DIVSI Ü60-Studie: Die digitalen Lebenswelten der über 60-jährigen in Deutschland

Mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen in Deutschland ist online – über 10 Millionen Menschen könnten den gesellschaftlichen Anschluss verlieren

  • 83 Prozent der 60- bis 69-Jährigen sind online
  • bei der Altersgruppe 70 plus sind es nur noch 17 Prozent!

Ein großer Teil der über 60-Jährigen in Deutschland ist in der digitalen Welt angekommen. Die knappe Mehrzahl von ihnen – 52 Prozent – sind bereits online. Doch während der Wunsch nach digitaler Teilhabe bei der Altersgruppe 60 plus wächst, zählen 48 Prozent der über 60-Jährigen nach wie vor zu den Offlinern. Das sind etwa 10 Millionen Menschen, für die eine soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag immer schwieriger wird, je mehr Dinge nur noch online zu erledigen sind. Dies sind wesentliche Ergebnisse der „DIVSI Ü60-Studie – Die digitalen Lebenswelten der über 60-Jährigen in Deutschland“, die das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger SINUS-Institut durchgeführt hat.

Großen Einfluss auf das Internet-Nutzungsverhalten der über 60-Jährigen und ihre Einstellungen zum Internet haben Alter und berufliche Tätigkeit. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der Offliner rapide zu. Während unter den 60- bis 69-Jährigen lediglich 17 Prozent noch zu den Offlinern zählen, sind es bei den Personen, die die 70-Jahre-Marke erreicht bzw. überschritten haben, alarmierende 83 Prozent.

Keine soziale Teilhabe ohne digitale Teilhabe – Sicherheitsbedenken hemmen Internetnutzung

Als Gründe, warum viele ältere Menschen offline bleiben, werden vor allem Sicherheitsbedenken sowie die Sorge, Risiken hilflos ausgesetzt zu sein, angeführt. Gleichzeitig erkennen aber auch viele Offliner und Gelegenheitsnutzer die Digitalisierung als wesentliche Entwicklung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Indem sie andere – zum Beispiel Kinder und Enkel – darum bitten, für sie im Internet aktiv zu werden, werden sie gewissermaßen zu „Passiv-Onlinern“.

Joanna Schmölz, stellv. Direktorin des DIVSI, warnt vor den Gefahren der digitalen Spaltung: „Aus Sorge, in der Gesellschaft den Anschluss zu verlieren, wächst auch bei den über 60-Jährigen der Wunsch, an dem teilzuhaben, was im Internet geschieht. Sagten das von sich 2012 noch 27 Prozent, sind es 2016 bereits 38 Prozent. Jedoch ist der Graben zwischen denen, die online und denen, die offline sind, noch tief. Deshalb müssen wir gerade die Haltungen der Älteren, die offline bleiben, verstehen, ihre Sorgen ernst nehmen, ihnen Unterstützung und sichere Zugangswege ins Netz bieten und Vertrauen in die digitale Welt schaffen.“ Wichtig sei es, älteren Menschen zudem mehr Informationen an die Hand zu geben, wie sie sich vor den vorhandenen Gefahren schützen können, ohne auf ein „Online-Leben“ zu verzichten. Dabei müsse verdeutlicht werden, wie eine gezielte Nutzung des Internets das Leben bereichern könne.

Jeder vierte über 60-Jährige besitzt bereits ein Smartphone

„Viele ältere Menschen halten sich für weniger kompetent im Umgang mit dem Internet als jüngere Menschen. Wenn man sich aber ihr Online-Verhalten ansieht, ist das häufig gar nicht der Fall. Und jeder vierte über 60-Jährige besitzt mittlerweile sogar ein Smartphone“, erklärt Dr. Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung beim SINUS-Institut. Dieser Anteil habe sich in den letzten vier Jahren versechsfacht und sei von 4 Prozent auf 24 Prozent gestiegen. Für 77 Prozent derjenigen, die das mobile Internet nutzen, seien vor allem Messenger-Dienste attraktiv. Die Studie belege zudem, dass über drei Millionen Menschen, das sind 15 Prozent dieser Altersgruppe, sich selbst sogar als sog. souveräne Intensivnutzer sehen, für die das Internet nicht nur selbstverständliche Infrastruktur ist, sondern der digitale Lebensstil auch zur Abgrenzung von Gleichaltrigen dient.

Mit Blick auf die immer noch vielen Offliner appelliert Joanna Schmölz: „Die digitale Gesellschaft muss endlich lernen, ihre Angebote nicht länger als selbsterklärend anzupreisen. Wir müssen Verständnis dafür haben, dass ältere Menschen im Umgang mit dem Internet und den digitalen Medien Erklärungen wünschen, die sie auch verstehen können. Nur so können wir langfristig die Teilhabe aller am digitalen Leben sicherstellen.“ Die Studie liefere zahlreiche Anknüpfungspunkte und eröffne damit ein nicht zu vernachlässigendes Betätigungsfeld für Politik und gesellschaftliche Organisationen. Aber auch für die Wirtschaft eröffne sich ein Markt, indem Produkte auf ältere Menschen zugeschnitten werden könnten.

Im Rahmen der Ü60-Studie wurden 1.091 Personen repräsentativ für die deutschsprachige Gesamtbevölkerung ab 60 Jahren in persönlichen, computergestützten Interviews (CAPI) mit einer Befragungsdauer von ca. 40 Min. befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Ü60-Studie im Überblick

  • 52 Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland gehören zu den Onlinern.
  • Gleichzeitig sind 48 Prozent und damit 10 Millionen der über 60-Jährigen noch offline.
  • 83 Prozent der 60- bis 69-Jährigen sind online, bei der Altersgruppe 70 plus sind es nur noch 17 Prozent.
  • Der Wunsch nach digitaler Teilhabe wächst. Sagten 2012 noch 27 Prozent der Ü60, dass sie an
    dem, was im Internet passiert, teilhaben wollen, sind es 2016 bereits 38 Prozent.
  • Der Anteil der Smartphone-Besitzer hat sich bei den über 60-Jährigen von 2012 bis 2016 versechsfacht und ist von 4 Prozent auf 24 Prozent gestiegen.
  • Für 77 Prozent derjenigen, die das mobile Internet nutzen, sind vor allem Messenger-Dienste attraktiv.

Die vollständige Studie und weitere Informationen finden Sie auf der
DIVSI Homepage