Das Duo MichalkeMüller
Die heilende, wohltuende Wirkung von Musik ist allseits bekannt – hier im Salon des Kulturvereins „ZeitGeist“ konnte das Publikum diese beim Konzert des Duos MüllerMichalke geradezu körperlich spüren: Man fühlte sich am Ende des Konzerts wunderbar entspannt und geerdet.
Dafür sorgten die meditativen, durch Raum und Zeit fließenden Klänge der Sängerin Eva Viola Müller und des Pianisten und Komponisten Stephan Michalke.
Deren Musik lässt sich wahrlich nicht in irgendeine musikalische Schublade stecken, dazu ist das Dargebotene viel zu eigenwillig: Klangvolle, zum Teil mit Tanz-Einlagen der Sängerin bereicherte Eigenkompositionen, die inspiriert sind durch die eigenen Lebenserfahrungen.
So erzählte Eva Viola Müller über den zeitweiligen Verlust ihrer eigenen Stimme und ihrem unbedingten Willen, sich selbst wiederzufinden, und der Pianist Stephan Michalke beschrieb das bei einer Bootsfahrt in Myanmar entstehende beglückende Gefühl der Entschleunigung. Das wirkte echt und aufrichtig.
Was den Musikkritiker-Papst Theodor W. Adorno zu Lebzeiten noch auf die Palme gebracht hätte, nämlich das assoziative Hören – in diesem Konzert war es erlaubt, ja, das Publikum wurde sogar von den Musikern ausdrücklich dazu aufgefordert, etwa bei dem Song „Elfen“. Hier sollten sich die Zuhörer in die Welt dieser nordischen Fabelwesen begeben, um dort der Bedeutung der Natur für uns Menschen nachzuspüren. Zugleich aber war dieser Song mit allerlei musikalischen Finessen ausgestattet: kreiselnde Motivik, fließende Übergänge zwischen Geräusch und Klang, als durchgehender Puls ein vertracktes 11er-Metrum, und Eva Müllers Stimme verwandelte sich durch klangmalerische Vocal Effects auf dem Synthesizer zeitweilig in vielstimmige sphärische Chorgesänge.
In allen Songs war ein Höchstmaß an künstlerischer Originalität zu spüren. Auch die drei Jazz-Standards „Nature Boy“, „Autumn Leaves“ und „Besame“ dienten nurmehr als Ausgangspunkt für eigene harmonische und klangliche Expeditionen. Altvater Bachs kontrapunktische Kompositionsweise schimmerte an manchen Stellen durch – es wird ihm gefallen haben.
Insgesamt ein beeindruckendes Konzert: Live-Erlebnisse sind durch nichts zu ersetzen.
(Martina Zöllner)