Theodor Fliedner Stiftung am 21.03.2017

Altenpflegeseminar

Frau Eva Timm: NS-Zeit, Norm, Stigmatisierung, Druck

Horst Heckmann: Überlebensstrategien / positives Annehmen des Lebens

Gegen O9.00 Uhr holte ich Frau Timm ab und fuhr mit ihr Richtung Mülheim-Selbeck zur „Theodor Fliedner Stiftung“. Trotz Lageplanes fanden wir nicht sofort die Veranstaltungsstätte. Erst nach Hinweisen einiger Bewohner erreichten wir unser Ziel. Dabei folgten wir dem Stimmengewirr junger Menschen, die dem Tagungsraum noch den letzten dekorativen Schliff verliehen

Die am Telefon so freundlich gewesene Seminarleiterin, Frau Wegner, war kurzfristig erkrankt, sodass wir sie leider nicht persönlich kennenlernten. Der ebenfalls freundliche wie sympathische Stellvertreter hieß uns  herzlich willkommen. Die jungen Seminaristinnen und Seminaristen bekundeten bereits im Vorfeld durch die unterschiedlichsten Fragen ihr Interesse an der bevorstehenden Veranstaltung. U.a. erkundigte man sich freiweg danach, ob Frau T. und ich ein Paar seien, was wir natürlich lachend verneinten.

Inzwischen waren auch Frau Reuß  – sie nimmt immer geduldig die verkehrsproblematische Strecke von Leverkusen nach Mülheim/Ruhr in Kauf,  Respekt!  – und Herr Zabelberg eingetroffen. Die Hälfte der ca. 20 – 25 Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer im Alter zwischen  17 bis 40 Jahren setzten sich aus jungen fröhlichen Leuten, viele mit Migrationshintergrund, zusammen. Eine liebevoll dekorierte „Kaffeetafel“,  reichlich mit Gebäck und jeder Menge gefüllter Kaffeekannen versehen, schuf  die Voraussetzung, um die überwiegend ernsten bis traurigen Inhalten unserer Berichte dennoch mit einer wohltuenden, familiären Athmosphäre zu umhüllen.

Nachdem der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt war, eröffnete Frau Reuß die Vortragsreihe. Frau Timm, die über ihre Erlebnisse zum Thema „NS-Zeit in Berlin“ berichtete, gewann durch ihre besonders natürliche Art zu erzählen sofort die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Bei der Schilderung, wie sie die Trennunug von ihrem noch kleinen jüdischen Freund erlebte, konnte sie sich ein paar Tränen nicht erwehren.

Nach einer kurzen Pause bekam ich die Gelegenheit zu dem Thema „Lebensstrategien und positives Annehmen des Lebens“ meine eigenen Erlebnisse zu schildern. Ich hatte das Konzept schriftlich ausgearbeitet, aber schon kurz nach der Einleitung verlassen und frei von der Leber weg gesprochen. Meine Ausführungen hatten hauptsächlich die sehr wechselhaften und häufig gefährlichen Lebenssituationen zum Inhalt, die ich als 16/17- Jähriger erlebte, aber auch meisterte.

An den Gesichtern, dem abschließenden Applaus und den gestellten Fragen war erkennbar, das unsere Mission angekommen war.

Anschließend  lud man uns zu einem Fotoshooting inmitten der gesamten Zuhörerschaft ein und bot uns einen Rundgang durch das Fliedner-Dorf an, was wir gerne annahmen. Die Seminarsprecherin sowie fast alle Teilnehmer begleiteten uns und veranschaulichten mit großem Eifer, aber auch Stolz, alles Wissenswerte über das schmucke Dorf und dessen Einrichtungen,  vergaßen aber auch nicht das Bemühen der Helferinnen und Helfern zu erwähnen,  die den Bewohnern auf Dauer ein Zuhausesein-Bewußtsein zu schaffen.

Ich bin sicher, alle Beteiligten waren an diesem Morgen mit uns gleicher Meinung, dass die gehaltenen  Vorträge wichtige Anstöße zum besseren Verstehen mancher Eigenschaften und Verhaltensweisen älterer, sowie kranker Menschen ausgelöst haben, deren schlummernde Erlebnisse heute noch bewußt oder unbewußt lebensbestimmend sind.

Uns von der ZZB wiederum ermutigt dieses Wissen zum Weitermachen, wo nicht zuletzt das Gefühl des „Noch-gebraucht-Werdens“ als unschätzbarer Lohn gezahlt wird.

26. April 2017

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