Kolonialwarengeschäft, Brotsuppe und Porridge

Ich spreche jetzt von der Zeit 1935 ungefähr. Gewohnt habe ich seinerzeit in Beuten, Oberschlesien. Wir wohnten am Stadtrand und hatten da ein Kolonialwarengeschäft, wo aber die Lebensmittel, Mehl, Zucker usw., nicht voreingepackt waren, sondern wenn man kam, wurde eingepackt. Es war alles doch sehr einfach, und das Angebot an Lebensmitteln war doch sehr knapp. Das Geld war den einzelnen Bewohnern doch ein bisschen knapp, dann wurde häufig auch die sogenannte Schuld aufgeschrieben. Man brauchte nicht immer alles sofort zu bezahlen, vor allem wenn es ein paar Tage vor dem nächsten Geldtag war. Da hat man gesagt „Wir haben eigentlich immer Geld, nur am Ende des Monats bleiben ein paar Tage über“. Dann hat halt der Händler ein sogenanntes Schuldnerbuch geführt, aber es gab eigentlich nie Schwierigkeiten. Wir hatten da am Stadtrand wenig Geschäfte, allerdings hatten wir auch in der Stadtmitte selbst das Geschäft Woolworth gehabt, das haben wir damals schon gehabt, und da konnte man doch eine ganze Menge einkaufen.

Was das Essen angeht, wir hatten auch nur einen Kohleherd, dass das Zubereiten doch ein bisschen schwieriger war, nicht, sagen wir mal, so schön, wie es heute ist, Knopf eindrücken, und schon kann man kochen. Als Mittagessen gab es überwiegend einen Eintopf und sogar noch eine Brotsuppe.
Gegessen haben wir dann aber auch schon Gänsebraten und auch schon Fisch, vor allen Dingen zu Weihnachten, Gänsebraten oder auch Karpfen oder auch Schleie. An Wurst hatten wir damals schon die Krakauer, die Wiener Würstchen aber auch Frankfurter. Die haben wir damals schon gehabt. Das wäre wohl – sagen wir mal – das Gröbste aus der Zeit, wo ich noch zu Hause war.

Alfred B. 2015, Jg. 1924
Alfred B. 2015, Jg. 1924

Nun bin ich ja 1942 zu den Soldaten gekommen, erst Arbeitsdienst und als Soldat in der Gefangenschaft, da war das Essen natürlich sehr, sehr schwierig und sehr dürftig. Wir haben in den ersten beiden Lagern – ich war ja insgesamt in 5 (Gefangenen-)Lagern – haben wir nur Brot und feste Nahrung bekommen, und die war sehr, sehr knapp. Erst dann im dritten Lager, das war unten in Italien im Absatz, da gab es auch schon Eintopf. Da aber das Essen knapp war, haben wir dann den Spruch gemacht: Des Schöpfers Schöpfers Schöpfer war zu klein – Schöpfer oben, Schöpfer hier war zu klein, dadurch war das Essen wenig. Dann haben wir, obwohl die Kartoffeln ziemlich dünn geschält wurden, haben wir manchmal … vor lauter Hunger haben wir die Kartoffelschalen geschabt und dann in einer Dose warm gemacht und gegessen, das schmeckte überhaupt nicht, haben wir also nicht oft gemacht. Dann kam ich in die zwei anderen Lager im Arbeitseinsatz beim Zentralkommando der britischen Mittelmeerstreitkräfte, und da gab es schon warmes Essen, und wir waren auch zum Teil in der Essensausgabe tätig, und was da gegessen wurde, das war – wie sagt man – Haferflocken … Porridge nannten das die Engländer, das waren aber Haferflocken, und dann als ich in Padua war, da gab es fast normales Essen, wenn es auch sehr knapp war.

Das Größte, was mir jetzt noch so eingefallen ist, da gab es noch ein Spruch: Bei Hindenburg und Papen, da gab es noch ’nen Braten, bei Hitler und bei Göring, da gab es nur noch Hering. Das hat ein Onkel von mir mal gesagt.

Alfred B.

September 2015
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