Im Rahmen unserer Lesungen in der Bücherei am Löhberg Nr. 4 widmete ich mich diesmal dem o.g. Thema. Die Teilnehmerzahl – sie betrug 22 – hätte etwas größer sein können. Vielleicht waren den Älteren der späte Beginn oder die Angst, nach Ende der Veranstaltung alleine durch die Dunkelheit gehen zu müssen, die Gründe dafür, vielleicht aber auch die Urlaubszeit.
Die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten jedenfalls ein verhältnismäßig großes Interesse, evtl. auch deshalb, weil es nicht alltäglich war, dass ein junger Westdeutscher sich freiwillig in die damals anrüchige sowjetische Besatzungszone begeben hatte, um dort pädagogisch tätig zu werden.
Der Vortrag gab aber auch zu erkennen, dass meine Reise dorthin nicht stattfand, um dort länger zu verweilen, sondern lediglich die Familienzusammenführung zu bewirken.
Da ich als Jugendlicher und junger Erwachsener von der Nazi-Diktatur auf das Schändlichste missbraucht und falsche Ideale eingeimpft bekam und zu Genüge erleben musste, hatte ich mir vorgenommen, am Aufbau einer neuen, friedlicheren Ordnung mitzuwirken. Ich ließ in meinem Vortrag erkennen, dass ich in den ersten Tagen meines Aufenthaltes in der ‚Ostzone‘ – wie es damals hieß – den Eindruck erhielt, dass dem Demokratiegedanken dort eine größere Plattform eingeräumt wurde als in Westdeutschland, wo die alten Nazis sich immer noch in ihren Ämtern befanden bzw. wieder eingesetzt wurden und der Militarismus schon wieder neue Blüten trieb. Das Wort ‚Frieden‘ war in den Anfängen stets gegenwärtig, ob auf Transparenten, in der Presse oder im Rundfunk.
Leider kristallisierte sich das Gegenteil heraus. Ich musste noch einmal eine schmerzhafte Enttäuschung verkraften, ähnlich wie die während bzw. nach dem Zusammenbruch des ‚Tausendjährigen Reiches‘. Der sogenannte Arbeiter- und Bauernstaat, sprich DDR, ließ nach wenigen Jahren die Maske fallen und zeigte sein wahres Gesicht, nämlich das einer Diktatur nach sowjetischem Vorbild.
In meinem Beitrag versuchte ich zu verdeutlichen, dass ich meinen Beruf als Dorfschullehrer sehr geliebt und ihn trotzdem aufgegeben habe, da mir die Freiheit mehr wert war als ein gutes Leben auf einem Pulverfass.
Ich hatte den Eindruck, meine Zuhörerinnen und Zuhörer erreicht und Ihnen einen kleinen Einblick in die Anfänge und Verhältnisse der ehemaligen DDR aus meiner Sicht gegeben zu haben.
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