Abschluss Mittelschule
Er ging dann dort in Bad Langensalza bis 1944 noch in die 10. Mittelschulklasse und schloss mit der Mittleren Reife ab.
Traumberuf: Handelsmarineoffizier
Was sollte oder konnte man mitten im Krieg werden? Beeindruckt von dem Lied ‚La Paloma‘, des Buches ‘Mein Weg nach Scapa Flow’ und der Tatsache, dass sein Großvater einer der ersten Schiffer auf der ‚Prinz Heinrich’ in Mülheim war, wuchs sein Wunsch, zur See fahren zu wollen. In dem Buch erlebte der berühmte Kapitänleutnant Priem, der Held von Scapa Flow, seine Grundausbildung bei Kapitän Wagner. Das Tragen dieser besonders chicen Form von Uniform war auch nicht verachtenswert. Ein wenig blauäugig – vom heutigen Standpunkt aus betrachtet – bewarb sich Heckmann bei der bekannten deutschen Seemannsschule in Hamburg. Weder Vater noch Mutter waren mit diesem Wunsch einverstanden; dennoch ließen sie ihn nach Wismar ziehen. 120 Reichsmark mussten für die Uniform ausgegeben werden, weitere 140 Reichsmark pro Monat für weitere Gebühren.
Deutsche Seemannschule
Schiffsjunge Horst Heckmann
Die Seemannsschule war inzwischen nämlich nach Wismar verlegt worden, weil das Gebäude in Hamburg völlig zerstört war. Das Dreimastvollschiff Großherzogin Elisabeth wurde als Schulschiff eingerichtet, d.h. die Anwärter wurden dort untergebracht und hielten sich Tag und Nacht auf dem Schiff auf. Die Ausbildung zum Schiffsjungen (September bis November 1944) war knochenhart, machte trotzdem Spaß: Bootsdienst, allgemeine Schiffs-Kenntnisse, Bau des Schiffes, Segel exerzieren, Takelage, Bordarbeiten usw. Morgens musste man bereits mit der Hängematte an Deck antreten, die ordnungsgemäß gezurrt sein musste. Wenn dies nicht den Vorstellungen des Obermaats entsprach, musste man sie auf den Buckel nehmen und damit in die Masten klettern. Der Mast war 43 m hoch! – Die Strafe folgte also auf dem Fuße. Disziplin war das größte Gebot. Das Rein-Schiff-Machen stand um 11:00 Uhr auf dem Plan.
Die einzige Möglichkeit, mal von Bord zu kommen, war, wenn man Zahnschmerzen hatte. Um nicht länger von Bord zu bleiben als nötig, wurde man beim Gang zum Zahnarzt begleitet.
Eins meiner vielen Interessen war immer schon, das aktuelle politische Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu sehen. Was mit Einzelschicksalen in ihrer jeweiligen Zeit passiert, habe ich schon in die Wiege gelegt bekommen, denn beide Eltern waren nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlingskinder, mein Vater sogar noch Kindersoldat. Erst nach meiner Pensionierung konnte ich mich mit den Folgen dieser schrecklichen Zeit in der deutschen Geschichte beschäftigen und damit auch mit den Ursachen.
Bei meiner Arbeit ist mir ganz wichtig, immer auf das Alter der Erzählenden zu achten und immer danach (auch der Zuhörer sich selbst in seiner Biografie) zu fragen, inwieweit das politische Bewusstsein schon vorhanden war; und das ist bei jedem Menschen verschieden. Ich möchte ein Mosaikstückchen dazu beitragen, dass junge Menschen ihr persönliches politisches Bewusstsein bilden können; deshalb ist mir die Arbeit an Schulen eine Herzensangelegenheit.
Die Zeitzeugen fühlen sich manchmal unverstanden, wenn aus dem Heute Rückschlüsse nach Gestern geschlossen werden, frei nach dem Motto Warum habt ihr nichts gemerkt?, Wie konnte das passieren?, usw. Und genau hier ist der Punkt, an dem ein Austausch mit der jüngeren Generation stattfinden kann. Indem es den Zeitzeugen gelingt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die damalige Zeit versuchen hineinzuversetzen, können auch Bilder für das eigene Leben, für die eigene Zukunft entstehen.
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