„Soulcrane“ – ein merkwürdiger Name für ein Trio – und was hat dieser Name mit der Musik zu tun, die dieses Trio macht? Diese Frage stellte ich mir letzten Sonntag als Moderatorin der Jazz-Matinée-Reihe, da ich jedes Mal zu Beginn des Konzerts mit ein paar einleitenden Worten die Musiker vorstellen darf, die dort auftreten. Und so hatte ich im Vorfeld recherchiert, wie sich die Musik des Trios anhört und versucht zu erklären, wie wohl der Name der Band entstanden sein könnte: „Soulcrane“ – so meine Vermutung – setzt sich zusammen aus „Soul“, was wörtlich übersetzt „Seele“ heißt – und „Crane“, was „Kranich“ bedeutet – also „Seelenkranich“? Aber was könnte wohl der Kranich mit dieser Art von Musik zu tun haben? Noch tiefer drang ich in die Materie ein und fand heraus: Der Vogel „Kranich“ ist in der griechischen Mythologie das Symbol für Kontemplation, aber auch für Wachsamkeit. Ich hörte mir noch einmal ein paar Songs aus dem Debütalbum „Soulcrane“ aus dem Jahr 2017 auf Youtube an und fand: Ja, das passt genau. Diese Musik dringt tief in die Seele ein, sie ist „smooth“ (leider ist mir kein passendes deutsches Wort eingefallen!), ohne einzulullen, lädt also zur wachen Kontemplation ein. Welches Tier könnte dazu also besser passen als der Kranich?
Sehr zum Amüsement des Publikums kam die Antwort am Sonntagmorgen prompt vom Gründer der Band, Matthias Schwengler: „Der Name „Crane“ kommt eigentlich eher daher, weil wir auf dem Cover unserer ersten CD einen Kran aus dem Ruhrgebiet abgebildet haben. Und wir haben auch an „Soultrain“ und an John Coltrane gedacht.“
Da war ich wohl mit meiner Recherche ganz auf dem Holzweg gewesen, aber egal, es ging ja um die Musiker und deren Musik: Diese hörte sich so an, als stünden drei Instrumente in einem ständigen Gedankenaustausch miteinander. Man hörte sich aufmerksam zu, tauschte musikalische Argumente aus, jeder kam einmal zu Wort. Grundsätzlich war man aber einer Meinung über das Gesamtkonzept der Musik: Keine grellen Farben, keine Dissonanzen: Die fein ziselierten Melodiebögen des Flügelhorns von Matthias Schwengler harmonierten wunderbar mit dem weichen E-Gitarren-Sound von Philipp Brämswig und dem dezent-einfühlsamen Bass-Spiel von Reza Askari.
Musik, die dem Zuhörer erlaubt, sich entspannt zurückzulehnen und mal die Seele baumeln zu lassen – ein Genuss.
(Martina Zöllner)