Das Glasmuseum Lette – ein Kleinod auf dem Lande

Am 7.09.2022 hat der Arbeitskreis Kultur des Seniorenbeirats einen Besuch im Glasmuseum Lette organisiert. Der kleine Teilnehmerkreis von 25 Besucher*innen bestaunte eine einmalige Sammlung von Kunstwerken. Diese sind mit allen nur denkbaren künstlerischen und handwerklichen Techniken unglaublich schön, filigran, farbig, transparent, leuchtend, glänzend, abstrakt und gegenständlich ausschließlich aus dem Material Glas gestaltet.

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckte Frau Ernsting, deren Familie durch die Kette Ernstings family bekannt ist, die Faszination der zeitgenössischen Glaskunst und begann damit, diese Objekte zu sammeln. Die Familie wollte Ihre Heimatstadt Coesfeld auf kulturellem Gebiet unterstützen und gründete das Glasmuseum. Es wurde zunächst noch privat in dem ehemaligen Schulzenhof „Alter Hof Herding“, einem typischen Bauernhaus mit Tenne, geführt und dann 1996 um einen modernen schlichten Museumsbau erweitert. Zuvor wurde die gleichnamige Stiftung Ernsting gegründet. Ihr Zweck ist der Erhalt, Erweiterung und Pflege der Sammlung, das Aufspüren neuer Tendenzen in der Glaskunst und der Austausch mit Glaskünstler*innen. 10 Jahre später kam in dem nahegelegenen Höltingshof das Glasdepot dazu, in dem die vollständige Sammlung in chronologischer Reihe in Vitrinen ausgestellt ist. Das Museum selbst zeigt in halbjährlichen Abständen Werkausstellungen bestimmter Glaskünstler, Glasprojekte zu besonderen Themen, Neuerwerbungen des Museums oder Abschlussarbeiten von Studierenden an Kunstakademien, Hochschulen und Glasfachschulen.
Die aktuelle Ausstellung „KALT!“ zeigt Kunstwerke der Kaltglastechnik, also Werke, die aus bereits erkaltetem fertigem Glas hergestellt wurden.
Da finden sich hauchdünne Glasplatten, die mit unsichtbarem Klebstoff aufeinandergeschichtet sind und in denen farbige Glasteile plastische Objekte bilden, die zu schweben scheinen. Andere Objekte sehen aus wie Plüsch, man möchte sie am liebsten streicheln und anfassen. Sie bestehen aber aus unzähligen hauchdünnen Glassplittern, die je nach Blick- und Einfallswinkel ihre Farbigkeit ändern und sich zu bewegen scheinen. Eine weitere Künstlerin gestaltet naturalistische Tiere oder Figuren aus Glasscherben, die sie passgenau zusammensetzt. Als Vorbild dienen ihr Motive aus klassischen Gemälden, z.B. ein Schuh oder ein ganz lebendig wirkendes Schoßhündchen aus einem Barockbild. Andere Objekte brechen das Licht in Spektralfarben oder spiegeln sich in sich selber und zeigen immer neue vielfältige Facetten. Das ergibt ein faszinierendes Spiel, dem man stundenlang zuschauen könnte.
Nach einer Mittagspause im historischen Höltingshof, wo man sich bei Kaffee und Kuchen bzw. Schinkenschnittchen erholen kann, verblüffte die Dauerausstellung im Depot mit weiteren schier unglaublichen Werken aus Glas, z.B. ein gläsernes Tischdeckchen, das aussieht wie Batist oder Spitzentaschentücher und ein Strickzeug aus Glas. Viele abstrakte Glasformen überzeugen durch Form oder Farbigkeit, einige schon durch ihre Größe und Schwere. Bilder aus Glas, Glasmalerei, Vasen und Gefäße aller Art, Tiere aus Glas und auch reine Deko-Objekte regen die Fantasie der Besucher*innen an. Und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die beigefügten Fotos geben einen Einblick, welche Wunderwelt sich dort eröffnet.
Darüber hinaus ist auch das Umfeld des Museums mit den beiden alten Bauernhäusern und der gepflegten Gartenanlage sowie der typischen westfälischen Gastronomie stimmig. Es lohnt sich ein Besuch in dem gar nicht so weit entfernten Coesfeld-Lette. Das Museum ist mittwochs und an den Wochenenden geöffnet.
Der Ausflug wurde abgerundet durch einen Besuch im nahegelegenen Billerbeck. Das hübsche Städtchen verführt zum Einkaufsbummel. Man kann in kleinen netten Geschäften stöbern, aber auch in mehreren Kunsthäusern und Goldschmieden. Einrichtung und Fassaden der alten Häuser strahlen Gemütlichkeit aus. Die Krönung der Stadt ist der Dom am Markt mit seinen wunderschönen farbigen Glasfenstern. Die Türme der Kirchen sind schon von weitem zu sehen.
Die Fahrt hat bei allen Teilnehmern großen Anklang gefunden. Man kann sie nur in einer kleineren Gruppe von ca. 25 Personen durchführen. Es ist daher zu überlegen, ob der AK Kultur sie, vielleicht mit kleinen Variationen, im kommenden Jahr noch einmal anbietet.
Eva-Maria Werth