12: Tiere über Weihnachten

WeihnachtsbaumDie Tiere disputierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. „Na klar, Gänsebraten“, sagte der Fuchs. „Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?“


„Schnee“, sagte der Eisbär, „viel Schnee.“ Und er schwärmte verzückt von der weißen Weihnacht. Das Reh sagte: „Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern.“ – „Aber nicht so viele Kerzen“, heulte die Eule. „Schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache.“ – „Aber mein neues Kleid muss man sehen“, sagte der Pfau. „Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten.“ – „Und Schmuck!“ krächzte die Elster.  „Jede Weihnachten bekomme ich was: einen Ring, ein Armband. Oder eine Brosche oder eine Kette. Das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten.“ – „Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen“, brummte der Bär, „das ist doch die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten.“  „Mach’s wie ich“, sagte der Dachs, „pennen, pennen, pennen. Das ist das Wahre. Weihnachten heißt für mich: mal richtig pennen.“ – „Und saufen“, ergänzte der Ochse. „Mal richtig einen saufen – und dann pennen.“

Aber da schrie er: „Aua“, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt.: „Du Ochse, du, denkst du denn nicht an das Kind?“ 
Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: „Das Kind.
Jaja, das Kind – das ist doch die Hauptsache.  – Übrigens“, fragte er dann den Esel: „Wissen das eigentlich die Menschen?“

Verfasser unbekannt

Brigitte Reuß, EFI/Mülheim, ZeitZeugenbörse Mülheim an der Ruhr


Über Brigitte Reuß

Im November 2011 war ich Mitbegründerin der Zeitzeugenbörse Mülheim an der Ruhr. Eins meiner vielen Interessen war immer schon, das aktuelle politische Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu sehen. Was mit Einzelschicksalen in ihrer jeweiligen Zeit passiert, habe ich schon in die Wiege gelegt bekommen, denn beide Eltern waren nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlingskinder, mein Vater sogar noch Kindersoldat. Erst nach meiner Pensionierung konnte ich mich mit den Folgen dieser schrecklichen Zeit in der deutschen Geschichte beschäftigen und damit auch mit den Ursachen. Bei meiner Arbeit ist mir ganz wichtig, immer auf das Alter der Erzählenden zu achten und immer danach (auch der Zuhörer sich selbst in seiner Biografie) zu fragen, inwieweit das politische Bewusstsein schon vorhanden war; und das ist bei jedem Menschen verschieden. Ich möchte ein Mosaikstückchen dazu beitragen, dass junge Menschen ihr persönliches politisches Bewusstsein bilden können; deshalb ist mir die Arbeit an Schulen eine Herzensangelegenheit. Die Zeitzeugen fühlen sich manchmal unverstanden, wenn aus dem Heute Rückschlüsse nach Gestern geschlossen werden, frei nach dem Motto Warum habt ihr nichts gemerkt?, Wie konnte das passieren?, usw. Und genau hier ist der Punkt, an dem ein Austausch mit der jüngeren Generation stattfinden kann. Indem es den Zeitzeugen gelingt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die damalige Zeit versuchen hineinzuversetzen, können auch Bilder für das eigene Leben, für die eigene Zukunft entstehen.