Studie von E-Plus und Stiftung Digitale Chancen in Berlin vorgestellt
Senioren wollen mit Tablet PCs vor allem mit den Enkelkindern Kontakt halten und sich im Internet die Zeit vertreiben. Wenn ihnen bei Problemen mit der Gerätenutzung geholfen wird, steigert es ihre Motivation erheblich. Dies sind nur drei Ergebnisse des von der E-Plus Gruppe gemeinsam mit der Stiftung Digitale Chancen initiierten Studienprojektes „Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren“, das gestern im Berliner BASE_camp vorgestellt wurde. Das mehrstufige, seit 2012 laufende Großprojekt erleichtert älteren Menschen ab 65 Jahren den Einstieg ins digitale Zeitalter. Moderator Ali Aslan diskutierte gestern mit hochrangigen Experten, wie man die ältere Generation ins digitale Leben mitnimmt. Es diskutierten mit: Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Lena Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, und Günter Voß, Senioren Computer Club (SCC) Berlin-Mitte.
Hunderte Seniorinnen und Senioren, die am Projekt “Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren” aktiv teilnahmen, wurden über ihre Erfahrungen beim Start ins digitale Leben ausführlich befragt. Außerdem flossen die Beobachtungen der Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in die Dokumentation mit ein. Die Mehrheit der Befragten war 60 Jahre und älter, die Gruppe der 70- bis 80-Jährigen war am stärksten vertreten. Zwei Drittel hatten vor dem Tablet-Einsatz bereits erste Erfahrungen im Umgang mit dem Computer gesammelt, nur wenige waren allerdings mit Touchscreen-Geräten vertraut „Bei einigen Teilnehmern mussten anfangs Vorbehalte gegen das ungewohnte Handling ausgeräumt werden. Aber wenn der Bann gebrochen war, lief alles gut, denn Medienkompetenz ist auch ein Stück Altersvorsorge“, urteilte Günter Voß vom teilnehmenden SeniorenComputerClub Berlin-Mitte.
News, Surfen und Kontakt halten – das steht bei Senioren hoch im Kurs
58 Prozent der Seniorinnen und Senioren nahmen das Tablet in den dafür vorgesehenen Kursstunden innerhalb der Einrichtung zur Hand, 32 Prozent sogar täglich. Die besonders häufig genannte Motivation der Probanden: der Kontakt mit den Enkeln über das Internet sowie Interesse und Neugierde für neue Technologien. Auf die Frage nach genutzten Inhalten wurden „Surfen im Internet“ und „Spiele“ am häufigsten angegeben. Darüber hinaus steuerten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer Google, E-Mail, News und Nachrichten an, auch Navigation/GPS, Google Maps und Informationen zum Wetter wurden aufgerufen. Viele Seniorinnen und Senioren waren zudem in sozialen Netzwerken wie Facebook aktiv. Insgesamt war die Auswahl der angesteuerten Inhalte aber sehr individuell. Dies sprach für den konzeptionellen Ansatz des Projektes, handelsübliche Tablets einzusetzen, die ohne spezielle „seniorentaugliche“ Software auskommen. Häufig verwendete Applikationen sollten aber auf der Oberfläche vorhanden und damit leicht zu finden sein – so eine Empfehlung aus dem Praxistest.
Betreuung unterstützt Teilnehmer dabei, Probleme bei der-Tablet-Nutzung zu überwinden
Hindernisse bei der Nutzung traten auch zutage: So erschwerte die Einrichtung eines Benutzerkontos für den Google Play Store oder anderer Portale zum Download von Apps den Einstieg. Insbesondere galt dies für ältere Menschen, die noch nie zuvor ein Tablet benutzt haben. Auch die Eingabe über die virtuelle Tastatur bereitete vielen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern Schwierigkeiten. Ebenso erschien vielen das Fehlen einer gedruckten Bedienungsanleitung sowie das Navigieren über den Touchscreen gewöhnungsbedürftig. Hier regt die Studie an, dass ein Materialienpool für Senioreneinrichtungen und die Nutzung eines Eingabestiftes Abhilfe schaffen könnten. Bereits erstellt wurde eine Broschüre „Mein Tablet und ich“, die Ratsuchenden Hilfe bietet und sich an den Bedürfnissen älterer Menschen orientiert. „Alle individuellen Probleme der Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer konnten aber gemeistert werden. Hier zeigte sich der positive Mehrwert einer systematischen Betreuung, die dazu beiträgt, dass Seniorinnen und Senioren sicherer und damit intensiver mit dem Gerät umgehen“, sagt Deniz Taskiran, die das Projekt in den vergangenen Jahren für die E-Plus Gruppe verantwortete.
„Einfach ran ans Tablet und probieren”
Deniz Taskiran zog bei der Vorstellung der Studie in Berlin ein ebenso positives Fazit wie Gerhard Seiler, Geschäftsführer der Stiftung Digitale Chancen: „Dieses Vorzeigeprojekt gibt den Anstoß, Forschung und Praxis enger zu verzahnen.“ Valentina Daiber, Director Corporate Affairs bei Telefonica Deutschland, kündigte an: „Das Projekt wird fortgeführt.“ Großes Lob erhielt das Projekt auch aus der Politik von Projektpatin Brigitte Zypries, ihr Tipp für Seniorinnen und Senioren: „Einfach ran als Tablet und probieren.“ Dr. Ralf Kleindiek hob die gesellschaftliche Bedeutung des Projektes hervor: „Es ist wichtig, dass Senioren darin unterstützt werden, das Internet zu nutzen – für ein selbstbestimmtes Leben.“ Lena-Sophie Müller mahnte: „Jede zweite Frau über 50 ist noch offline.“
Gemeinsam den Einstieg ins digitale Zeitalter meistern Bundesweit insgesamt 39 Seniorenwohnanlagen, Generationentreffs oder Seniorenfreizeiteinrichtungen wurden seit 2012 von E-Plus mit unterschiedlichen Tablet PCs ausgestattet. Prominente Paten wie Rita Süssmuth, Schauspieler Erol Sander oder Olympiasieger Christian Schenk unterstützten die Seniorinnen und Senioren in der Pilotphase 2012 und nach dem Ausbau des Projektes ab 2013 bei ihren ersten Schritten im Netz. Die Projektbegleitung verantwortete die Stiftung Digitale Chancen: Sie steuerte den Erfahrungsaustausch zwischen den Verantwortlichen aus den Einrichtungen und den am Projekt teilnehmenden mehreren hundert Seniorinnen und Senioren. Einige Einrichtungen wie das LEO Mehrgenerationenhaus der AWO in Paderborn oder die Senioreneinrichtung Maria Rast in Damme (Niedersachsen) bezogen junge Schülerinnen und Schüler benachbarter Schulen in das Projekt mit ein.
Prämierung der kreativsten Projekte aus der Praxis Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung im BASE_camp war die Prämierung der kreativsten Projekte im Rahmen des Wettbewerbs „Tablet PCs in meiner Einrichtung“ durch Brigitte Zypries. Ausgezeichnet wurden drei Initiativen aus Düsseldorf, Dortmund und Leipzig.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Digitale Chancen
Foto: Siddartha Thota | CC 2.0