Datum, 28. Januar 2025

Liebe Lesefreunde,
unser Nach-Neujahrstreffen gestern hat mir große Freude gemacht. Den Neujahrswunsch von Doris Lehmann haben wir alle geteilt: „Ruhe im Karton! Schluss mit den Kriegen, den Völkermorden und Vertreibungen, den Terror-Attacken und sinnlosen Gewalttaten!“
Auch für meinen Wunsch nach mehr Menschen, die in der Aktion für und in der Gemeinschaft ihr Glück finden, gab es Zustimmung.
An Lesefrüchten im neuen Jahr gab es u.a. folgende Empfehlungen: Deine Juliet, Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf, von Mary Ann Shaffer. Der verfilmte Briefroman berichtet von den Mitgliedern eines Lesekreises, der während der deutschen Besatzung der britischen Kanalinsel aus einer Notlüge entstanden ist.
Doris Lehmann hat das neue Buch von Bernhard Schlink, Die Enkelin, gelesen. Der siebzigjährige Buchhändler Kaspar erfährt erst nach dem überraschenden Tod seiner Frau etwas über deren Tochter und ihre Enkelin, die in der DDR geblieben sind und nach der Wiedervereinigung jetzt bei einer völkischen Reichsbürgersekte leben. Auch über Schlinks Roman Das späte Leben haben wir gesprochen. Ein 76jähriger nutzt die wenigen Wochen, die ihm die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs noch lässt, zu einem langen Brief an seinen kleinen Sohn, den er mit seiner jungen (ihn betrügenden) Frau hat. Hierin behandelt er die großen Lebensaufgaben wie Liebe, Glaube und Herkunft in einer Mischung aus sozialer Reproduktion und später Einsicht.
Iris Wolff erweckt in ihren Figuren der Unschärfe der Welt fast ein Jahrhundert rumänischer Geschichte zum Leben: vom Königreich über den Weltkrieg bis zu Ceauscesko’s Securitate. Die Siebenbürger Schriftstellerin lässt in ihren Menschen aus dem Banater „Schafsland“ die historischen Ereignisse als persönliche Elemente ihrer Biographien lebendig werden. Die Kritik lobt ihre unaufdringlich poetische Sprachkunst.
Dörte Hansens letzter Roman Zur See hat Doris Petermeier eine neue Facette der ins Alte Land gezogenen Autorin eröffnet. Hier treffen einheimische Familien im sozialen Abstieg auf historiengeile Touristen, die ein perfektes „bed and breakfast“ in den verfallenden Seefahrerhäusern erwarten. Jarka Kubsova erzählt in Marschlande die Geschichte einer selbstständigen Bäuerin im 16. Jahrhundert, die wegen des Neids ihrer Nachbarn als Hexe verbrannt wird. Der neue Roman Bergland der Bestseller-Autorin handelt von drei starken Bergbauer-Frauen in Südtirol.
Ich selbst empfehle noch einen Krimiautor. Wolfgang Schorlau behandelt in seinen Dengler-Romanen jeweils ein sehr gut recherchiertes aktuelles politisches oder gesellschaftliches Thema, zuletzt in Black Forest die Klimakatastrophe und ihre Förderer und Bekämpfer. Im Mittelpunkt steht ein Windrad-Projekt auf dem höchsten Schwarzwaldberg.
Zum guten Schluss wies Erika Spandick noch auf einen Roman der aktuellen Literaturnobelpreisträgerin Han Kang hin,
Die Vegetarierin (Aufbau Berlin 2016 u. 2024). Die südkoreanische Autorin schildert hier die Konflikte, die sich beim Ausbrechen einer Frau aus den vorgegebenen sozialen Normen ergeben. Wir haben beschlossen, uns beim nächsten Treffen, mit dem Werk von Han Kang zu beschäftigen.
Weitere ins Deutsche übersetzte Werke:
- Menschenwerk, Aufbau Berlin 2017
- Deine kalten Hände, ibid. 2019
- Weiß, ibid. 2020
- Griechischstunden, ibid. 2024
- Unmöglicher Abschied, ibid. 2025(?)
Gabi und Klaus Niephaus, die uns beim Treffen mit köstlichen französischen Wurst-Vollkorn-Scheibchen versorgt haben, informierten uns über die Daten der großen Chagall-Ausstellung in Düsseldorf. Der Gruppeneintritt kostet 14.- € p.P., die Führung 85.-, so dass mit Parkgebühren und Fahrtkostenanteil bei 8 Teilnehmern in 2 PKW’s rd. 30.- Euro pro Person anfielen. Gabi wird daher versuchen, unsere Gruppe für Mittwoch, den 19. oder 26. März 2025 anzumelden.
Wir treffen uns auf jeden Fall zum nächsten Lesekreis am
Montag, dem 24. Februar 2025, um 18:00 Uhr in der Werkstatt.
Hierauf freut sich und grüßt Euch herzlich
Euer Wolfram Reutlinger