Nach Auffassung der Landesvertretung der Senioren NRW (LSV) muss viel aus der aktuellen Corona-Pandemie gelernt werden, um in Zukunft vor allem beim Personal im Gesundheitsbereich besser aufgestellt zu sein. Sie lenkt damit  in ihrer Pressemitteilung vom 22.01.2021 einmal mehr den Blick speziell auf die Pflegerinnen und Pfleger, die seit Monaten unter besonderer Bedrohung durch die Ansteckungsgefahr bis an die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit Dienst tun.

Applaus, lobende Worte und Schokolade seien zwar nett, bedeuten aber keineswegs die notwendige Anerkennung, die dieser hohe Einsatz für Erkrankte und Pflegebedürftige verdiene. Deshalb sei es dringend nötig, die knappe Personaldecke wesentlich zu vergrößern, um die Arbeitsbedingungen in den Alten- und Pflegeheimen sowie in den Krankenhäusern zu verbessern und damit attraktiver für Berufs-Interessentinnen und -Interessenten zu machen, betont die LSV. Man könne  Intensivpflege-Personal nicht aus dem Hut zaubern aber, wenn man nicht jetzt beginne, junge Menschen durch gute – auch finanzielle – Zukunftsaussichten für diesen Beruf zu interessieren, werde die ohnehin bestehende Personalknappheit weiter dramatisch ansteigen.

Als einen richtigen Schritt bewertet die LSV die im vergangenen Jahr ausgehandelten Tariferhöhungen und die Zuschläge speziell für die Pflegenden. Dies sei allerdings nur ein Puzzlestein in einem notwendigen Maßnahmen-Paket über das in Politik, Gesellschaft und mit den beteiligten Ausbildungs-Verbänden, Pflege- und Krankenkassen, Kirchen und der Arbeitsagentur  dringend gesprochen werden müsse: Arbeitsbedingungen, Personalschlüssel, Umschulungen, Nachwuchs-Gewinnung und Digitalisierung gehören rasch auf die Agenda, verlangt die LSV. Im Übrigen habe die aktuelle Corona-Krise auch den Fokus wieder neu auf das Thema Profit-Denken im Gesundheitssystem gelenkt. Auch dazu sei nach der derzeit akuten Pandemie-Phase eine tiefgehende Diskussion nötig, ist die LSV überzeugt.

Die Seniorenvertretung der Stadt Lohmar teilt die Auffassung der LSV uneingeschränkt. In seinem Pflegebericht 2019 stellt der Rhein-Sieg-Kreis fest, dass die Prognosen zur Entwicklung der älteren Bevölkerung und der ansteigenden Zahlen von pflegebedürftigen Menschen deutlich machen, dass im Rhein-Sieg-Kreis ein großer Handlungsbedarf besteht, um die soziale Infrastruktur an die Alltagsbedürfnisse einer alternden Gesellschaft anzupassen. Der Fachkräftemangel im Pflegesektor bereite große Sorgen. Seit vielen Jahren sei absehbar, dass auch in Zukunft zahlreiche Pflegekräfte fehlen werden. Anhand der in der Pflegeplanung  prognostizierten Entwicklungen werde sich die Situation weiter zuspitzen.

Nach einer Umfrage des Rhein-Sieg-Kreises in 2018 stehen bei den ambulanten Diensten den statistisch errechneten 640 Pflegefachkräften 135 unbesetzte Stellen gegenüber. Bei den Pflegehilfskräften gibt es bei 271 Mitarbeitern 87 offene Stellen. In den stationären Einrichtungen sind umgerechnet 1.065 Pflegekräfte beschäftigt und 57 Stellen sind unbesetzt. Bei den Pflegehilfskräften stehen umgerechnet 944 Kräften 20 unbesetzten Vollzeitarbeitsplätze gegenüber.

Es ist unschwer zu erkennen, dass ca. 2.000 Pflegefach- und Pflegehilfskräfte zusätzlich benötigt werden, die in 62 neu erbauten Pflegeeinrichtungen aktiv werden müssten.

Auch die Kapazitäten der ambulanten Dienste müssten längerfristig fast verdoppelt werden, um angemessen auf die Nachfrage reagieren zu können

Die derzeit in Ausbildung befindlichen 360 Personen reichen zur Kompensation bei weitem nicht aus.

Aus Lohmarer Sicht erscheint es auch dringend, dass der Rhein-Sieg-Kreis sich stärker und unmittelbar in die Organisation und Ausbildung der Pflegefach- und Pflegehilfskräfte einbringt. Die neue Ausbildungsordnung erfordert eine enge Kooperation zwischen den unterschiedlichen Ausbildungsstationen der mehrjährigen Ausbildung. Diese Koordinierung kann nur der Kreis erfolgreich bewältigen.

Die Seniorenvertretung sieht in der Corona-Krise einen Weckruf, den Fachkräftemangel im Pflegebereich endlich anzupacken. Die bei Corona gemachten Erfahrungen könnten den dazu dringend notwendigen Schub geben.

 

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