Volksschule

Schulgebäude und -gelände

Horst Heckmann mit Schultüte
Mein 1. Schultag

Ich kann mich sehr genau an den roten Backsteinbau an meinem ersten Schultag im Frühjahr 1934 erinnern, zu dem mich meine Mutter an der Hand führte. Unvergesslich ist auch der Geruch von Bohnerwachs beim Betreten dieses Gebäudes, dessen Gelände sich zudem für allerlei Geländespiele eignete: Indianer, Räuber und Gendarm, aber auch zum „Plüsterken machen“ (Feuer machen) und Budenbauen. Die Schule war in der Straße „An der Leybank“ unterhalb des Geländes der Zeche Sellerbeck; beides gibt es heute nicht mehr, lediglich ein Stellwerk auf der Zugstrecke nach Essen erinnert noch daran.

Klassenraum

Im Klassenraum sah es so aus: Das Handwaschbecken des Lehrers stand in der Ecke mit einem blau-weißen Handtuch, daneben ein Schrank, wo die Hefte untergebracht waren, und eine Tafel auf dem Ständer. In die Stuhlbänke mit 2-er Sitzen war das Tintenfass eingelassen. Wir Erstklässler wurden begrüßt, die Klasse vor uns hatte sogar ein Bild gemalt mit schönen Grüßen für uns Erstklässler.

Lieblingslehrer

Horst Heckmann Klassenfoto im 2. Schuljahr mit Lehrer Lüther
Meine Klasse mit meinem Lieblingslehrer Herr Lüther im 2. Schuljahr

Mein 1. Klassenlehrer Lehrer hieß Herr Lüther. Er war sehr jung, kam wahrscheinlich gerade von der Fachschule oder von der Akademie. Er machte auf meine Mutter einen guten Eindruck und hielt zudem eine wunderschöne Ansprache. Die Zuckertüte wurde stolz herumgereicht.

1. und 2. Schuljahr

Horst Heckmann mit seiner Klasse im 3. Schuljahr
Meine Klasse im 3. Schuljahr

Im ersten und zweiten Schuljahr sind wir mit Herrn Lüther, der wohl ein Techtelmechtel mit Frau Franz von der Parallelklasse hatte, oft gewandert. Während die beiden Lehrer sich dann unterhielten, konnten wir Schüler tun und lassen, was wir wollten. Frau Franz hatte eher Schüler der Jahrgänge 1927. Dieser Jahrgang musste eher zu den Pimpfen, nachher aber auch früher zu den Flakhelfern – und auch noch früher zum Militär. Die Scheide war der 31.12.1927

Schulalltag

Mein Lesebuch in der Volksschule

Mit 8 Jahren wurden wir von unserem Rektor schon eindringlich über die Eigenschaften der Juden unterrichtet (ca. ab 1937). Diese wurden von ihm in den dunkelsten Farben geschildert, wobei er besonders herausstellte, dass es die bösen Juden waren, die unseren Jesus Christus ans Kreuz schlugen. Das ist bei uns Kindern nicht spurlos vorbeigegangen, sondern zielte genau in die Richtung, in der die Nationalsozialisten den  Heranwachsenden mit religiösem Elternhaus haben wollten: Was für ein böser Glaube hat die Juden zu so einer Tat bewogen? – Hass begann bei uns  jungen Menschen heranzureifen.

Ab dem dritten Schuljahr gehörte die offene Hetze gegen die Juden zum Schulalltag. Wir hörten oft, sie seien volksfeindliche Elemente, die aus der Gemeinschaft herausgezogen werden müssen und deswegen  in Arbeitslager kämen.

Jetzt lernten wir auch schon das Antreten in Zweier- und auch Dreierreihen. Unser damalige Lehrer schien ein alter Offizier aus dem Ersten Weltkrieg gewesen zu sein: Kurzbeinig schritt er dann die „Front“ ab. Das ging so weit, dass wir uns auch nach Größe aufstellen mussten. Auf jeden Fall habe ich da bereits gelernt, mich richtig einzugliedern.

Ich erinnere mich, dass die Schule sehr oft zum Sammeln aufrief. Das fing mit dem Milchgeld in den ersten beiden Schuljahren an und hörte auch im Krieg später nicht auf. Ich bin auch für den sogenannten VDA sammeln gegangen (das war der Volksbund der Deutschen im Ausland, ab 1935), insbesondere für Polen und den Sudentengau. Als Gegenleistung erhielten die Spender eine blaue Kerze, die Größe je nach Höhe des Geldbetrages (ab 1936).

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