Rosterberg rückt zusammen…
Auftaktveranstaltung des von der Arbeiterwohlfahrt initiierten Quartiersprojekts
Quartiersmanagerin Christina Halbe zieht nach 100 Tagen eine erste, positive Bilanz.
Reges Interesse herrschte gestern in der Mensa des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums bei der Auftaktveranstaltung des Quartiersprojekts am Rosterberg – allerdings eher bei der älteren Bevölkerung. An den Informationsständen der verschiedenen Partner suchte vor allem die Generation „60 plus“ das Gespräch. Das Team rund um die neue Quartiersmanagerin Christina Halbe zeigte sich trotzdem zufrieden.
Seit etwas mehr als 100 Tagen ist Halbe nun im Amt. Ihre Bilanz fällt positiv aus. „Die Steuerungsgruppe hat mir den roten Teppich ausgerollt“, freut sie sich über viel Unterstützung ihrer Ansprechpartner der verschiedenen Projekt-Partner. Seit dem 1. Januar habe sie vor allem diesen Personenkreis gut kennen gelernt, erste Projekte angeschoben und die Auftaktveranstaltung geplant.
Als Schnittstelle zwischen den einzelnen Akteuren am Rosterberg will sie künftig Informationen bündeln, zentraler Ansprechpartner für die Menschen sowie für die engagierten Gruppen und Einrichtungen sein und neue Projekte auf den Weg bringen. Ab Mai lädt sie an jedem zweiten Montag zu einem Rundgang mit ihrer mobilen Sitzbank (Treffpunkt jeweils 9 Uhr am Fritz-Fries-Seniorenzentrum) durch den Stadtteil ein. Dabei möchte sie die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen erfahren sowie Ideen und Anregungen für die Quartiersentwicklung einholen. In Kooperation mit dem Grünflächenamt der Stadt befindet sich ein erstes Projekt bereits in der Vorbereitung. Mindestens zehn neue Sitzbänke sollen am Rosterberg aufgestellt werden. An welchen Stellen, dazu konnten die Bürger gestern Vorschläge machen.
Angetrieben von der Stadt Siegen, habe es in der Vergangenheit schon erfolgreiche Quartiersprojekte gegeben, rief Bürgermeister Steffen Mues den Besuchern in Erinnerung. Das „Einzigartige am Rosterberg ist, dass die Initiative aus dem Stadtgebiet selbst kommt“. Treibende Kraft hinter dem zunächst auf drei Jahre befristeten Projekt ist der Bezirksverband Westliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt. Die AWo betreibt am Rosterberg das Fritz-Fries-Seniorenzentrum. Von dort aus sollen „bestehende Strukturen weiter entwickelt und neue bedarfsgerecht aufgebaut werden“, erläuterte Verena Weber, Koordinatorin des Bezirksverbands in Dortmund, das Vorgehen. Ziel sei, fasste Hubert Plugge als Sozialdienstleister des Seniorenzentrums zusammen, „den Rosterberg zu einem lebenswerten Wohngebiet“ zu machen bzw. zu erhalten. Dafür seien eine engagierte Bürgerschaft sowie eine gelebte Nachbarschaftshilfe entscheidend, betonte AWo-Kreisverbands-Geschäftsführer Dr. Andreas Neumann.
Spruchreife Aktionen, Angebote oder Planungen lägen – bis auf die genannten – noch nicht vor, so Christina Halbe. Lediglich die 40-stündige Ausbildung ehrenamtlicher „Besucher mit Herz“ (Nachbarschaftshelfer und Quartierslotsen) sei schon recht konkret. An Ideen mangele es aber nicht, bei den Rundgängen sollen viele dazu kommen. Einen Computer-Kurs für Senioren könne er sich am Peter-Paul-Rubens-Gymnasium gut vorstellen, sagte etwa „Gastgeber“ Schulleiter Paul Behrensmeyer. Oder auch Smartphone-Nachhilfe von Kindern für Senioren. Andererseits wies Alois Michalek als Vorsitzender des Vereins „Alter aktiv“ auf das schon etablierte Lesepatenprogramm hin, in dem Senioren in Grundschulen beim Lesen lernen helfen. Im Mehrgenerationenzentrum Martini an der St.-Johann-Straße 7, fänden die „älteren Semester“ ohnehin bereits ein umfangreiches Angebot.
In Vorbereitung des Quartiersprojekts, das von der Deutschen Fernsehlotterie mit 100 000 Euro unterstützt wird, sei festgestellt worden, dass am Rosterberg u. a. ein Bedarf an Begegnungsstätten bestehe. Zwar gebe es schon einige, aber manche müssten erst wieder aktiviert oder als Angebot stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden, sagte Verena Weber. Zudem würde man den Stadtteil genau unter die Lupe nehmen. Barrierefreiheit, kindergerechte Spielstätten, Nahversorgung, Verkehr – sollte Handlungsbedarf bestehen, wolle man den Kontakt zur Verwaltung suchen, um darüber zu reden.
Das Projekt genieße die volle Unterstützung der Stadt, versicherte Bürgemeister Mues. Wünschenswert sei es im Hinblick auf den demografischen Wandel, nachhaltig Strukturen am Rosterberg zu schaffen, die ein langes, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Wenn dies gelänge – und die Chancen dafür stünden am Rosterberg durchaus gut –, könne man die Erkenntnisse sicher auf andere Stadtgebiete übertragen, so der Verwaltungschef. Denn die Voraussetzungen auf Siegens Bergen seien einander durchaus ähnlich: viele Eigenheim-Besitzer oder Mieter in kleineren Mehrfamilienhäusern – das sei eine Besonderheit der Krönchenstadt. Er müsse es wissen, schließlich sei er auf einem anderen Berg in Siegen aufgewachsen: dem Wellersberg.
Siegener Zeitung vom 25.04.2016
Tim Lehmann