Lesung mit Heike Fink aus ihrem Buch „Mein Jahr mit dem Tod“

Lesung mit Heike Fink im Bielefelder Modell in Schildesche

Begegnungen mit den „Handwerkern des Todes“„Ich habe Angst vor dem Tod. Gleichzeitig fasziniert er mich auch. Daher habe ich mich gefragt, ob ich weniger Angst vor dem Tod hätte, wenn ich mehr über ihn wüsste“, sagt Heike Fink. Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, hat die in Wuppertal lebende Drehbuchschreiberin und Dokumentarfilmerin ein Jahr lang jeden Monat mit Menschen gesprochen, die beruflich oder privat mit dem Tod zu tun haben. Die Essenz
dieser Gespräche, eigene Eindrücke, persönliche Erinnerungen und Reflexionen hat sie in ihrem Buch „Mein Jahr mit dem Tod. Wie ich den großen Unbekannten besser kennenlernte“ miteinander verwoben. Auf Einladung der BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen, der AWO und des für die Stadtteilkulturarbeit zuständigen Bezirksamtes Jöllenbeck las die Autorin daraus am Mittwoch (28. November) im Wohncafé des Bielefelder Modells Am Pfarracker/Liethstück in Schildesche.

„Handwerker des Todes“ nennt Heike Fink, Jahrgang 1968, die Menschen, die ihr in dem Jahr ihrer Recherche begegnet sind. Da ist der Physiker, der sich nicht an seine eigenen Nahtoderlebnisse erinnern kann, und der Choreograph, der Brahms‘ „Deutsches Requiem“ getanzt hat. Da ist die Hospizmitarbeiterin und die Trauerbegleiterin, da ist die eigene ehemalige Gesangslehrerin, aber auch der Tatortreiniger, der ebenso wie Heike Fink selbst aus einer Metzgersfamilie stammt. Ihre Lesung in Schildesche war im Monat Herbst angesiedelt und widmete sich nur vordergründig einem Beispiel typisch deutscher Bürokratie: der Grabrüttelpflicht. Sie schreibt vor, dass Grabsteine einmal im Jahr, und zwar vor dem friedhofsbesucherstarken Allerheiligentag durch Rütteln auf ihre Standfestigkeit zu prüfen sind, wobei zunächst einmal behutsam mit einer Hand und dann kräftiger gerüttelt werden muss. Vor dem Hintergrund dieser eher skurrilen Thematik entspinnt sich ein sehr feinsinniges und tiefgründiges Gespräch mit einem Bestatter und einem Friedhofsgärtner, der auf seinem Terrain mehr als 14.000 Tier- und Pflanzenarten hegt und pflegt – leider keine Igel, dafür aber hängende Cocktailtomaten. „Während der Tod früher als würdevolles Abschiednehmen feierlich begangen wurde, ist er heute ein Tabu“, bedauert der Bestatter, und Heike Fink stellt fest: „Das Schreckensgespenst Tod wird für mich allmählich zu einem Gespenst.“