Das Elternhaus blieb unbeschlagnahmt

Ich bin in einer Kleinstadt im Salzkammergut aufgewachsen. Das war schon vor dem I. Weltkrieg  ein Fremdenverkehrsort. 1945 waren die Amerikaner da, seitdem fanden keine Kämpfe mehr statt. Sie sind nur noch durchmarschiert, und sie haben dann – weil es so schön war – unseren Ort zur „Recreation Area“ für ihre Truppen erklärt, was dazu führte, dass die größeren Hotels von den Amerikanern beschlagnahmt wurden.

Dort wurden dann ihre Truppenangehörigen, Offiziere usw. untergebracht. Ich habe das aus Erzählungen meiner Eltern mitgekriegt, die einen Gasthof mit Fremdenzimmer-Vermietung besassen, sie waren davon durch einen Zufall aber nicht betroffen.

Dabei gingen sie nach Kriegsende so vor: Sie haben genommen, was sie für richtig hielten und das war’s. Ein Offizier befiehlt: Die US Armee braucht das Hotel für ihre Soldaten, beschlagnahmt, zack, Eigentümer raus. Nicht in zwei Stunden, vielleicht in zwei Tagen – zwangsweise waren sie draußen. Als der entsprechende US Offizier vor meiner Mutter stand, fragte er nach der Wahl der Zimmer, nach den techn. Standards etc. Nach kurzer Zeit erklärte er: „No, sorry, in so veralterte Betriebe geht die US Armee nicht!“ Weg war er. An diesem Abend holte meine Mutter die letzte sorgsam versteckte Flasche Rotwein aus dem Keller und stieß mit Freunden auf die glückliche Fügung an. 

Diese Aktion dauerte bis Ende 1953. Nicht auf einen Schlag,  aber sukzessive, gaben die Amerikaner die Hotels wieder an die Eigentümer wieder zurück. Dabei waren die Hotels bei der Rückgabe in einem relativ guten Zustand, die Amerikaner sind also friedlich damit umgegangen und haben zum Teil auch irgendwelche Abschlagszahlungen für Renovierungen, neue Farbe und so etwas bezahlt. Ganz anders als bei den Hotels rund um Wien, die ja von den Russen besetzt waren. Die haben anfangs gnadenlos die Fußböden verheizt.  Als die Hotels zurückgegeben wurden – auch so 1954/55, da waren es mehr oder weniger Ruinen, die grundsaniert werden mussten.

Wolf Dietrich Hausmann
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