Eine für den Jazz eher seltene Formation stand am letzten Sonntag im ZeitGeist auf dem Programm: Ein Duo, auf das Wesentliche reduziert, bestehend „nur“ (und das ist hier nicht abwertend gemeint!) aus einer Sängerin und einem Kontrabassisten. Ihr Name: „Deep Talk“ – und tatsächlich hatte man den Eindruck, dass die minimalistische Besetzung zu einem besonders intensiven musikalischen Gespräch zwischen der Sängerin Lydia Schiller und dem Kontrabassisten David Andres führte.
Wohltuend zart und intim klang die klare Stimme der Sängerin Lydia Schiller, die neben ein paar Jazz-Klassikern viele von ihr selbst komponierte Songs vortrug. Ihre Texte haben Tiefgang und stimmen nachdenklich, etwa der Song „Entspanntriebsschwäche“, in dem sich jemand fragt: „Am I only when I work?“ oder der Song „Imaginary Friend“, in dem sich Freundschaft als falscher Schein entpuppt.
Einen besonders intensiven Eindruck hinterließ der von Lydia Schiller gecoverte, ursprünglich aus der Feder des britischen Musikers Sting stammende Song „Fragile“, der so kunstvoll arrangiert war, dass er nur noch im Refrain spontan wiederzuerkennen war.
David Andres nutzte dabei die gesamte Bandbreite der auf dem Kontrabass zur Verfügung stehenden Spieltechniken aus: mal erzeugte er durch Streichen der Saiten in der Nähe des Stegs Töne mit hohem Geräuschanteil, mal ließ er seinen Bogen in süffigem Legato über die Saiten seines Fünfsaiters gleiten, dann wieder zupfte er die Saiten in schnarrendem Pizzicato oder funktionierte den Corpus seines Instruments kurzerhand zu einem Schlaginstrument um – einfach großartig!
Und wie gut, dass der ZeitGeist jeden Monat den Raum bietet, in intimer Atmosphäre so professionelle wie sympathische junge Jazz-Musiker*innen hören zu können.
(Martina Zöllner)