“Die Chansons von Charles Aznavour, Charles Trenet und Edith Piaf haben mich während meiner Kindheit begleitet, ohne dass ich ihnen damals besondere Aufmerksamkeit verliehen hätte“, verriet die gebürtige Französin Christine Corvisier am letzten Sonntag dem aufmerksamen „ZeitGeist“-Publikum.
Erst, nachdem sie schon Jahre lang im Ausland lebte, sei ihr klar geworden, dass diese Chansons zu ihren musikalischen Wurzeln gehören. Daraus entstand der Entschluss, auf den Spuren ihrer Kindheit zu wandeln und diese Chansons neu für ihre Band zu arrangieren. Das Ergebnis konnte sich hören lassen: ein ganzer Strauß an altbekannten Chanson-Melodien in völlig neuem Jazz-Gewand, angefangen von Edith Piafs „C´est si bon“ über „Le Sud“ (Nino Ferrer) bis zu „Tous les visages de l‘ amour“ von Charles Aznavour.
Sebastian Scobel am Piano und David Andres am Fünfsaiter waren mit allen musikalischen Wassern gewaschen: sie begleiteten die Tenorsaxophonistin je nach Bedarf mit floatenden Hintergrund-Melodien oder markanten Flamenco-Rhythmen, traten aber bei der Improvisation auch als souveräne Solisten in Erscheinung.
Wirklich erstaunlich, dass alle diese französischen Chansons auch ohne ihre Texte, die ja eigentlich dazugehören, so eine starke Wirkung entfalteten. Das mag wohl an der Strahlkraft ihrer Melodien, aber auch an der großartigen Arrangierkunst von Christine Corvisier liegen – und daran, dass diese Musik unbedingt live gespielt und gehört werden muss: Dann vermag Musik tatsächlich ganz ohne Worte auszukommen getreu der Losung von Victor Hugo: „Ce qu´on ne peut dire et ce qu´ on ne peut taire, la musique l´exprime.“ (frei übersetzt etwa: Was man nicht sagen kann und worüber man nicht schweigen kann, das drückt die Musik aus).
Das Publikum war jedenfalls begeistert und forderte am Schluss folgerichtig eine Zugabe.
(M. Zöllner)