Sicherheit im Quartier Röhlinghausen

„Ich fühle mich sicher, wo ich Zuhause bin“.

Über kaum ein Thema wird zurzeit so häufig gesprochen, wie über das Thema Sicherheit. Einbrüche und Gewalttaten bestimmen täglich die Schlagzeilen und ein Gefühl der Unsicherheit wächst. Auch im Quartier Röhlinghausen fühlen sich die Bürger zunehmend unsicher, so ein Ergebnis der Quartiersbefragung.

Grund genug für das Quartiersbüro Röhlinghausen gemeinsam mit dem DRK Herne und Wanne-Eickel e.V., einmal nachzufragen bei demjenigen, der am besten weiß, wie es um die Sicherheit im Quartier bestellt ist:
Polizeihauptkommissar Günter Kloster.

Als langjähriger Bezirksbeamter für die Bürger in Röhlinghausen erklärte er sich sofort bereit, Rede und Antwort zu stehen zum Thema Sicherheit in „seinem“ Quartier.

Unser Interview mit Herrn PHK Günter Kloster

Quartiersbüro: Was heißt es, sich „sicher“ zu fühlen?

Hr. Kloster: Sicher fühle ich mich dann, wenn ich mich ohne Angst in meinem persönlichen Umfeld bewegen kann. Es ist immer ein absolut subjektives Gefühl. Objektiv gesehen ist es in Röhlinghausen relativ sicher.

Es hat auch eine Menge mit den Lebenserfahrungen zu tun und mit dem sozialen Umfeld. Das heißt, was man schon erlebt hat, spielt eine große Rolle. Dazu kommen Bedingungen wie Dunkelheit oder Helligkeit. Vor allem die Menschen, die nicht mehr gut sehen können, sind davon betroffen.

Quartiersbüro: Also hängt Sicherheit auch von den jeweiligen Fähigkeiten ab?

Hr. Kloster: Eher davon, wie ich mit Dingen umgehe und ob ich selbstsicher bin. Neulich habe ich mit einer über 80 jährigen Frau gesprochen, die sich unsicher fühlt, wenn ihr Jugendliche im Viertel begegnen. Sogar im Krieg während ihrer Flucht hatte sie nicht eine solche Unsicherheit verspürt.

Das zeigt, wenn ich mich selber schon in meinen Bewegungen unsicher fühle, ist es auch schwieriger, mich in meiner Umwelt sicher zu fühlen. Das ist gerade bei älteren Menschen häufig der Fall. Man fühlt sich tendenziell sicherer, wenn einem Vertrautes begegnet.

Quartiersbüro: Wie ist das Sicherheitsgefühl der Bürger im Quartier Röhlinghausen?

Hr. Kloster: Der Großteil fühlt sich sicher. Wir haben natürlich Menschen, die sagen, seitdem wir so viele Flüchtlinge hier haben, sei es unsicherer geworden.

Wir stellen aber immer wieder fest, dass viele Leute, die aus diesem Grund Angst haben, selbst einen Migrationshintergrund haben.

Quartiersbüro: Hatte sich an der Sicherheitslage in Röhlinghausen etwas geändert, als in der Notunterkunft Görresschule Flüchtlinge untergebracht waren?

Hr. Kloster: Nein, gar nichts. Die Angst vor Flüchtlingen ist aber unterschwellig noch da. Viele sagen, es sei gefährlicher geworden seitdem bestimmte Bevölkerungsgruppen nach Deutschland gekommen sind.

Quartiersbüro: Welche Gewalttaten oder Verbrechen finden aktuell in Röhlinghausen statt?

Hr. Kloster: Aktuell ist es wie in jedem Stadtteil, wie in jeder anderen Stadt in Deutschland auch. Wir haben Körperverletzung, es wird auch mal eingebrochen und wir haben Ladendiebstähle.

Man muss dazu sagen, es ist erheblich weniger geworden. Bei Einbrüchen oder Raubüberfällen ist es rückläufig im Vergleich zu den letzten Jahren.

Quartiersbüro: Wie kann man das erklären?

Hr. Kloster: Mehr Präsenz. Wenn mehr Polizei in einem Stadtteil ist, dann passiert auch weniger. Ein Unsicherheitsgefühl besteht trotzdem häufig. Vor allem durch die Presse und soziale Medien werden viele Ängste ausgelöst und verbreitet.

Quartiersbüro: Wie reagiert die Polizei auf die sozialen Medien?

Hr. Kloster: Wir haben nun eine eigene Internetseite aufgebaut und auch eine Facebookseite. Und wir sind in sozialen Netzwerken vertreten, z.B. bei Twitter. Damit wollen wir die Menschen gezielt ansprechen.

Quartiersbüro: Wie hat sich das Thema Sicherheit verändert?

Hr. Kloster: In Röhlinghausen beobachten wir zunächst eine Überalterung im Quartier. Viele ältere Menschen fühlen sich heute im Alter unsicher, weil ein Teil ihrer Bekannten verstorben sind und sie kaum Kontakt zu jüngeren, zugezogenen Menschen im Quartier haben.

Es findet eine Vereinsamung statt. Das Gefühl der Sicherheit nimmt ab, auch weil sie ihre Nachbarn nicht mehr kennen. Das ist ein zunehmendes soziales Problem unserer Gesellschaft.

Es ist mehr Kontakt zwischen Jung und Alt notwendig – und mehr Toleranz von beiden Seiten. Wir müssen lernen, Veränderungen zuzulassen.

Quartiersbüro: Was tut die Polizei dafür, damit die Bürger sich sicherer fühlen?

Hr. Kloster: Eine erhöhte Präsenz ist ganz wichtig. Gesehen werden und ansprechbar sein, das sind meine Aufgaben. Deswegen bin ich viel zu Fuß unterwegs. Es ist wichtig, die Menschen ernst zu nehmen, die mich ansprechen.

Quartiersbüro: Welche Themen beschäftigen die Menschen?

Hr. Kloster: Alle Themen, von Verkehr über Sicherheit, Opferschutz, Wohnungsschutz. Teilweise auch Nachbarschaftsstreitigkeiten. Der Beratungsbedarf ist enorm.

Quartiersbüro: Worin besteht der Unterschied zum Ordnungsamt, das ebenfalls im Quartier präsent ist?

Hr. Kloster: Der Kommunale Ordnungsdienst ist im Prinzip die Polizei der Stadt mit vielen eigenen Aufgaben, z.B. Eingreifen bei Ruhestörungen und Ordnungswidrigkeiten, oder auch verdreckte und vermüllte Ecken. Von 7- 22 Uhr deckt die Stadt diese Bereiche ab.

Quartiersbüro: Was sind Ihre Aufgaben im Bezirksdienst?

Hr. Kloster: Vor allem das Präsentsein im Viertel, z.B. an Kindergärten, Schulen, bei Organisationen. Und den Menschen vermitteln, die Polizei ist da, ist immer ansprechbar, kann aber auch repressiv sein und eingreifen.

Quartiersbüro: Wie können Bürger sich in ihrem Quartier sicherer fühlen?

Hr. Kloster: Das wichtigste ist, nicht sofort die Tür aufzumachen, denn Trickdiebstähle passieren immer noch. Man sollte ein gesundes Misstrauen entwickeln und jemanden, der z.B. um ein Glas Wasser bittet, nicht hereinlassen, sondern alles im Hausflur regeln.

Wichtig ist, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, wenn jemand – vielleicht auch mit Dienstausweis – in die Wohnung möchte. Im Zweifelsfall lieber zum Telefon greifen und nachfragen, ob der Mitarbeiter bekannt ist.

Viele ältere Menschen schämen sich, wenn sie jemanden in die Wohnung gelassen haben und bestohlen wurden. Es ist auch ein Tabu, das häufig nicht zur Anzeige gebracht wird.

Quartiersbüro: Hat jeder Stadtteil in Herne einen Bezirksbeamten?

Hr. Kloster: Ja, es gibt in jedem Bezirk einen Bezirksdienst. Die Bereiche sind Bickern, Wanne-Mitte, Wanne-Ost und Crange/Dannekamp.

Die Dienststelle gibt gerne Auskunft, welcher Beamte zuständig ist. Man kann mich auch jederzeit ansprechen, ich bin viel in Röhlinghausen unterwegs!

 

Das Interview mit Herrn Polizeihauptkommissar Günter Kloster wurde von Jurina Urban ( DRK ) und Edeltraut Krause (ehrenamtliche Redakteurin) geführt.

Wir danken Herrn Kloster für das Gespräch!

Der Internetauftritt der Herner Polizei ist unter

https://bochum.polizei.nrw/ zu erreichen

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