Lesung: Kriegsende 1945

Als am 08. Mai 1945 endlich die Waffen schwiegen, versank Nazideutschland in einem Meer aus Blut und Tränen. Das Deutsche Reich hatte gegen 53 Staaten Krieg geführt mit mehr als 60 Millionen Toten. Unter den europäischen Nationen gab es ca. 20 Millionen tote Soldaten (darunter fast 14 Mill. Sowjetrussen), ca. 15 Millionen Zivilisten (darunter 6 Millionen Sowjetrussen und 3,5 Mill Deutsche und 2,5 Mill. Polen), ca. 6 Millionen Juden. In Asien und im Pazifik gab es zudem noch 16 Millionen Tote, darunter 13,5 Mill. Chinesen und ca. 2 Mill. Japaner.

Lesung (15.05.2018): Kriegsende
Das Kriegsende wurde unterschiedlich erlebt

Auf Großbritannien fielen im Krieg 74.000 Tonnen Bomben, in Deutschland 2 Mill. In Großbritannien waren mehr als eine halbe Mill. Wohnungen unbrauchbar, in Deutschland war 1/4 des gesamten Wohnraums zerstört oder beschädigt. Zu den drei Mill. Obdachlosen kamen noch ca. 12 Mill Flüchtlinge und Vertriebene hinzu. Warschau war praktisch unbewohnbar, in Leningrad blieb die Versorgungslage noch sehr lange kritisch, im Hungerwinter 1944/45 starben allein 16.000 Niederländer.

Als die Welt zudem gegen Ende des Krieges erfuhr, was im Namen des deutschen Volkes in den Konzentrationslagern geschehen war, kehrte sich der Zorn der Völker gegen Hitlers Volk. Es war wohl eine der größten Aufgaben für das Nachkriegsdeutschland, diesen Genozid zu verarbeiten.

50 Millionen Menschen waren allein auf dem Kontinent Europa zeitweise auf der Flucht. In ganz Europa wurden 1946/47 nur etwa 75 Prozent an landwirtschaftlichen Erzeugnissen im Vergleich zu den Jahren vor dem Krieg produziert. Schätzungsweise 100 Millionen Menschen mussten von 1500 und weniger Kalorien pro Tag leben. Hunger, Kälte, elementare Not prägten den Alltag der europäischen Bevölkerung.

Winston Churchill hielt im September 1946 in Zürich eine viel beachtete Rede, in der folgende Worte standen:

„Ich möchte über die Tragödie Europas sprechen. In weiten Gebieten starren ungeheure Massen zitternder menschlicher Wesen gequält, hungrig, abgehärmt und verzweifelt auf die Ruinen ihrer Städte und Behausungen. Und doch gibt es ein Mittel, das wie durch ein Wunder die ganze Szene verändern und in wenigen Jahren ganz Europa, so frei und glücklich machen könnte, wie es die Schweiz heute ist. Welches ist dieses Heilmittel? Es ist die Neuschöpfung der europäischen Völkerfamilie. Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa errichten.“

Wir sind uns heute bewusst, dass wir uns mit diesem Teil der Geschichte unseres Volkes immer auseinanderzusetzen haben. Die Deutschen haben das Unrecht in die Welt gesetzt (G. Grass); doch auch das deutsche Volk hat gelitten – und auch daran ist zu erinnern. Günter Grass:

„Niemals hätte man über so viel Leid, nur weil die eigene Schuld übermächtig und bekennende Reue in all den Jahren vordringlich gewesen sei, schweigen, das gemiedene Thema den Rechtsgestrickten überlassen dürfen.“

Wie haben also unsere Zeitzeugen dieses Kriegsende erlebt, wo sie doch noch Kinder waren?

Herr Ruthmann ist zunächst in die Niederlausitz evakuiert worden und flüchtete von dort mit seiner Familie nach Schleswig-Holstein. Und Frau Storks hat bis zum Kriegsende gar nicht gewusst, was Frieden heißt.

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