Im Käse schwelgen bis zum Abwinken

Nach dem 2. Weltkrieg in einer Kleinstadt in Österreich, ländlicher Raum. Wir haben nicht so gehungert wie hier im Ruhrgebiet,  wo in den schlechten Zeiten das Essen immer sehr knapp und die Hungersnot groß war. Wir haben jeden Tag zweimal was zu essen gekriegt, die Kartoffeln wurden uns zwar einzeln zugeteilt, hat uns aber nicht geschadet. 

Meine Mutter hatte eine Jugendfreundin am Ort, und ihre Familie hatten einen Käseladen. Eines Tages hieß es, wir sind bei denen eingeladen. Wir waren  5 oder 6 Kinder  zu Besuch in dem Haus bei der Freundin meiner Mutter. Bevor wir in den Käseladen durften, sagte man uns, dass wir uns gut aufführen sollten, dann dürften wir von dem Käse probieren, so viel wir wollten. 

So viel ihr wollt!  Das war eine Ansage! In einem Keller mit Regalen, das war deren Lager, lagen große Mengen an halben Käselaiben. Der Besitzer stand mit einem großen Messer – nicht für uns, für den Käse natürlich – und es hieß immer wieder davon ein Stück – davon ein Stück – also, wir haben Käse gefressen, bis er aus den Ohren wieder rauskam (sprichwörtlich). Was dazu führte, dass – irgendwann war es natürlich einmal zu Ende – wir nach Hause gegangen sind und prompt hatten sich 2 der anwesenden Kinder regelrecht überfressen bei so einer Ladung Fett in den Magen. Der kostbare Inhalt landete auf der Straße, darunter auch meiner. Aber ich kann mich positiv erinnern, da haben wir so richtig geschwelgt, wo es hieß: Möchtest nicht noch ein Stückchen, möchtest nicht noch ein Stückchen.

Wolf Dietrich Hausmann
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