Bade- und Waschgewohnheiten

In meiner Kindheit, also in den 40-er und 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts, war die Körper- und Haushaltspflege noch sehr einfach. Für die Körperpflege – also zum Baden und täglichen Waschen – gab es nur Wasser und  Kernseife. Allerdings hatten wir in unserer Wohnung schon ein Badezimmer mit Badewanne und einem Gasboiler. Gels oder Badezusätze waren in den 40er Jahren noch nicht bekannt. Zum Eincremen kannte man nur Penaten- oder Niveacreme.

In den 50er Jahren hatten meine Eltern dann aber schon zum Waschen und Baden Palmolive Seife oder auch FA Seife. Sobald es etwas Neues auf dem Markt gab, haben meine Eltern es gekauft.

Zum Geschirrspülen gab es noch keine Spülmittel. Vor dem Spülen wurden die Essensreste vom Geschirr mit kaltem Wasser abgespült und anschließend ins heiße Wasser gelegt und gespült. Das Wasser musste natürlich sehr heiß sein, damit auch das Fett vom Porzellan entfernt werden konnte. Nach diesem Vorgang legte meine Mutter das Geschirr auf das Spülbrett und ließ erst einmal das Wasser ablaufen, um das Geschirr dann abzutrocknen. Für die Reinigung des Spülbeckens und Spülbrettes gab es Ata, ein Scheuermittel.

Die Fußböden waren nur einfache Holzdielen auf denen Linoleum gelegt wurde, denn Teppiche und Staubsauger gab es noch nicht. Zum Reinigen dieser Böden benutzte man nur einen Besen mit Handfeger und Kehrblech und einmal in der Woche wurde der Fußboden ordentlich gewischt, nur mit Wasser, Schrubber und Aufnehmer. Wenn es nötig war, wurde auch zweimal in der Woche gewischt. Alle zwei Monate hatten wir Flurwoche in Essen-West. Der Hausflur musste zweimal in der Woche geputzt werden. Wenn der Boden – auch in der Wohnung – mal besonders dreckig war – z. B. in den Wintermonaten – dann wurde zusätzlich Schmierseife benutzt, sonst gab es keine weiteren chemischen Zusätze.

Als dann die ersten Teppiche aufkamen, mussten diese mindestens einmal im Monat auf den Hof getragen, auf eine Teppichstange gelegt und geklopft werden. Dazu gab es extra einen Teppichklopfer, wenn man nicht artig war, bekam man damit auch schon mal etwas auf den Po.

Mit der Haushaltswäsche war alles noch aufwändiger. In unserem Haus gab es eine Gemeinschaftswaschküche für 6 Familien. Jede Familie durfte für eine Woche die Waschküche in Anspruch nehmen und erhielt den Schlüssel der Waschküche. Also mussten wir 6 Wochen warten, bis wir dran waren, oder man musste sich untereinander verständigen, wenn man mal besonders viel Wäsche hatte. Die Waschmaschinen wurden durch Wasserdruck betrieben. Ein Schlauch wurde an der Waschmaschine befestigt, mit dem Wasserhahn verbunden, und so konnte die Maschine arbeiten, manchmal musste auch mit der Hand nachgeholfen werden, damit die Maschine in Schwung kam. Nach dem Waschen wurde die Wäsche durch eine kleine Mangel gedreht, das erfolgte mit der Hand. Auf dem Hof gab es zwei Teppichstangen, die mit Kordeln verbunden waren, so dass man die Wäsche zum Trocknen darauf hängen konnte. Da es bei uns auf dem Hof sehr viel Wiese gab, wurde die weiße Wäsche, die besonders weiß werden sollte, bei Sonnenschein auf die Wiese gelegt und von der Sonne gebleicht. So hatte man das damals bezeichnet.

Da ich während des Krieges und noch 3 Jahre nach dem Krieg – also von 1944 bis 1948 – bei Pflegeeltern war, habe ich eine noch aufwändigere Waschart erlebt. Meine Pflegemutter hatte einen großen Waschbottich mit Ofen, darin hat sie ihre Wäsche gewaschen, hauptsächlich Kochwäsche. Die meisten Wäschestücke waren früher auch zum Kochen. Wenn es Flecken in der Wäsche gab, dann nahm meine  Pflegemutter ein Waschbrett und rieb so lange mit der Wäsche über das Brett, bis die Flecken raus waren, die Wäsche wurde noch mal gespült, gewrungen und dann aufgehängt.

Nachdem ich dann ab April 1948 wieder bei meinen Eltern war und wir inzwischen aber schon das Jahr 1954 hatten sind meine Eltern mit mir zur Heimaterde gezogen. Dort hatten wir eine halbe Haushälfte ganz für uns und konnten schalten und walten, wie es für uns gut war – auch mit unserer Haushaltswäsche. Es gab anfangs noch eine Waschmaschine mit Wassermotor – soweit ich mich erinnern kann – aber dann gab es auch bald eine mit E-Motor. Der Aufbau nach dem Krieg hatte also langsam begonnen, und bald gab es auch Teppiche und Staubsauger, Gels und Badezusätze.

Christa Goller

November 2016
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