Es war im Kriegsjahr 1944, Weihnachten. Wir waren 9 Mädchen, alle 17 Jahre alt, und hatten in Beelitz bei Berlin den Befehl, in der „Stellung 9648“ den Scheinwerfer zu bedienen. Heimaturlaub gab es nicht. Jede Woche aber fuhr ich mit einem Bauern in seinem Pferdegespann zu einem Ort, um unsere „Essensrationen“ und die „Feldpost“ abzuholen. Das war für uns ganz wichtig.
Diesmal war für mich ein Päckchen von meiner Mutter dabei. Wie ein Kleinod hielt ich es in meinen Händen. Neugierig und voller Freude habe ich es in unserer Baracke im Beisein aller Mädchen geöffnet. Juchhu! Eine Dresdner Stolle! Meine Güte, habe ich mich gefreut. Ohne eine Dresdner Stolle war bei uns in der Familie kein richtiges Weihnachtsfest. Meine Mutter kam nämlich aus dieser Gegend und brachte ihr persönliches Rezept mit nach Berlin, wo wir wohnten. Der Weihnachtsabend war für mich mit der Dresdner Stolle ein richtig schöner Heiligabend und für alle anderen auch.
Brigitte Block im Dezember 2012
(Brigitte Block war begeisterte Zeitzeugin der Zeitzeugenbörse Mülheim an der Ruhr. Auch nach ihrem Tod im Januar d. J. sind wir berechtigt, ihre selbst verfassten Texte zu veröffentlichen.)
Brigitte Reuß, EFI/Mülheim
Schöne Geschichte