Der Ausstieg aus der Verstromung von Braunkohle ist in Deutschland beschlossene Sache, damit bis 2050 der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) in Deutschland insgesamt auf Null zurückgefahren werden kann. Der Grund ist die rapide fortschreitende Erderwärmung, die auf höchstens zwei Grad Celsius begrenzt werden muss, um den etwa 8 Milliarden Menschen das Leben auf der Erde auch weiterhin möglich zu machen. Schon derzeit erleben wir immer öfter extreme Wetterereignisse, die bereits Folge der menschengemachten Klimaerwärmung sind.
Nun ist der Abbau von Braunkohle im Tagebau mit riesigen Schaufelradbaggern rein technisch gesehen ausgesprochen sehenswert, ja geradezu ein Erlebnis. In Nordrhein-Westfalen wird dieser Tagebau nicht weit von Köln entfernt in Hambach und Garzweiler von der RWE betrieben.
Besichtigung mit einer RWE-Führung
In normalen Jahren bietet die RWE mehrmals im Jahr Besichtigungstouren mit dem Bus in den Tagebau hinein an. Jetzt in der Coronapandemie wurden diese in 2020 und 2021 nicht durchgeführt. Wahrscheinlich wird das auch 2022 noch nicht wieder möglich sein.
Die RWE-Touren mit dem Bus beginnen im nahegelegenen Paffendorf, wo auch ein schönes Wasserschloss liegt (dazu später).
Der Bus fährt die Besucher nun hinunter in die riesige Grube des Tagebaus, wo die Förderanlagen zu sehen sind, die die Braunkohle zu den Zügen transportiert, die sie in die nahegelegenen Kraftwerke befördert, wo sie in elektrischen Strom umgewandelt wird (die kann man übrigens auch bei der RWE besichtigen).
Und dann bringt der Bus die Besucher auch ganz nah an einen der riesigen Bagger mit seinem Schaufelrad von enormer Größe. In eine einzige der vielen Schaufeln passt gut eine LKW-Ladung Braunkohle hinein. Wenn man so vor so vor einem der größten Bagger der Welt steht, kommt man sich wirklich winzig vor. Dies Gefühl ist sehr beeindruckend und nicht vergleichbar mit dem, was man hat, wenn man von oben in die Braunkohlegrube schaut – selbst mit einem Fernglas nicht.
Wenn man ganz nah dran ist, dann wird einem schon etwas unheimlich .Natürlich arbeitet der Bagger aus Sicherheitsgründen nicht, wenn sich Zuschauer in seiner Nähe befinden. Einen solchen Schaufelradbagger im Betrieb sieht man im folgenden Video.
Nach der Führung bietet es sich an, das nahegelegene Wasserchloss in Paffendorf anzusehen. Es hat einen sehr schönen Schlosspark, der zum Spazierengehen einlädt. Im Schloss befindet sich ain Informationszentrum über den Braunkohlentagebau, für dessen Besuch man nicht sehr viel Zeit benötigt.
Im Herrenhaus befindet sich die Dauerausstellung der RWE über die rheinische Braunkohleindustrie. Daneben ist ein Raum der Entstehung der Braunkohle und der Geschichte ihrer Industrie gewidmet, ein anderer informiert über die Technik und die Umwelteinwirkungen der rheinischen Braunkohleindustrie. Im Turmzimmer sind archäologische Funde aus dem rheinischen Braukohlerevier ausgestellt.
Weil inzwischen sicherlich der Magen knurrend bemerkbar macht, ist wohl jetzt der Besuch der Brasserie angesagt. Im Gebäude sitzt man vom Wetter unabhängig in einem sehr ansprechenden Gastraum. Die Auswahl an Gerichten ist deutlich anspruchsvoller, als im Forum Terra Nova, aberpreislich immer noch akzeptabel. Hier ein Blick in die Speisekarte.
Man kann aber bei schönem Wetter sehr gut im Schlosshof
draußen sitzen, in einer einzigartigen und romantischen Atmosphäre. Dort bedient man sich allerdings selbst.
Besichtigung vom Aussichtspunkt Terra Nova 3 aus
Man braucht aber auch zu Coronazeiten nicht völlig auf dies sensationelle Scenario zu verzichten, weil es beim Hambacher Tagebau von Elsdorf aus mehrere Möglichkeiten gibt, von Aussichtpunkten aus in den Tagebau hineinzuschauen die arbeitenden Riesenbagger zu bestaunen.
Am Hambacher Tagebau ist der schönste und komfortabelste Aussichtspunkt Terra Nova 3, wo es auch die Restauratuion Forum Terra Nova und Spielplätze gibt.
Das Forum Terra Nova bietet einen Aussichtspunkt an, der sehr bequem mit Liegestühlen (aus Stahl) und Informationstafeln ausgestattet ist.
Man sieht in der Ferne am Horizont sogar den Rest vom Hambacher Forst, um den Aktivisten spektakulär kämpfen, indem sie sich Baumhäuser gebaut haben, in denen einige tatsächlich permanent wohnen. Immer wieder hat es dort Demontrationen gegeben, die den Hambacher Braunkohleabbau stoppen wollten und wo Menschen aus ganz Europa zusammen kamen.
Und man kann auch den größten Braunkohlebagger der Welt (hinten links) sehen, wie er gerade Abraum wegbaggert. Es ist sehr gut zu erkennen, wieviel Abraum entfernt werden muss, bevor man auf die Braunkohleschicht trifft, um die es eigentlich geht. Dieser Abraum wird über lange Förderbänder aus der Braunkohlegrube heraus auf eine riesige Abraumhalde (Sophien Höhe im Nord-Westen) geschafft, die als Berg zum Wandern begrünt wird. Am Verteilerkreis beim Forum Terra Nova kann man sich ein Segment des Schaufelrades mit drei Schaufeln in Originalgröße ansehen.
Die Grube hingegen wird man später mit Grundwasser vollaufen lassen, was etliche Jahre dauern wird, sodass ein See für Freizeitaktivitäten entsteht. Solange aber in der Grube gebaggert wird, muss das Grundwasser permanent abgepumpt und in die Erft abgeleitet werden. Das führt in der Region gelegentlich zu kleinen Erdbeben bis höchstens Stärke 3. In seltenen Fällen ist das sogar bis Köln zu spüren.
Im Reaturant Forum Terra Nova bekommt man eine überschaubare Auswahl von Gerichten aber zu sehr zivilen Preisen angeboten und jeden Monat gibt es besondere „Specials“. Natürlich gibt es auch Kuchen und warme und kalte Getränke aller Art, Eis fehlt selbstverständlich auch nicht.
Wer ein Fernglas besitzt, sollte es bei einem Besuch unbedingt mitnehmen, um diese technischen Kolosse näher betrachten zu können. Man gelangt ja nicht, wie bei der RWE-Führung mit dem Bus, ganz nahe an sie heran, aber durch das Fernglas wird es durchaus auch sehr beeindruckend.
Beim Aussichtspunkt Terra Nova 3 gibt es das Forum Terra Nova mit Restaurant und einem großen Kinderspielplatz mit vielen für ihre Kinder (oder ihre Enkel?) attraktiven Spielgeräten.
Von dort aus kann man zum nahe gelegenen Rand des Tagebaus gehen und über den Zaun hinweg in die riesige Kohlegrube schauen. Ganz in der Nähe gibt es weitere Aussichtspunkte: Terra Nova 1, 2, und 4, die aber nicht so attraktiv sind. Lassen Sie sich nicht mehr allzu viel Zeit, denn diese sehenswerten technischen Ungetüme werden nicht mehr sehr lange dort zu sehen sein. Noch sind sie als Zeugen unserer Umweltsünden des vergangenen Jahrhunderts dort zu besichtigen.
Mit dem Auto kommt man von Köln aus sehr einfach über die A4 zum Hambacher Tagebau, wenn man ab AB-Kreuz Kerpen (8) auf der A61 bis Bergheim-Süd (Abfahrt 18) nach Elsdorf abfährt. Das „Forum Terra Nova“ ist ab da sogar gut beschildert.
Mit dem ÖPNV geht es nicht ganz so bequem. Man kann mit der S19 in etwa 30 Minuten nach Horrem (bei Kerpen) fahren und von dort den Bus 914 (alle 30 Min) bis Elsdorf nehmen, was auch etwa 30 Minuten dauert. Von dort sind es noch etwa 2,5 km zu Fuß auf Straßen bis zum Aussichtspunkt „Terra Nova 3“. Dieser letzte Teil ist nicht wirklich barrierefrei, weil man sich teils auf der Fahrbahn (ohne Gehweg) bewegen muss.