenordnung von 160 bis 180 qm, ebenerdig oder mit Personenaufzug,
  3. die Abfederung von finanziellen Risiken in der Startphase von Praxisgründungen,
  4. die Unterstützung bei der Wohnungssuche von Praxisgründern und ihren Mitarbeitern,
  5. eine Planung der Entwicklung der langfristigen Versorgungssituation z.B. durch eine Bestandsaufnahme der bestehenden Praxen (Alter des Praxisinhabers und voraussichtliche Beendigung der Tätigkeit).

Die Stadt sollte in den kommenden Jahren der medizinischen Versorgung eine hohe Priorität einräumen, soll es nicht zu noch stärkeren Versorgungsengpässen kommen. Die Gründung eines MVZ wäre ein Meilensteinauf dem Weg zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Lohmar.

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