Wohnen und Leben auf dem Hof

Leben mit den Jahreszeiten

Pommern war ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Im Dorf gab es einen Dorfkern, die anderen Höfe waren verstreut im Land. Die Natur bestimmte den Lebensrhythmus, die Jahreszeiten bestimmten die Arbeit. Alles hatte einen ruhigen Ablauf. Durch die Tageszeitung waren wir mit der Außenwelt verbunden. Telefon und Fernsehen gab es ja noch nicht. Wir Kinder gingen mit auf den Acker und mussten kleine Hilfsarbeiten verrichten.

Torf war ein Brennstoff, der sehr arbeitsintensiv war. Im Frühjahr fuhren die Männer ins Moor. Zu jedem Hof gehörte auch Moorland. Man brauchte zum Torfstechen einen Torfspaten. Der war sehr leicht, und mit dem stach man Stück für Stück die Ziegel aus dem Moor heraus. Die Ziegel wurden auf einer Wiese zum Trocknen durch die Sonne ausgebreitet, und im trockenen Zustand wurden sie zu Türmen aufgeschichtet. Luftdurchlässig musste es sein, damit es trocknete. Nach einiger Zeit wurden die Türme umgeschichtet, und die Sonne brannte die Ziegel von neuem. Im Herbst und Spätsommer wurde der trockene Torf in die Torfstallung gebracht. Es war mühsam, aber der Torf verströmt beim Brennen eine wohlige Wärme. Von der Herstellung bis zum Verbrauch war viel Arbeit nötig. 

Holz wurde aus dem Forst geholt, gesägt, gehackt und verbrannt. Vor allen Dingen zum Brotbacken benötigte man Holz. Das ganze Haus wurde mit Kachelöfen beheizt. Im Haus wurden auch nicht alle Zimmer beheizt, sondern nur die Wohnküche und das Schlafzimmer meiner Großmutter, manchmal auch das Wohnzimmer. Im Winter kam die Wärmflasche ins Bett, und die Bettdecke wurde an den Ofen gehängt. Am Kachelofen befanden sich Haken und an den Knopflöchern  wurde die Bettdecke  dort aufgehängt und angewärmt.

Frau Anders beschreibt das Leben in Pommern auf dem Hof im Wechsel der Jahreszeiten

In Pommern waren die Winter kalt und die Fenster oft zugefroren. Wenn wir rausschauen wollen, hat man sich ein Loch gepustet,  damit man etwas sehen konnte. 

Alle Wäsche wurde selbst gewebt. Auch Bekleidung war Eigenproduktion, Wolle wurde gesponnen, Flachs angebaut, Wäsche wurde gewebt. Weben und Spinnen geschahen meist im Winter. Dann wurde auf einem Spinnrad Garn gesponnen und auf dem Webstuhl gewebt; der Webstuhl füllte das halbe Zimmer aus. Noch heute kann man in Museen das bewundern, was die Leute hergestellt haben: Handtücher, Bettwäsche, Tischwäsche und zum Teil auch zweifarbig. Da wurde dann etwas eingefärbt, und da gab es rot karierte Bettwäsche und Tischdecken, die blau und weiß gemustert waren, und das richtete sich danach, wie der Webstuhl eingestellt war. Ich weiß nur, dass das sehr schwierig war mit dem Schiffchen, das Weben anschließend, das war einfach: durchschieben und treten, bis der Wechsel kam, und dann wurde wieder durchgeschossen.  Diese Handarbeiten kenne ich alle noch persönlich. Wir trugen schafwollene Stricksachen; die Wäsche kratzte. Im kalten Winter wurden wir Schulkinder mit dem Schlitten zur Schule gefahren. 

Es wurde auch Flachs angebaut. Nach der Ernte wurde er geschnitten, getrocknet, gehaspelt und die gewonnenen Leinengarne gefärbt. Danach erfolgte das Spinnen der Garne. Zur Herstellung von  rotkariertem Bettbezügen am Webstuhl kamen diese Garne zum Einsatz .

Im Winter wurden auch Schweine geschlachtet und Gänse in der Stadt verkauft. Das war für uns Kinder immer sehr interessant zuzugucken. 

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