Feste und Feierlichkeiten

Meine Konfirmation, 1964

Vorbereitung zur Konfirmation

Bevor meine Konfirmation gefeiert werden konnte, mußte zunächst ein Jahr lang der Katechumenen-Unterricht und im zweiten Jahr der Konfirmanden-Unterricht besucht werden. Einmal in der Woche, jeweils an einem Nachmittag, musste ich nach Oberhausen ins Wichernhaus (das Gemeindezentrum) zum Unterricht. Dort traf ich nicht nur auf meine Mitschüler, sondern auch auf junge Leute, die anderen Stadtteilen in Oberhausen angehörten. Ich war die einzige Schülerin aus Mülheim, zuvor musste wieder eine Genehmigung eingeholt werden. 

Sonntagsgroschen sammeln

Während der Zeit des Katechumenen-Unterrichts bekamen wir vom Pfarrer eine Sammelbüchse und eine Liste mit den Namen der aufzusuchenden Leute ausgehändigt. Jeden Samstag in den Nachmittagsstunden sollten wir die Leute auf der Liste aufsuchen und um eine Spende bitten. Ich muß gestehen, diese Aktion war mir sowas von unangenehm und peinlich. Aber mit einer leeren Sammelbüchse wollte ich natürlich auch nicht zu meinem Unterricht erscheinen, denn dann musste sie abgegeben werden. Zu meinem Leidwesen wurde jedesmal eine neue leere Büchse wieder ausgehändigt. Das Positive bei der Sammelei war, dass ich alle Leute kannte und sie mich schon mit einem Lachen und den Worten empfingen: Ach, Jutta da bist du ja wieder.

Gottesdienstpflicht

Jeden Sonntag  in aller Frühe  klingelte mein Wecker um 7 Uhr, da ich zum Gottesdienst musste, der übrigens eine Pflicht darstellte. Fehlte man, war eine für den Pfarrer nachvollziehbare Entschuldigung erforderlich, die von den Eltern ausgestellt werden musste. 

Nach der morgendlichen Dusche zog ich meine besten Kleidungsstücke an und absolvierte den Weg zur Kirche (ca. eine ¾ Stunde) auf Stöckelschuhen, da diese am besten zu meiner Sonntagskleidung passten, um pünktlich am Gottesdienst teilnehmen zu können, der um 9 Uhr begann. Meine Eltern warteten mit dem Frühstück solange, bis ich wieder zu Hause war.

Die Feier

Der Tag meiner Konfirmation sollte festlich begangen werden. Meine Mutter hatte wieder alle Register gezogen und ein köstliches Essen für die Gäste vorbereitet. 

Zusammen fuhr ich mit meiner Mutter und meinen beiden Omas zur Kirche. Damals trugen die Konfirmanden immer dunkle Kleidung. Ich hatte mich für ein schwarzes Kostüm mit weißer Bluse entschieden. Die Zeremonie war feierlich und endete mit dem Abendmahl.

Zu Hause angekommen lagen schon, bevor die Gäste eintrafen, Mengen an Geschenken für mich bereit, die von Nachbarn abgegeben worden waren. Den Tag selber habe ich in bester Erinnerung, es gab hervorragendes Essen für unsere netten Gäste, ständig schellte die Türglocke und weitere Geschenke wurden abgegeben und eine fröhliche Stimmung war bei allen Anwesenden vorhanden.

Nach dem Kaffeetrinken und Abendessen lichtete sich die Gästeschar und Ruhe kehrte ein, sodass ich meine Geschenke nochmals in Muße begutachten konnte. Es waren Pralinen, persönliche Dinge, Teile für die Aussteuer und auch Kleidungsstücke liebevoll eingepackt und ausgesucht.

Die Nachfeier mit Nachbarn

Am nächsten Tag, morgens in der Frühe, bestand meine Aufgabe darin, alle Nachbarn in der Umgebung einzuladen und mich vorab schon einmal zu bedanken. Am Nachmittag zum Kaffeetrinken platzte unser Wohnzimmer fast aus allen Nähten. So viele Leute waren gekommen! Es war ein toller Nachmittag und Abend. Alle gingen glücklich und zufrieden wieder heim. Ich konnte sagen, zwei wunderbare Tage erlebt zu haben. In der Schule hatten wir an diesem Tag frei!

Jugendgruppe

Nach unserer Konfirmation beschlossen die meisten Konfirmanden von uns, dass wir den guten Zusammenhalt untereinander doch fortsetzen sollten. Somit trafen wir uns einmal wöchentlich in einem Gemeinschaftsraum unseres Gemeindezentrums. Wir standen unter der Aufsicht unseres Pfarrers, der auch dafür sorgte, dass die Mädchen abends sicher nach Hause kamen, was zu reinsten Lachsalven führte, denn er fuhr eine Ente, und bei jeder kleinsten Unebenheit schaukelte der Wagen in alle Richtungen.

In „Unserer Gruppe“, wie wir uns nannten, wurde über wichtige Themen diskutiert, wir hörten Musik, spielten Spiele, führten allgemeine Unterhaltungen und feierten Geburtstage, tanzten und machten gemeinsame Ausflüge. Letztere wurden von einer Kirchenmitarbeiterin organisiert. An den Wochenenden trafen wir uns und gingen in eine Milchbar, ins Kino oder besuchten Veranstaltungen, bei denen eine Skiffle-Band Musik machte, oder wir trafen uns bei einem von uns in seinem Zimmer.

Eines Tages hatten wir einen Neuzugang: ein großer junger Mann, sehr gepflegt mit blondem Haar und hellblauen Augen. Er war ausgesprochen höflich und freundlich, witzig, eloquent und gut gekleidet, alles Attribute, die ich auf den ersten Blick schätzte. Im Laufe der Zeit sollte es sich herausstellen, dass auch ich ihm gefiel, und ich brauchte nicht mehr mit der Ente zu fahren, denn Thomas, so hieß er, brachte mich nach Hause. Von da an waren wir unzertrennlich, und wir schrieben das Jahr 1965. 

Bis heute sind wir glücklich verheiratet.

Jutta Loose
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