– auf die Veranstaltung mit Erwin Rußkowski zur Entstehung des Kölner Karnevals
(Foto: privat)
Mit dem 1971 entstandenen Karnevalslied „Denn wenn et Trömmelche jeht“ eröffnet Erwin Rußkowski seine Ausführungen über die Entwicklung des Kölner Karnevals. Dieses Lied -mittlerweile zu einer Kölner Hymne geworden -sei nicht zuletzt bei den Heimspielen des 1. FC Köln immer wieder zu hören.
Rußkowski erzählt, dass die Ursprünge des Karnevals auf heidnisches Brauchtum zurückgehen, wo man mit Fratzen und Lärm die bösen Geister des Winters vertreiben wollte. Der Beginn am 11.11. stehe wohl in Verbindung mit der von der Kirche als sündig bezeichneten Zahl 11, also die Zahl der Narren und Verrückten. Nachweislich werde der Karneval ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Köln gefeiert, wobei die
,,tollen Tage‘‘ mit Blumen in Verbindung gebracht werden: Nelkensamstag – Tulpensonntag – Rosenmontag – Veilchendienstag. Aber der Begriff des Fastelovends (also der Abend vor der Fastenzeit) gehe bereits auf das 12. Jahrhundert zurück.
Rußkowski erklärt, dass die heutigen Garden (rot-weiß) ihren Ursprung in den Kölner Stadtsoldaten haben, die 1794 den Einmarsch der französischen Truppen nicht verhindern konnten. Der Karneval wurde vorübergehend unter der französischen Besatzung verboten, dann aber wieder erlaubt, bis im Jahre 1823 unter den Preußen ein Ordnungskomitee gewisse Abläufe des Karnevals regelte (heute: Festkomitee Kölner Karneval). In jenem Jahr gab es am 10. Februar den ersten organisierten Karnevalszug durch Köln, wobei die blauweißen Funken, die nicht von den rot-weißen geduldet wurden, sich an die Spitze des Zuges „schmuggelten“, eine Position, die bis heute aufrechterhalten geblieben ist.
Zu Beginn sei der Karneval reine Männersache gewesen. Der Damenkarneval wurde wohl von Wäscherinnen in Bonn-Beuel initiiert, die nach dem Waschtag, dem „schmutzigen Donnerstag“, die erste weibliche karnevalistische Vereinigung gründeten. Daher werde der Donnerstag heute noch als Weiberfastnacht bezeichnet.
Rußkowski erzählt von den Herausforderungen in der Nachkriegszeit, wo es in der in Trümmern liegenden Stadt keine geeigneten Orte zur Ausrichtung des Karnevals mehr gab. So stellte in den 50-er Jahren Zirkus Williams sein 2.500 Leute fassendes Zelt zur Verfügung, und auch die Kreissparkasse am Neumarkt erlaubte den Narren, sich im großen Foyer zu versammeln.
Er stellt auch einige Persönlichkeiten des Kölner Karnevals vor: Liedersänger Jupp Schmitz, Toni Gellert von der ,,blauen Partei‘‘, die unvergessliche „Doof Nuss“ und viele andere mehr. Sei in den 60-70¬er Jahren der Kölner Karneval noch durch Einzelinterpreten geprägt gewesen (Trude Herr, Marie-Luise Nikuta und Willi Millowitsch), setzten sich später dann immer mehr Musikgruppen durch, von denen die „Bläck Fööss“ (erstmals 1971), die „Höhner“, die „Räuber“ und die „Paveier“ mit die bekanntesten sind.
Zu einer „echten“ Kölner Sitzung gehören laut Rußkowski: das Traditionscorps der Ehrengarde, diverse Tanz- und Showtanzgruppen, Parodisten und gute Musik. Er bedauert, dass die Büttenredner*innen etwas ins Hintertreffen geraten sind, stellt aber fest, dass der Karneval ein unverzichtbares Fest im Rheinland ist, ein Gesundbrunnen für gestresste Menschen, ein wahrer Schatz für Brauchtum und Mundart
und vor allem ein Stück Heimat, das im abschließenden Lied ,,Heimat
es …‘‘ von allen Anwesenden mitbesungen wurde.
Der unterhaltsame Nachmittag mit Kaffee und Kuchen ging nach mehr als zwei Stunden zu Ende.
Annemarie Lecloux