Im Quartier finden alle Generationen eine Heimat

Beispielhaftes Projekt in Bauchem – Angebotspalette wächst stetig weiter – Artikel Super Sonntag vom 26.11.2017

VON GÜNTHER VON FRICKEN

Schwungvoll werfen die Seniorinnen im Saal der Tagespflegeeinrichtung den Ball in die Höhe und fangen ihn wieder auf. Mit dieser Übung beginnt die Gymnastikstunde, die ein fester Bestandteil des Angebotes im „Quartier Bauchem“ ist. „Bewegungsangebote für Ältere fehlten bislang. Sie sind eine tolle Ergänzung zu unserem bisherigen Angebot“, ist Quartiersentwicklerin Melanie Hafers-Weinberg begeistert von dem, was sie da am Montagabend sieht.

Alle Angebote, so berichtet sie im Gespräch mit dem Super Sonntag, hängen von den Wünschen der Bewohner ab. „Wir wollen herausfinden, was ankommt. Schließlich lebt in Bauchem eine Menge von Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Über 40 Prozent stammen dabei aus der Generation 45 plus, aber wir wollen in Zeiten des demografischen Wandels Jung und Alt gleichermaßen erreichen“, betont sie. Austausch, Nachbarschaftshilfe, Unterhaltung, Unterstützung, Gemeinschaft und Integration, das sind nur einige der Themen, die das Quartier auszeichnen. „Die Angebotspalette wächst stetig“, betont Melanie Hafers-Weinberg. Sie lädt vor allem auch die älteren Menschen zum Mit-Machen, Mit-Helfen und Mit-Gestalten ein. „Das klappt immer besser, immer mehr Menschen bringen sich und ihre Ideen ein“, hat sie festgestellt. Rund 40 Ehrenamtler – Vereine, Institutionen und Privatpersonen – sind mit ihr unterwegs, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Das Angebot kann sich sehen lassen: Sportprojekte (Mehrgenerationen-Spaziergang, Walking, Gymnastik) zählen ebenso dazu wie regelmäßige Spielenachmittage mit Brett-, Karten- und Würfelspielen, Treffen der Handarbeitsgruppe „Verstrickt und zugenäht“, der Bürgerstammtisch, bei dem aktuelle Themen besprochen werden, an jedem dritten Sonntag im Monat der „Kaffee-Klatsch“ für alle, die Lust auf ungezwungene Sonntagnachmittage bei Kaffee und Kuchen haben, Fortbildung zum Thema Demenz sowie ein Adventsbasar am 10. Dezember von 12 bis 18 Uhr im Innenhof an der Tagespflege Bauchem. Zuvor werden alle drei Bauchemer Kitas den Baum im Innenhof schmücken. „Das Wichtigste ist es, die Menschen zusammen zu bringen, den Austausch von Jung und Alt zu fördern und und aufmerksam nach rechts und links zu schauen, was eine gute Nachbarschaft betrifft“, fasst Melanie Hafers-Weinberg die Quartiersarbeit zusammen.

Kontakte pflegen

Hinsichtlich der weiteren Quartiersentwicklung setzt sie auf die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers, denn so sagt sie, „diese wissen am besten, wie ihr Stadtteil zukünftig aussehen soll“. Den vor Ort lebenden Menschen soll mit Unterstützung der Quartiersentwicklerin die Möglichkeit gegeben werden, an der Gestaltung des Quartiers aktiv mitzuwirken. Die Beteiligung der Nachbarschaft ist somit wichtigster Teil des Quartierprojektes Bauchem. Mit im Boot sind natürlich auch Kooperationspartner. Seit Ende Juni haben der Kreissportbund Heinsberg (KSB) in Zusammenarbeit mit der Quartiersentwicklung Bauchem und drei ortsansässigen Vereinen (Germania Bauchem, ATV Geilenkirchen und TSV Geilenkirchen) verschiedene Veranstaltungen im Rahmen des Landesprogramms „Bewegt ÄLTER werden in NRW“ im Quartier Bauchem durchgeführt.

Mit Erfolg, wie sich nun zeigt. „Unser Ziel ist es, wohnortnahe Bewegungsangebote für Ältere zu initiieren und diese nachhaltig in das Vereinsangebot der Sportvereine zu überführen“, zeigt sich Beate Wassenberg-Schüren, Fachkraft des KSB für „Bewegt ÄLTER werden in NRW“ erfreut. Die neu eingeführten Bewegungsangebote, so betont sie, wurden in den zurückliegenden Monaten von der älteren Generation im Quartier Bauchem sehr gut angenommen. „Auch in der Zukunft freuen wir uns auf weitere Impulse für neue Ideen und Anregungen, egal welcher Art, um unsere Arbeit im Quartier weiter zu entwickeln“, blickt Melanie Hafers-Weinberg in die Zukunft und stellt dabei heraus, dass ihr die Arbeit im Quartier „Riesenfreude macht und es schön ist, die tollen Entwicklungen der letzten Zeit zu sehen.“

Anlaufstelle für die Bevölkerung

Geleitet wird das Projekt von Quartiersentwicklerin Melanie Hafers-Weinberg. Sie ist verheiratet, hat zwei schulpflichtige Kinder und wohnt selber am Rande des Quartiers. Durch berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten hat sie Erfahrungen im Bereich der Seniorenarbeit gesammelt. Sie möchte in erster Linie gemeinsam mit den dort lebenden Menschen das Quartier Bauchem weiterentwickeln.

Ihr Quartiersbüro Im Gang 42-46 soll ein langfristiger Anlauf- und Versammlungsort für die gesamte Nachbarschaft in Bauchem sein. Dort steht sie als Ansprechpartnerin und „Kümmererin“ für alle Anliegen, Fragen und Ideen rund um das Thema Quartier zur Verfügung.