Albert-Einstein-Gymnasium

Rumeln-Kaldenhausen

Unmittelbare Nachkriegszeit

24.01.20189 um 16:00 Uhr bis 17:45 Uhr, Jahrgangsstufe 9, Geschichtskurs

Wir wurden nach witterungsbedingt verspäteter Ankunft auf dem Parkplatz des Gymnasiums von Frau Sp. empfangen und über komplizierte Wege und Treppen zum Klassenraum geleitet, in dem sich bereits 10 Schülerinnen und 7 Schüler zu einem Halbkreis formiert hatten.

Ich begann unverzüglich nach Vorstellung meiner Person (mit Altersangabe, Herkunftsort) und Kurzbericht (über Evakuierung, Flucht und Heimreise nach Duisburg) mit meiner Schilderung der in der Heimat Duisburg vorgefundenen Wohnsituation, d. h. der Beschlagnahmung unserer Wohnung durch eine andere ausgebombte Familie, Zustand unserer Wohnung und des darin befindlichen Mobiliars mit anschließender Rückgewinnung unseres verbrieften Wohnrechtes. Es folgte mein Bericht über die totale Veränderung der Obrigkeitsverhältnisse durch die Militärregierung und deren Verhaltensvorschriften mit den verordneten Verboten und Geboten, die in Form von Aushängen und öffentlichem Aushang der Bevölkerung auferlegt worden waren.

Ich ging auf die Mangelwirtschaft und die Beibehaltung der Lebensmittelbewirtschaftung über Lebensmittelkarten und die trotzdem anhaltende Mangelversorgung infolge unregelmäßiger Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln ein und dem dadurch einsetzenden Schwarzhandel in Form von Kompensation durch Austausch von Waren des täglichen Lebens. Auf Seiten unserer Familie kamen uns die beruflichen Fertigkeiten unseres Vater und seine Geschicklichkeit in der Ausnutzung persönlicher Verbindung und Quellen aus der Vorkriegszeit sehr zu gute.

Meine Offenbarung als Kohlenklau bei der Eisenbahn, meine Mitwirkung bei der Trümmerbeseitigung und die frühe Erfindung des Recyclings durch Rückgewinnung von Ziegelsteinen und Kupferdraht von elektrischen Leitungen aus Resten von Trümmerruinen durfte nicht fehlen. Den Abschluss bildete die Schilderung der Wiederaufnahme des Schulbetriebs unter den obwaltenden desaströsen Gebäudeverhältnissen, dem Mangel an Lehrpersonal und Lehrmitteln im Herbst 1945.

Der Bericht wurde nicht nur von Frau Sp. mit außerordentlichem Lob bedacht. Auch die jungen Leute waren sehr diszipliniert und aufmerksam und spendeten Beifall, ließen es aber an Nachfragen und entsprechenden Einlassungen leider fehlen.

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