Wenn man interessierten Bürgern*innen die Zeitvorsorge erklärt, kommt oft die Frage: „Warum braucht man eine Zeitbank, wenn Nachbarschaftshilfe auch ohne gut funktioniert“. Das ist richtig und die Zeitvorsorge will weder dieser noch ehrenamtlichem Engagement in Hilfsorganisationen oder Wohlfahrtsverbänden Konkurrenz machen. Mit der Zeitbank der Zeitvorsorge sind aber Vorteile verbunden, die ohne nicht vorhanden sind. Wir beginnen die 10-teilige Serie mit:
#1: Vorteile eines Tauschmittels
Bei der Zeitvorsorge handelt es sich grundsätzlich um den Tausch von Hilfeleistungen, im Gegensatz zum slbstlosen Helfen. Bei Tauschen werden die Tauschpartner aber letztlich Wert darauf legen, dass die getauschten Leistungen von Art und Umfang etwa gleichwertig sind, sonst wird der Tausch leicht als ungerecht empfunden. Hierfür wird der reine Zeitaufwand zugrunde gelegt, nicht die erforderliche Expertise. Außerdem passen die benötigten und die angebotenen Hilfen zweier Menschen meist nicht direkt. d. h. was der eine anbietet braucht der andere nicht und umgekehrt. Hier bietet die Verwendung eines Tauschmittels enorme
Vorteile. Jeder kennt Geld als enorm erfolgreiches Tauschmittel. Wie aber das Geld konkret aussieht, ist letztlich egal. In anderen Kulturen wurden z.B. Kauri-Muscheln oder Salzbarren als Primitivgeld verwendet. In der Zeitvorsorge wird, wie in vielen Tauschringen und Tauschbörsen, die Zeit als Tauschmittel verwendet (in der Zeitvorsorge sind 15 Min = 1 Zeitpunkt ZP, 4 ZP = 1 Stunde). Jetzt können z.B. ganz einfach mehrere kleine Hilfen gegen eine große getauscht werden und wie beim Geld kann der Tausch über eine Vielzahl von Menschen in einem Kreislauf erfolgen (Bild).
Bei der Zeitvorsorge können die Zeitguthaben auch über längere Zeiten angespart und so Vorsorge betrieben werden. Das gilt nicht nur für die Altersvorsorge, sondern auch für prekäre Lebenssituationen, in die man durch Krankheit oder Unfall in jedem Alter geraten kann. Der Tauschkreislauf schließt sich dann erst nach vielen Jahren, wenn selbst Hilfe gebraucht wird, um zu Hause wohnen bleiben zu können.
Hier unterscheidet sich die Zeitvorsorge zu den meisten Tauschringen, die sogar eine sogenannte „Umlaufsicherung“ einführen, indem die Zeitguthaben z. B. immer mehr abnehmen, je länger sie auf dem Zeitkonto liegen. Hier soll das Tauschmittel Zeit möglichst oft zum Tauschen verwendet werden, um so die Tauschaktiviät zu erhöhen, weil das dort der Hauptzweck ist.
Die „Umlaufsicherung“ kann auch als negativ Zins gesehen werden, dient bei den Alternativwährungen (Elbtalern, Chiemgauer etc.) als Verwaltungsbeitrag und Spendenaquise für neue Projekte.
Wer aber für sich eine Vorsorge für spätere Hilfe aufbauen will oder gar muss und sich deshalb engagiert, möchte die eingesetzte Zeit auf Dauer erhalten. Dieser Ansatz wird zukünftig eine größere Rolle bei den fehlenden Pflegefachkräften spielen, wenn es der/den zukünftigen Regierung(en) nicht gelingt, das Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI) radikal zu reformieren.