Über uns

Wir sind eine Gruppe von Moderatoren, die es sich zur ehrenamtlichen Aufgabe gemacht haben, Erinnerungen zu konservieren. Dabei verfolgen wir folgende Ziele:

Wenn wir unsere Lebensgeschichte verlieren, stehen wir vor dem Nichts. Deshalb will sich unsere Seele  erinnern. Um die Erinnerungen angemessen durchschreiten zu können,  muss ihr Raum und Zeit gegeben werden. Mit der Zeitzeugenbörse Mülheim an der Ruhr soll erlebte Geschichte als Teil einer Erinnerungskultur den Dialog zwischen den Generationen fördern.

Zeitzeugen erinnern sich an die Zeit des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges, der unmittelbaren Nachkriegs- und Aufbaujahre, aber auch an Jahrestage wie Luftbrücke, Deutsch-Französische Freundschaft, Brandts Kniefall, Fall der Berliner Mauer, Vereinigung, Erweiterung der EU usw. Jeder erzählt das, was und wie er es erlebt hat.

Wir begleiten sie bei dem Prozess des sich bewusst Erinnerns. Durch die Nachbesprechungen in der Gruppe entsteht ein Zeitzeugnis, das sie gerne weitergeben. So können wir die  Zeitzeugen sehr individuell vermitteln und unser Anliegen in die Öffentlichkeit tragen.

Die Zeitzeugenbörse ist ein Projekt, das von Ehrenamtlichen ins Leben gerufen wurde und betreut wird. Bitte haben Sie von daher Verständnis dafür, dass wir unsere persönlichen Telefonnummern nicht ins Netz stellen möchten.

Der Verein PARIaktiv stellt uns im Sommerhof – einer Senioreneinrichtung in Mülheim an der Ruhr – Räumlichkeiten für unsere Treffen zur Verfügung. Wenn Sie gerne Zeitzeuge werden möchten oder anderweitig an unserer Arbeit interessiert sind, können Sie uns gerne über den Sommerhof bzw. PARIaktiv telefonisch erreichen. Die Mitarbeiterinnen werden Sie gerne an uns weiter vermitteln:

PARIaktiv e.V. Telefonnummer: 0208 306815

Auf digitalem Wege erreichen Sie uns direkt: zeitzeugenboerse@gmx.de

 Mein Name ist Brigitte Reuß. Ich war im November 2011 Mitbegründerin der Zeitzeugenbörse Mülheim an der Ruhr. Eins meiner vielen Interessen war immer schon, das aktuelle politische Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu sehen. Was mit Einzelschicksalen in ihrer jeweiligen Zeit passiert, habe ich schon in die Wiege gelegt bekommen, denn beide Eltern waren nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlingskinder, mein Vater sogar noch Kindersoldat. Erst nach meiner Pensionierung konnte ich mich mit den Folgen dieser schrecklichen Zeit in der deutschen Geschichte beschäftigen und damit auch mit den Ursachen. 

Bei meiner Arbeit ist mir ganz wichtig, immer auf das Alter der Erzählenden zu achten und immer danach (auch der Zuhörer sich selbst in seiner Biografie) zu fragen, inwieweit das politische Bewusstsein schon vorhanden war; und das ist bei jedem Menschen verschieden. Ich möchte ein Mosaikstückchen dazu beitragen, dass junge Menschen ihr persönliches Bewusstsein bilden können; deshalb ist mir die Arbeit an Schulen eine Herzensangelegenheit.

Die Zeitzeugen fühlen sich manchmal unverstanden, wenn Rückschlüsse aus dem Heute nach Gestern geschlossen werden, frei nach dem Motto 'Warum habt ihr nichts gemerkt?', 'Wie konnte das passieren?', usw. Und genau hier ist der Punkt, an dem ein Austausch mit der jüngeren Generation stattfinden kann. Indem es den Zeitzeugen gelingt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die damalige Zeit versuchen hineinzuversetzen, können auch Bilder für das eigene Leben, für die eigene Zukunft entstehen. 

Viele unsere Zeitzeugen haben schon längst die 80 überschritten. Zeit also, sie noch allerhand zu fragen!!


Mein Name ist Eva Maria Bahr, geb. 1959 in Mülheim an der Ruhr.
 Seit Ende 2015 gehöre ich zum Moderatorenteam der Zeitzeugenbörse Mülheim.

Meine Mutter, Jg. 1920 stammte aus Ostpreußen, mein Vater, Jg. 1932 aus dem heute tschechischen Teil des Sudetenlandes. Beide erlebten Entwurzelung und Heimatverlust.
 Eine meiner Schwestern ist das Kind eines Wehrmachtsoldaten und noch im Krieg 1944 geboren, eine weitere Schwester ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und kurz nach dem Krieg 1946 geboren.

Ich bin aber die Einzige von insgesamt 6 Geschwistern, die sich mit den Themen 2. Weltkrieg und Nationalsozialismus so intensiv auseinandersetzt. Zu Hause gingen diese Themen über kleine Anekdoten und kurze Geschichten nicht hinaus. Ansonsten herrschte großes Schweigen, was auch für unsere Lehrer galt.

Dank der Zeitzeugen und ihren bereitwillig erzählten Biografien und Erlebnissen habe ich nun die Möglichkeit (nach dem Tod meiner Eltern) auch meine Familiengeschichte wie ein Puzzle zusammenzusetzen und private Nachforschungen zu betreiben.

Meine Hoffnung ist, dass viele Menschen der Nachkriegsgenerationen  motiviert werden, sich mit der Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern auseinanderzusetzen, damit mit unserer gemeinsamen kriegsbedingten Vergangenheit endlich Frieden geschlossen werden kann.
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