von Markus Walther
Der Advent ist eine Zeit der Besinnung und der Ruhe … Es sei denn, die Schwiegermama kommt mit ihrem monströsen Schrankkoffer überraschend zu Besuch. Dann kann es schon mal sein, dass der Hausfrieden ins Wanken gerät, insbesondere, wenn sich die resolute Dame fest einzuquartieren droht.
24 heiter-chaotische Episoden versüßen in Wort und Bild die Vorweihnachtszeit.
»Einige ungewöhnliche Geschenke« ist ein Benefiz-Projekt zugunsten des Fördervereins krebskranker Kinder in Köln e.V.
Geschichte zum 8. Dezember:
Ich weiß, dass ich gestern ein gefühlloser Klotz gewesen bin. Ich bin meiner Frau nicht nachgegangen und habe sie nicht gefragt, weshalb sie in Tränen ausgebrochen ist.
Ich war beinahe dankbar, als Elisabeth anrief, dass ich sie aus der City abholen solle, damit sie sich das Taxigeld sparen könne. Diesen unverschämten Fahrern müsse sie ja nicht ständig das Geld in die gierigen Hände werfen. Eine beeindruckende Feststellung, wo doch eigentlich ich ihre letzte Taxifahrt bezahlt hatte. Also machte ich mich schleunigst auf den Weg.
Natürlich wartete sie „in irgendeinem Café in der Fußgängerzone“ auf mich. Welches das war, wusste sie nicht genau, da sie beim Betreten des Lokals nicht auf den Namen geachtet hatte. Auf die Idee, das Personal zu fragen, während sie mich mit meinem Handy anrief (wieso hatte sie mein Handy mit?), kam sie nicht.
Ergo musste ich das Auto abstellen und sie erst mal suchen gehen. Es gibt in der Fußgängerzone acht Cafés. Im letzten habe ich sie gefunden. Allein für die Parkhausgebühr hätten wir uns vielleicht schon das Taxi leisten können. Aber egal.
Auf dem Rückweg erfuhr ich viel über das Auto¬fahren. Sie belehrte mich darüber, dass man viel frühzeitiger den Blinker setzen müsse. Sie erläuterte mir unter anderem den korrekten Umgang mit meinem Schaltgetriebe: „Dein Schwiegervater hat immer einfach auf ‚D‘ gestellt. Er musste nicht die ganze Zeit im Benzin rühren.“
Die wichtigste Lektion, die ich lernte, war: Lass dir niemals von Schwiegermutter ins Lenkrad greifen. Außerdem weiß ich nun, dass ein Ersatzrücklicht achtzig Euro plus Arbeitszeit kostet.
Erleichtert stellte ich fest, dass Marion sich am Abend wieder ganz normal verhielt. Normal in dem Sinne, dass sie Elisabeth alles recht zu machen versuchte. Ich ließ sie gewähren, entband es mich doch aus der Pflicht, mich mit unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen.
Das heutige Geschenk war übrigens eine Flasche Aftershave. Die Duftnote war vielleicht etwas zu altmodisch, aber alles in allem doch angenehm. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir diese Marke Schwiegerpapa immer zu Weihnachten geschenkt.
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Franz König Senioren-in-Lohmar
Die Geschichten zu den anderen Tagen finden Sie dort im Adventskalender
hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors
„Einige ungewöhnliche Geschenke – Ein literarischer Adventskalender“ von Markus Walther, erschienen im Verlag ratio-books, ISBN 978-3-939829-50-8; u.a. erhältlich bei der Lohmarer LesArt