Begriffsbestimmung:
In ‚Der Große Brockhaus in einem Band’ findet sich nur ‚Gesundheitsvor-sorge’. Zur Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden gibt es keinen (legalen) online-Zugriff.
Im Duden findet sich online: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Vorsorge
Bedeutung:
Gesamtheit von Maßnahmen, mit denen einer möglichen späteren Entwicklung oder Lage vorgebeugt, durch die eine spätere materielle Notlage oder eine Krankheit nach Möglichkeit vermieden werden soll.
- Beispiele:
die Vorsorge für die Zukunft, fürs Alter, für den Fall der Erwerbsunfähigkeit, gegen Berufskrankheiten- finanzielle, medizinische Vorsorge
- Vorsorge durch Früherkennung
- Vorsorge [dafür] treffen, dass …
Synonyme zu Vorsorge
Prophylaxe; Vorbeugung; (bildungssprachlich) Prävention
In Wikipedia findet sich folgende Beschreibung: https://de.wikipedia.org/wiki/Vorsorge
„Der Begriff Altersvorsorge umfasst die Gesamtheit aller Maßnahmen, die jemand während des Lebens trifft, damit er im Alter oder nach dem Ende seiner Erwerbstätigkeit (dieses kann auch vor dem Beginn von Rentenzahlungen liegen) seinen weiteren Lebensunterhalt bestreiten kann, möglichst ohne Einschränkungen des Lebensstandards. Der Altersvorsorge dienen erworbene Anwartschaften auf Renten und/oder Zinsen aus angespartem Vermögen.“
Daneben finden sich in wikipedia noch diverse Artikel zur gesundheitlichen und medizinischen Vorsorge, die sich auch auf jüngere Menschen beziehen. Bis auf gesundheitliche Vorsorge durch gesunde Ernährung und Bewegung handeln alle Vorsorgebegriffe bei wikipedia von Maßnahmen, für die Geld aufgewendet werden muss. Vorsorge über erworbene Zeitguthaben durch ehrenamtliche Tätigkeiten finden keine Erwähnung.
Im Tauschwiki (das wiki der Tauschsysteme) allerdings findet sich der Artikel Zeitbank, in dem auf die Möglichkeit der Vorsorge mit Zeitkonten verwiesen wird (u. a. mit Verweis auf meine Präsentation auf dem BATT-aktiv 2013 in Büdingen): „Zeitstiftung für alle? Alters- und Pflegevorsorge im Tauschsystem“. http://www.tauschwiki.de/wiki/Zeitbank
Im Artikel Zeitbank findet man bei wikipedia hingegen gar keinen Hinweis auf eine Vorsorgemöglichkeit.
Folgerungen:
Damit ist klar, dass Vorsorge in der deutschen Öffentlichkeit noch weitgehend auf das Alter und auf monetäre Maßnahmen bezogen gedacht wird. Lediglich die Gesundheitliche Prävention ist auch auf junge Menschen bezogen und nur teilweise frei von finanzieller Belastung (z. B. Sport oder gesunde Ernährung).
Es ist aber klar, dass die Menschen auch in jüngeren Jahren durch Krankheit, Unfall oder andere Schicksalsschläge in eine prekäre Situation gelangen können, in der sie von der Grundsicherung leben müssen, nachdem das private Vermögen aufgebraucht ist. Wer dann nicht gut in ein soziales Netzwerk von Verwandten, Freunden, Bekannten und Nachbarn eingebunden ist, dem droht schnell Vereinsamung und schließlich Abschiebung ins Alten- bzw. Pflegeheim. Vorsorge bezieht sich zwar immer auf die Zukunft, muss sich aber auf alle Lebensalter beziehen, auf Alt und Jung, und nicht nur auf die nachberufliche Zeit.
Die Möglichkeit der Zeitvorsorge, d.h. durch ehrenamtliches soziales Engagement Zeitguthaben auf einer Zeitbank anzusammeln, die später, wenn selbst Hilfe gebraucht wird, in solche sozialen Dienstleistungen zurückgetauscht werden können, sollte daher viel mehr ins öffentliche Bewusstsein getragen werden.
Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil der Niedriglohnsektor dramatisch wächst und deshalb immer mehr Menschen in prekäre Lebenssituationen und schließlich in Altersarmut geraten werden. Auch diesen Menschen ein menschenwürdiges Leben durch Finanzhilfen zu ermöglichen ist als gesellschaftliche Aufgabe nicht bezahlbar, aber nach dem Prinzip ‚Bürger helfen Bürgern’ kann es durchaus geleistet werden.