Windows schnell wie am ersten Tag

14.05.2016, 08:13 Uhr | t-online.de

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Windows runderneuert: Auch ein alter Sportwagen braucht Pflege. (Quelle: Montage: t-online.de/imago)

Autobesitzer lassen ihr Fahrzeug mindestens einmal jährlich durchchecken. Auch Windows benötigt regelmäßige Checks. Dabei geht es weniger um Sicherheit, sondern vielmehr um die Leistung des Computers.

Nutzer von Windows 10 oder Windows 7 haben den Anwendern von älteren Windows-Versionen eines voraus: In ihrem Betriebssystem steckt ein umfangreiches Programm zur Systemdiagnose. Diese spürt Systembremsen und einige weitere Fehler auf. So gibt der Zuverlässigkeitsverlauf (Ressourcen- und Leistungsüberwachung unter Windows 7/Vista) auch Hinweise zu nicht funktionierenden Treibern.

Mit dem erstellten Systemintegritätsbericht lässt sich einigen Windows-Bremsen auf die Schliche kommen, aber leider nicht allen. Für eine Generalüberholung ist mehr nötig.

Foto-Show: Die sieben übelsten Systembremsen

Bild: Foto-Show 1Die größte Bremse beim Systemstart: Tools, die Windows automatisch lädt. Bei ihrer Installation verankern sich viele Programme im Autostart-Ordner oder dem Systemtray (Icon-Leiste unten rechts). Der PC lädt diese fortan bei jedem Start mit. Die meisten wie etwa CCleaner sind absolut entbehrlich. Das hilft: Werfen Sie nicht benötigten Anwendungen aus der Startbox. Die passende Option finden Sie in den Einstellungen des jeweiligen Programms oder in der msconfig.

Bild: Foto-Show 2Unnötiges Verschwenden von PC-Ressourcen kostet nicht nur Zeit, sondern auch Strom und Geld. Verzichten Sie daher zum Beispiel auf optische Spielereien. So lässt sich ein wenig des schleichenden Geschwindigkeitsverlustes wieder ausgleichen. Das hilft: Öffnen Sie die erweiterten Systemeinstellungen unter Systemsteuerung, System. Dort wählen Sie die Option Systemleistung. Hier trennen Sie sich von der Grundeinstellung und aktivieren Für optimale Leistung anpassen.

Bild: Foto-Show 3Antiviren-Software ist unverzichtbar, doch einige Programme entpuppen sich als wahre Leistungskiller – besonders bei maximaler Sicherheitseinstellung. Das hilft: Die Standard-Einstellungen („mittel“ o.ä.) sind in der Regel ein guter Kompromiss aus Sicherheit und Geschwindigkeit, belassen Sie es dabei. Unter Umständen sollten Sie die Software wechseln. Fachmagazine testen regelmäßig Antiviren-Programme und vergleichen auch deren Arbeitsgeschwindigkeit.

Bild: Foto-Show 4Der PC mag so schnell sein wie es will, wenn der verwendete Internetbrowser mit Erweiterungen gespickt ist, sind Wartezeiten unausweichlich. Prominenteste Opfer sind Mozilla Firefox und Google Chrome. Ein flüssiger Seitenaufruf oder -Wechsel scheitert häufig an der sich zäh aktualisierenden Darstellung. Das hilft: Gehen Sie alle Optionen einer mit Erweiterungen überladenen Software durch. Deaktivieren Sie alles, was Sie nicht benötigen. Auch Werbeblocker und Content-Filter tragen dazu bei, dass sich eine Internetseite langsam aufbaut.

Bild: Foto-Show 5USB-Sticks speichern und transportieren große Datenmengen. Doch die Übertragungsgeschwindigkeit wird unter Windows von Haus aus gebremst, zur Sicherheit. Anwender könnten versehentlich den Datenfluss unterbrechen und so Dateien beschädigen. Das hilft: Öffnen Sie den Geräte-Manager in der Systemsteuerung unter Hardware und Sound. Dort klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das USB-Laufwerk und wählen Eigenschaften. Anschließend wechseln Sie in den Reiter Richtlinien und aktivieren die Option Bessere Leistung.

Bild: Foto-Show 6Regelmäßige Updates sorgen dafür, dass Windows auf Ihrer Festplatte stetig anwächst. Allein durch die vielen Sicherheitsupdates wächst der Datenberg an, Windows wird notgedrungen träger. Das hilft: Entfernen Sie die überflüssigen Backup-Einträge der Sicherheitsupdates aus dem Systemverzeichnis. Das System-Werkzeug namens Datenträgerbereinigung hilft Ihnen dabei. Über die Update-Bereinigung erhalten Sie unter Windows 7 locker bis zu drei Gigabyte freien Speicherplatz zurück.

Bild: Foto-Show 7Nicht nur Windows selbst, auch die Ausstattung bremste mitunter das System aus. Für viele Benutzer sind Komponenten wie der Internet Explorer und Windows Media Player überflüssig, weil sie diese nicht brauchen oder Alternativen nutzen. Das hilft: Öffnen Sie über die Systemsteuerung die Rubrik Programme. Dort klicken Sie auf Windows-Funktionen aktivieren oder deaktivieren. Über das Auswahlmenü wählen Sie die nicht benötigten Komponenten ab. Über OK beenden Sie die Auswahl. Anschließend ist ein PC-Neustart notwendig.

Windows-Bremse: geheime Autostarter

Die größte Systembremse ist eine überfüllte Autostartliste. Zahlreiche Programme nisten sich bei der Installation im Autostart-Bereich von Windows ein und werden so bei jedem Windows-Start direkt geladen – eine zeitraubende Angelegenheit. Was bei einem Virenscanner und Gerätetreibern noch sinnvoll ist, ist bei vielen anderen Tools verzichtbar. Solche Programme müssen meist nicht direkt nach dem Systemstart verfügbar sein und lassen sich aus dem Autostart entfernen. Um sie bei Bedarf zu starten, müssen sie nicht vorgeladen werden.

Löschen Sie im Startmenü-Ordner „Autostart“ jene Einträge, die Sie für überflüssig halten. Zudem können Sie Autostarter über das Systemkonfigurationsprogramm entfernen. Dazu geben Sie msconfig ins Suchfeld von Windows 7 oder Vista ein und deaktivieren alle unerwünschten Einträge. Unter Windows 10 und 8 drücken Sie Windows + X um das Kontextmenü des Startmenüs zu öffnen. Dort wählen Sie Task-Manager aus und wechseln in den Reiter Autostart. Jetzt checken: Laufen diese Autostart-Bremsen auf Ihrem PC?

Alte Software entfernen

Bei der Gelegenheit sollten nicht mehr benötigte Programme vollständig deinstalliert werden, um sicherzugehen, dass doch nicht noch Reste das System bremsen. Das geschieht am einfachsten über die Systemsteuerung (Windows + X bei Windows 10 und 8) und den Menü-Eintrag Programme deinstallieren. Dort finden sich oft mehr Anwendungen, als man erwartet hat. Heruntergeladene Apps unter Windows 8.1 und neuer können Sie mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Kachel-Symbol und der Option Deinstallieren direkt aus dem System fegen.

Alternativ beheben Sie etwaige Probleme einer Deinstallation, indem Sie die Systemwiederherstellung einsetzen und Ihren PC in einen früheren Zustand zurücksetzen. Ebenfalls wichtig: Aktualisieren Sie auch installierte Hilfssoftware wie Adobe Flash Player oder Java SE, die von anderen Programmen benötigt werden. Das Gratis-Tool Personal Software Inspector überprüft Ihr Windows nach aktualisierter Software. Auch hier sollten alte Programm vor der Neuinstallation sauber deinstalliert werden.

Foto-Show: Diese Programme starten automatisch

Bild: Foto-Show 8Der Adobe Acrobat Update Service sorgt dafür, dass sich der Acrobat Reader DC beim Windowsstart in den Arbeitsspeicher lädt. Mit diesem Trick prüft das Programm zum Betrachten und Ausdrucken von PDF-Dateien bei jedem PC-Start, ob neue Updates für die Software verfügbar sind. Ein Ereignis, das allenfalls viermal im Jahr vorkommt.

Bild: Foto-Show 9Bei dem Multimedia-Verwaltungsprogramm iTunes werkeln im Hintergrund gleich mehrere Autostart-Dienste. Nicht alle davon werden von den Anwendern tatsächlich genutzt, darunter beispielsweise der Netzwerkdienst Bonjour zur Freigabe von Musiktiteln, oder das eigenständig arbeitende Apple Software Update.

Bild: Foto-Show 10Der beliebte Gratis-PC-Reiniger CCleaner startet gemeinsam mit Windows und prüft, ob irgendwelcher Datenmüll entsorgt werden kann. Optimal für PC, die nur selten hochgefahren werden. Wer den PC täglich nutzt, hat die Überwachungsfunktion sicherlich schon in den Einstellungen abgewählt und aus dem Autostart verbannt.

Bild: Foto-Show 11Professionelle Programme wie beispielsweise die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop starten nicht automatisch, installieren jedoch weitere Software, die im Hintergrund läuft und das System unter Umständen ausbremsen.

Bild: Foto-Show 12Anwendungen wie Adobe Update Startup Utility oder Adobe Application Manager laufen verdeckt im Hintergrund. Per Internet-Abruf prüfen sie, ob Aktualisierungen für installierte Adobe-Produkte vorliegen.

Bild: Foto-Show 13Der Personal Software Inspector von Sicherheits-Dienstleister Flexera (vormals Secunia) startet gemeinsam mit Windows und prüft, ob die installierte Software auf dem neuesten Stand ist. Optimal für Rechner, die nur selten hochgefahren und genutzt werden. Wer den PC täglich nutzt, hat das Tool sicherlich schon aus dem Autostart verbannt.

Bild: Foto-Show 14Die kostenlose Office-Suite OpenOffice.org nistet sich ebenfalls im Autostart ein – auch, wenn der PC-Nutzer gar keine Texte bearbeiten will.

 

Bild: Foto-Show 15Um dem Anwender möglichst viel Komfort zu bieten, starten viele Sharware-Programme wie beispielsweise die Tuning-Suit TuneUp Utilities vollautomatisch und begleitet den Nutzer vom Anfang bis zum Ende seiner Computersitzung. Nicht jeder wünscht so viel Fürsorge.

Bild: Foto-Show 16Manche Autostart-Tools sind sinnvoll und sollten nicht abgeschaltete werden. Virenscanner wie zum Beispiel Avira Free Antivirus sollten automatisch starten.

Bild: Foto-Show 17Ebenfalls wichtig für die Sicherheit eines Windows-PC: Der Adobe Flash Player Updater. Das Hilfs-Programm klinkt sich in den Autostart und sorgt dafür, dass sich die Multimedia-Anwendung auch ohne Zutun des Nutzers aktualisiert. Allerdings benötigt der Helfer zwischen Veröffentlichung und Installation eines Updates etwas Zeit, weshalb man ihm von Fall zu Fall selbst auf die Sprünge helfen muss.

Bild: Foto-Show 18Gerätetreiber wie beispielsweise für USB 3.0 sollten ebenfalls nicht abgeschaltet werden. Denn liegen diese Treiber nicht von Anfang an im Arbeitsspeicher des PC, kann das Gerät unter Windows auch nicht genutzt werden.

Treiber updaten

Veraltete Treiber-Software gehört ersetzt. Neue Treiber steigern oftmals die Systemstabilität und bringen mehr Funktionalität mit. Bevor Sie Ihren PC jedoch mit frischen Treibern bestücken, vergewissern Sie sich, welche der eingebauten Teile überhaupt einen Wechsel benötigen.

In erster Linie ist es der Treiber für die Grafikkarte, der regelmäßig ein Update verträgt. Dagegen wird etwa das serielle Bussystem USB 3.0 seit Windows 8 direkt vom System bedient.

Software hilft bei der Hardware-Erkennung

Drucker, Funktastaturen und -Mäuse, die über USB mit dem PC verbunden sind, werden wiederum vom jeweiligen Hersteller mit Treiber-Software versorgt. Windows bietet zwar eine Suchfunktion an, erst seit Windows 7 ist die Treibersuche oder das Aktualisieren von Treibern über Windows Update einigermaßen verlässlich. Treiber beziehen Sie am besten direkt über die Internetseiten der Hardware-Hersteller, denn im Internet lauern auch einige unseriöse Treiberseiten.

Welche Hardware-Komponenten genau im Gehäuse verbaut sind, verraten Ihnen kostenlose Programme wie Speccy oder SIW (System Information for Windows), die Ihnen die einzelnen Bauteile übersichtlich auflisten. Mainboard-Chipsätze der Hersteller Nvidia, Intel und VIA sind weit verbreitet und werden mit kompletten Treiber-Bündeln betrieben. Auch bei Grafikkarten beherrschen zwei Marken den Markt: AMD und Nvidia. Wenn es sich um einen Onboard-Grafikchip handelt, stammt dieser meist von Intel.

Die Software Speccy verrät, was im PC an Hardware steckt. (Quelle: Screenshot)

Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie Soundkarten- und Grafiktreiber erst komplett deinstallieren, die nicht gelöschten Dateien mit der Freeware Driver Sweeper entfernen und erst danach den neuen Treiber installieren. Das ist zwar etwas aufwändiger, aber vermeidet Datenreste sowie Fehlfunktionen der Treiber.

Windows-Ballast abwerfen

Windows sammelt auf der Festplatte Berge von Update-Backups an, für den Fall, dass ein Update nicht korrekt funktioniert. Zumindest ältere Backups können Sie bedenkenlos löschen und so massig Speicherplatz freigeben. Diese Datenreste lassen sich einfach mit der Windows-Datenträgerbereinigung entfernen. Für die nächsten Aufräumarbeiten bedienen Sie sich der Hilfe eines Gratis-Programms wie CCleaner. Die kostenlose Software befreit die Windows-Installation von Altlasten und gibt Speicherplatz frei.

Auch der CCleaner nistet sich wie viele andere Tuning-Tools im Autostart ein – ein Ärgernis, das Sie aber über msconfig schnell beheben können. Nun ist Windows generalüberholt und sollte deutlich schneller laufen als zuvor.

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Rolf Mohr
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