Jemandem das Wasser abgraben

Redewendungen und ihre Entstehung…

Bedeutung: jemandem etwas entziehen – jemandes Position schwächen, ihm schaden, sein Ansehen und seinen Ruf ruinieren, seine Existenzgrundlage zerstören.
Herkunft: Mittelalterliche Burgen, deren Bau Jahrzehnte in Anspruch nehmen konnte, mit ihren Türmen, Zugbrücken oder massiven Toren, den Steinmauern und Burggräben und anderen Verteidigungsvorrichtungen waren vor der Verbreitung von Kanonen und Mörsern nur schwer zu knacken. Oft ging das nur durch langwierige und somit kostspielige Belagerungen.

Im Normallfall war es erfolgversprechender und lohnender, das Hinterland zu plündern, Beute zu machen und dadurch gleichzeitig die wirtschaftliche Grundlage des Gegners zu verheeren. Musste oder sollte aber eine Burg aus strategischen oder sonstigen Gründen eingenommen werden, erforderte das meist viel Zeit und Geld für Bezahlung der Soldaten, Verpflegung usw. Simples Aushungern war auf der technischen und physischen Ebene zwar der schonendste Weg, verschlang aber mehr Zeit als das Erstürmen. Außerdem stieg mit der Dauer die Seuchengefahr auf Seiten der Belagerer.

Kein Wunder also, dass kluge Köpfe sich Gedanken über allerlei wunderliche Belagerungsgeräte machten – sogar der geniale Künstler und Universalgelehrte Leonardo da Vinci, was schon in einem gewissen Widerspruch zum feinen Lächeln seiner berühmten Mona Lisa steht. Mit damals Furcht einflößenden Fernwaffen wie den Katapulten (Reichweite je nach Bauart deutlich über 200 Meter) konnte man zwar aus sicherer Entfernung Steine in Richtung gegnerische Burg schleudern und beachtliche Schäden anrichten, die teils meterdicken Mauern aber nicht wirklich flächendeckend durchbrechen.

Effektiver, allerdings auch für die Angreifer gefährlicher, war der Sturmangriff mit Leitern, Rammen, Belagerungstürmen und ähnlichem Gerät, wenn das Gelände und die eigene Truppenstärke dies zuließen. Dabei war der metertiefe Wassergraben natürlich hinderlich. Mittels eines kleinen Kanals konnte man das Wasser ableiten, der Burg also das Wasser abgraben, und so den vorgelagerten Schutzring außer Kraft setzen. Damit war noch gar nichts gewonnen, aber wenigstens ein erstes Hindernis aus dem Weg geräumt.

Alternativ wird diese Redensart aber auch so erklärt, dass ein Müller ruiniert war, wenn der Bach, der seine Wassermühle antrieb, umgeleitet wurde.

E.Krause
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