Schaffneransagen auf der Straßenbahnlinie 18

Foto: TheGuyCalledDennis
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Die Straßenbahnen wurden von einem sog. Schaffner betreut, der Fahrkarten verkaufte, mit einer Zange „knipste“ (entwertete), für Ordnung sorgte und die Haltestellen ausrief. Die Straßenbahnlinie 18 führte vom Hbf Essen bis Mülheim Stadtmitte. Die Bahn war während des Berufsverkehrs und Schulbetriebes stark frequentiert, zumal an der Strecke alle Mülheimer Zechen, wie Humboldt, Rosenblumendelle und Wiesche, lagen. Im Allgemeinen herrschte in den Wagen gedrückte Stimmung. Die Bergleute waren müde von der Schicht und die Schüler vom frühen Aufstehen.

Ausnahmezustand herrschte, wenn ein Schaffner besonderer Art seinen Dienst versah. Er konnte wunderbare Grimassen schneiden, lustige Sprüche klopfen und sein Gesicht mit künstlichen Bärten und Wimpern verändern. Allgemeine Heiterkeit kann auf, wenn er die einzelnen Haltestellen mit veränderten Namen ausrief. Ich habe noch folgende in Erinnerung:

Aus …

… Heißen Kirche wurde Heißen Dom,

… Hellmann (einer Pferdehandlung mit kleinem Parcours) wurde Padsbahn,

… Wiescher Weg (Wiesche heißt auf Mölmsch Platt Wiese und war auch der Name einer Zeche) wurde Wiesenweg,

… Kalkstraße wurde Zementstraße.

Die Fahrten mit der Straßenbahn an den Tagen, wenn unser Komiker Dienst hatte, waren in den Morgenstunden nach Fliegeralarm und Bombennächten immer für „Blagen“ und „Olle“ eine willkommene Abwechslung.

Horst Heckmann im Juli 2016

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