Unser Vorbild Zeitvorsorge St.Gallen wurde positiv bewertet

Die Stiftung Zeitvorsorge St.Gallen hat im wesentlichen die gleichen Ziele wie wir. Sie ist in mehrerer Hinsicht aber ein Vorbild, z.B. 

  • Als Stiftung kann sie nicht so einfach aufgelöst werden, wie ein Verein. Deshalb werden wir uns auch in eine Stiftung umwandeln, wenn wir das notwendige Kapital dafür bekommen sollten.
  • Sie hat mit der Stadt St.Gallen und etlichen lokalen Hilfsorganisationen und Kirchengemeinden Kooperationen abgeschlossen, die die Einlösung der angesparten Zeitguthaben in die gewünschten Hilfen garantieren. Damit ist die Zeitvorsorge St.Gallen absolut nachhaltig.
Präsident des Stiftungsrats Zeitvorsorge St.Gallen Dr. Reinhold Harringer
Dr. Reinhold Harringer

Seit 2026 haben wir eine lose Kooperation mit direktem Kontakt zu dem Gründer und Präsidenten des Stiftungsrates Dr. Reinhold Harringer (ehemals Stdtkämmerer) und der Geschäftsführerin Priska Muggli.

Im Mai 2017 ist nun das Ergebnis einer wissenschaftlichen Evaluation (Begutachtung / Bewertung) vorgelegt worden, die überwiegend sehr positiv ausgefallen ist. Es lohnt sich die Zusammenfassung zu lesen, weil hierdurch auch für unsere Zeitvorsorge wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden können; insbesondere in bezug auf die Kooperation mit der Stadt Köln und den ansässigen Hilfsorganisationen.

2 Gedanken zu „Unser Vorbild Zeitvorsorge St.Gallen wurde positiv bewertet“

  1. Der Blick über die Grenzen ist in den allermeisten sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen immer lohnend!
    Zwischen den einerseits so ähnlichen und andererseits so ungeheuer verschiedenen Nachbarländern Schweiz und Deutschland gilt dies auch.
    Oft sind es gerade bei Innovationsideen im je anderen Land einfach ein paar Jahre mehr Zeit an Erfahrungen. So auch beim Thema Zeitgutschriften:
    Es gibt ja international sehr viele und langjährige Erfahrungen mit Zeitgutschriftsystemen. U.a. mit den Seniorengenossenschaften in Baden-Württemberg seit Anfang der 1990er-Jahre (vgl. https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/47484). Also auch schon seit langer Zeit.
    Und die im Blogbeitrag genannte Zeitvorsorge St. Gallen setzt schon länger ein eigenständiges Modell um – mit dem Spezifikum der finanziellen Besicherung durch öffentliche Geldeinlagen. (Auch zu diesem Projekt liegt ein differenzierte Evaluationsbericht von Infras und Careum Forschung vor: http://www.careum.ch/ageing/zeitvorsorge). Auch schon seit einiger Zeit. In der Schweiz ist die Genossenschaft KISS der andere grosse Dach-Akteur, in seinem Kontext gibt es auch eine lesenswerte Evaluations seitens der ETH zu auch sozialökonomischen Effekten: warum es sich lohnt, in solche Innovationsmodelle zu investieren!
    All diese Projekte brauchen in der Tat langen Atem.
    Sie bringen keineswegs gleich eine grosse Zahl an Transaktionen hervor, schon gar nicht auf Seiten der Nachfragenden. Auch das braucht Zeit, sollte nicht entmutigen.
    Zeitgutschriftmodelle stehen auch für eine Transformation der herkömmlichen Arbeit – der Erwerbsarbeit ebenso wie der Freiwilligenarbeit oder des Ehrenamts. Sie reihen sich hier ein in eine Reihe von Mischmodellen, Neuansätzen, Hybriden. (Dazu gehören auch geringbezahlte Ehrenämter, Pflegegeld für betreuende Angehörige, UBER-artige Plattformdienstleistungen, vgl. http://www.careum.ch/documents/20181/154931/Uber+in+der+Plege_Krankenpflege.pdf)
    Ich würde es ein wenig anders als Thomas Mattig (Blogbeitrag: https://gesundheitsfoerderung.ch/blog/zeit-ist-geld-ist-zeit/) akzentuieren – es ist nicht in erster Linie unbedingt Nachbarschaftshelfen. Und Zeit verschenken. Es ist eben gerade nicht Leistung für Gotteslohn, ist nicht reiner Altruismus (gibt es den im sozialen Verausgaben überhaupt allzuoft?).
    Sondern es ist die Erwartung der Gutschrift, die mit motiviert. Die teilweise auch gerade für Männer besonders attraktiv ist. Es gibt also eine erwartbare Gratifikation: zugleich anderen UND sich selbst etwas gutes tun.
    Dass darüber noch immer an vielen Orten gestritten wird – ob dies das Ehrenamt kaputt mache, ob es die Solidarität untergrabe, ob es zu Konkurrenzierungen komme – das ist gut. Denn dieser Diskurs ist wichtig für die kulturellen Transformationen des Helfens unter Vorzeichen moderner mobiler Gesellschaften.
    Das spannende an den vorliegenden Evaluationen – von den Seniorengenossenschaften über KISS bis zur Zeitvorsorge und anderen – ist aber: die Sorgen sind meist unbegründet. Die Zeitgutschriftidee spricht andere Menschen an, weil sie andere Motive mitschwingen lässt. Und dies ohne jeglichen moralischen Zeigefinger.
    Dass am Schluss sich oft zeigt, dass die Zeitgutschrift oft nur der erste Motivator und Katalysator war: dass mit ihm Hilfestunden angebahnt wurden….., dass aber viele Menschen nach längerer Zeitdauer eigentlich die Einlösung für sich gar nicht mehr so wichtig finden, das ist einer der ganz spannenden Befunde. Und so wird – über den Umweg einer sparsamen „Mechanik“, über den Tausch- und Gratifikationsgedanken – am Schluss dann doch wieder umso mehr Nachbarschaftshilfe und überhaupt: Unterstützen und sich verschenken draus.
    Aus meiner Sicht ein wunderbarer zusätzlicher Mosaikstein auf dem Weg in lebendige Quartiere, am Schluss in caring communities….
    Das Setzen auf Zeit lohnt sich so ungeheuer!

    Antworten
  2. Sehr geehrter Prof. Otto,
    ihr Kommentar ist sehr wertvoll, weil er ganz wesentliche Punkte bei der ehrenamtlichen Hilfeleistung anspricht. Natürlich erleben auch wir es immer wieder, dass Zeitgutschriftenfür freiwillige Hilfen als „egoistisch“ gedeutet werden. Ich möchte da nur auf die Erkenntnisse der Kooperationsforschung verweisen, die altruistisches Koopereieren als „indirekte Reziprozität“ bezeichnet und den Hilfetausch als „direkte Reziprozität“. Beide Formen sind wichtig für unser Sozialverhalten und genetisch in uns verankert. Das ist auch der Grund, warum die Zahl der Ehrenamtlichen nicht abnimmt, obwohl unsere Gesellschaften immer mehr individualisiert werden und zu egoistischem Verhalten tendieren. Der Mensch schafft es offenber diese widerstreitenden Triebe (?) auszutarrieren.

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar