Im Namen des Seniorenbeirats hat Jürgen Herrmann, der Sprecher des Arbeitskreises StUV (Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr) zur Schließung des Reisezentrums im Hbf Recklinghausen an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG • IL für das Land Nordrhein-Westfalen geschrieben. Lesen Sie dazu den vollständigen Text :
Sehr geehrter Herr Lübberink,
die offenbar beabsichtigte Schließung des Reisezentrums im Hauptbahnhof Recklinghausen hat unter den Seniorinnen und Senioren in Recklinghausen erhebliche Unruhe und auch Unverständnis hervorgerufen.
Unruhe, weil der Fahrkartenautomat den Besitz einer Kredit- oder Geldkarte und insbesondere Vorkenntnisse im Umgang mit Automaten erfordert, bzw. die von Ihnen empfohlene Onlinebestellung den Besitz eines Computers oder Smartphones und Kenntnisse über deren Nutzung voraussetzt. Das kann bei vielen älteren Menschen in Recklinghausen nicht unterstellt werden, wie das kaum genutzte Angebot des Seniorenbeirats zu entsprechenden Schulungen zeigt.
Unverständnis? Recklinghausen Hbf ist der bedeutendste Bahnhof des Personenverkehrs der Großstadt Recklinghausen und des gleichnamigen Kreises. Er liegt an der Bahnstrecke Essen – Hamburg und ist mit dem ihm vorgelagerten Busbahnhof Ausgangspunkt mehrerer Buslinien der Vestischen Straßenbahnen. Er wird mit rund 17.000 Reisenden täglich der Preisklasse 3 zugeordnet. Recklinghausen Hbf ist ein Systemhalt mehrerer Linien des Fernverkehrs der Deutschen Bahn. Im Regionalverkehr wird der Hauptbahnhof von zwei Regional-Express-Linien bedient. Im Rahmen der Neuaufstellung des Projekts RRX (Rhein-Ruhr-Express) soll auch der Recklinghäuser Hauptbahnhof von neuen Verbindungen profitieren. Ab 1. Juli 2020 wurde ein SEV zwischen Recklinghausen Hbf und Bahnhof Gladbeck West – jetzt mit Zwischenhalt in Herten – angeboten. Sowohl im VRR als auch auf kommunaler Ebene wird über die Schaffung einer neuen Verbindung von Haltern am See über Recklinghausen – unter teilweiser Nutzung der Strecke von Wanne-Eickel nach Bochum – diskutiert.
Der Recklinghäuser Hauptbahnhof besitzt drei Ausgänge: Der Hauptausgang im Westen führt zum Europaplatz sowie dem sich darauf befindlichen Busbahnhof. Ebenfalls im Westen, jedoch weiter nördlich gelegen, existiert ein stufenloser Nebenausgang, welcher von Gleis 1 Richtung Kunsthalle und der Fernbus-Haltestelle führt. Seit 2012 verfügt der Bahnhof mit erheblichen Investitionen der Stadt über einen Ausgang am Ossenbergweg, der den östlichen Wohngebieten sowie dem Campus Blumenthal an der Ludwig-Erhard- Allee einen direkten Weg zum Zug ermöglicht. Seit September 2016 existiert südlich des Busbahnhofs eine Radstation mit 12 Fahrradboxen sowie 140 größtenteils überdachten Stellplätzen. 2022 ist vor dem Bahnhof eine neue Radstation eröffnet worden. Der Uhrturm erhielt im Sommer 2018 einen roten Anstrich durch den Künstler Jan Hoeft. Die DB Station&Service kündigte im September 2019 weitere Investitionen in die Fahrgastinformation an und führte sie durch. Nach dieser von der DB, dem VRR und der Stadt gemeinsam betriebenen deutlichen Aufwertung des Hauptbahnhofs kann die Schließung des Reisezentrums nur als unverständlicher Rückschritt betrachtet werden. Wo befinden sich die angeblich im dichten Netz an DB-Verkaufsstellen im Ruhrgebiet acht Reisezentren, die für Seniorinnen und Senioren, die sich zum Hauptbahnhof „verirrt“ haben, erreichbar sind? Wird es am Hbf einen entsprechenden Hinweis geben?
Der Seniorenbeirat Recklinghausen steht voll hinter Bürgermeister Tesche, der sich für den Erhalt des Reisezentrums im Hauptbahnhof einsetzt.
Text: Jürgen Herrmann