Digitale Chancen nutzen

Seite 2 der Ausgabe 98 - Nun Reden WirAktuelle Entwicklungen und Trends in Bezug auf die Internetnutzung älterer Menschen

Aktualisierter Beitrag aus der Zeitschrift “Nun Reden Wir” der Landesseniorenvertretung NRW. Ausgabe 98, 1/2017 zum Thema “Wir im Netz” – Digitale Chancen nutzen.

Kurz nach Redaktionsschluss erschienen zwei neue Studien, deren Ergebnisse wir hier eingearbeitet haben:

Inhalt

Einführung

Seit vielen Jahren lehren uns Studien und Schlagzeilen, dass das Internet bzw. die Digitalisierung unsere Gesellschaft nachhaltig verändert. Wenn wir uns umschauen, erleben wir die Präsenz und das Eindringen in die letzten Lebensbereiche auch in unserem direkten Umfeld. Wir hören und lesen fast täglich über neue Entwicklungen: Überflüssig werdende Berufe, selbstfahrende Autos, vernetzte Häuser und … sogar die Begegnungsstätte um die Ecke publiziert ihre Termine im Netz, Vitalwerte können von der Armbanduhr abgelesen werden und die Seniorenvertretungen informieren über das Internet.

Ältere Menschen können sich dem nicht oder nur sehr schwer entziehen. Die meisten möchten an dieser Welt auch sehr gerne teilhaben, so ist zumindest meine Erfahrung. Viele finden jedoch nicht den richtigen Packan um sich dem Thema zu nähern. Auf der anderen Seite schrecken Mythen und Vorbehalte den einen oder die andere schnell ab. Häufig sind die Berichte und Schlagworte negativ belegt. Dabei bieten das Internet und seine damit verbundenen Technologien aber grade auch vielen Älteren Chancen auf mehr Lebensqualität und Teilhabe in ihrem direkten Umfeld. Andere befürchten sogar eine Ausweitung des digitalen Grabens, da ohne Nutzung des Netzes Menschen von Entscheidungsprozessen ausgegrenzt werden können.

Sicherlich sind mit der Digitalisierung auch Gefahren und Risiken verbunden. Diese sollten uns aber dazu auffordern an den Entwicklungen aktiv teilzunehmen und diese mitzugestalten und nicht zu versuchen, sie zu ignorieren oder aufzuhalten.

Für mich lautet die Frage, wie können diese Technologien dazu genutzt werden das Leben älterer Menschen positiv zu verändern und was müssen wir tun, damit ältere Menschen nicht von diesen Entwicklungen abgehängt werden?

Statistische Zahlen

Im Jahre 2016 ist in Deutschland ein allgemeiner Anstieg der Internetnutzung durch alle Altersschichten festzustellen. Insgesamt sind 84 Prozent bzw. knapp 58 Millionen der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren online. Davon gehen täglich 65 Prozent bzw. 45 Millionen online (ARD/ZDF-Online Studie 2016). Die unter 30-Jährigen weisen mit 98,2 Prozent eine nahezu vollständige Internetnutzungsrate auf.

Das Smartphone ist im Jahr 2016 mit 66 Prozent das meistgenutzte Gerät, mit dem die Menschen online gehen und liegt damit vor Laptop 62 Prozent und Heim Computer mit 55 Prozent. Somit nutzen 59 Prozent der Deutschen das Internet auch unterwegs (ARD/ZDF Online-Studie, D21-Digitalindex 2016: 11).

Deutschland liegt mit 84 Prozent in der Häufigkeit der Internetnutzung im europäischen Vergleich im Mittelfeld wohingegen in Luxemburg, dem Spitzenreiter, knapp 97 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal pro Woche online sind (Bitkom.org). Innerhalb der jungen und älteren Generation entsteht in Deutschland eine wachsende Kluft in der Online Nutzung. Dennoch lassen sich insgesamt in den älteren Kohorten die größten prozentualen Zuwächse verzeichnen. Nutzen 2016 die 50-63 Jährigen zu 70 Prozent das Internet, so waren es 2012 nur 43 Prozent. Die über 64-Jährigen haben ihren Anteil sogar von 9 Prozent (2012) auf 19 Prozent (2016) sozusagen verdoppeln können. Die über 70-Jährigen sind hingegen nur mit knapp 17 Prozent online (DIVSI 2016: 13).

In NRW zeigt sich ein ähnliches Szenario: 12,7 Millionen Menschen des Landes NRW nutzten 2015 ab dem 10. Lebensjahr das Internet. Davon waren knapp 66 Prozent in Sozialen Netzwerken, wie Facebook, unterwegs (IT.NRW). Darunter waren 1,6 Millionen Menschen ab 65 Jahren für private Zwecke im Internet unterwegs.Zu den häufigsten Aktivitäten gehörten hierbei das Schreiben von E-Mails, Online-Einkäufe und das Suchen von Informationen. Generell surfen die Männer (74 Prozent), der über 64-Jährigen, täglich häufiger im Netz als Frauen (57 Prozent). Durchschnittlich sind es ebenfalls Männer (82 Prozent), die häufiger im Internet aktiv sind, als Frauen (73 Prozent) (IT.NRW). In der Internetnutzung liegt das Bundesland NRW im bundesweiten Vergleich im oberen Drittel (81 Prozent). Spitzenreiter Hamburg weist einen Online-Anteil von 86 Prozent auf (D21-Digitalindex 2016: 56).

Quellen:

Trends kurz angerissen

Es gibt eine Vielzahl an Trends in Bezug auf die Digitalisierung. Ich möchte jedoch einige wenige aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien hervorheben, die sich direkt auf die Lebensgewohnheiten älterer Menschen im Alltag auswirken können:

Mobiles Internet

Viele verbinden mit dem Internet in erster Linie Desktop-Computer (PCs) und Laptops. Aber auch unter den Älteren dominieren in der privaten Nutzung längst Smartphones und Tablets die Szenerie. Das Internet wird in der Tasche mit sich geführt und ist auch auf dem Sofa zur Stelle. Besonders beliebt bei Älteren sind sogenannte Messenger (WhatsApp, Telegram u.a.), die auf einfache Art und Weise ermöglichen mit Verwandten und Freunden zu kommunizieren und sowohl Audio als auch Video-Daten auszutauschen. Der Zugriff auf Informationen und Dienste ist aber auch jederzeit und von überall aus möglich.

E-Commerce / Einkaufen über das Internet

Auch dieser Trend ist nicht ganz neu. Die Anbieter am Markt übertreffen sich aber regelmäßig in der Gestaltung neuer über das Netz generierter Geschäftsprozesse. Es sind längst nicht mehr nur die großen Platzhirsche, sondern auch der lokale Einzelhandel, der nach neuen Geschäftsideen und Vertriebswegen sucht, um neue Kunden zu gewinnen und alte zu behalten.

Regionalisierung

Nicht nur Google bietet seit einiger Zeit regional relevante Informationen an. Wenn Sie in einer Suchmaschine etwas zum Thema „Essen gehen“ eingeben, werden Ihnen automatisch Restaurantvorschläge in Ihrer Umgebung angeboten. Ein Einsatz solcher Techniken kann vielen Älteren behilflich sein sich im Sozialraum zu orientieren und neue Orte und darüber Kontakte zu erschließen.

Soziale Netzwerke (Social Media)

Immer mehr Ältere, wenngleich ich nicht die gleiche Euphorie wie bei Jüngeren feststellen kann, nutzen auch verschiedene soziale Netzwerke, wie Facebook oder Twitter, oder auch kleine teilweise selbstorganisierte Nachbarschaftsnetzwerke um sich miteinander auszutauschen. Dazu gibt es die verschiedensten Anlässe.

Ältere als Informationsanbieter

Die Internettechnologien machen es immer leichter selbst als Anbieter und Gestalter aktiv zu werden. Immer mehr ältere Menschen betreiben selbst Websites und Gruppen/Netzwerke in denen sie als Informationsanbieter, kritische Konsumenten, politische Interessenvertretungen oder Lehrende/Moderierende auftreten.

Engagement im und unter Zuhilfenahme des Internet

Im April 2016 erschienen Deutschen Freiwilligen Survey 2014 bekommt die Internetnutzung im freiwilligen Engagement immerhin bereits einen eigenen Gliederungspunkt. Ab Seite 311 unter 11.5 lesen wir:

Internetnutzung stellt in der Regel also eine Erweiterung der freiwilligen Tätigkeit dar, ersetzt andere Tätigkeitsformen aber nur im Ausnahmefall. Online-Volunteering, im Sinne einer ausschließlich oder überwiegend über das Internet ausgeübten Tätigkeit, ist insofern als Phänomen zwar feststellbar, jedoch (noch) keine weit verbreitete Form des Engagements.

Das finde ich gar nicht kritisch, sondern so soll es sein. Wir nutzen das Netz für unsere Zwecke.

Ich würde mich freuen hier mit Ihnen über Ihre Einschätzung diskutieren zu können.

Daniel Hoffmann

 

https://forum-seniorenarbeit.de/2017/01/nun-reden-wir-wir-im-netz/