Kurrendeblasen

Kurrende, was ist das?

Eine Kurrende (lat.: currere = „laufen“, also „Laufchor“) war ursprünglich ein aus bedürftigen Schülern bestehender Chor an protestantischen Schulen. Unter der Leitung eines älteren Schülers (des Präfekten) zogen die jungen Leute von Haus zu Haus und sangen bei Hochzeiten, Beerdigungen und Geburtstagen für Geld.

Die Bindung zur evangelischen Kirche erfolgte in der Reformationszeit. Luther wird als Vorbild eines Kurrendesängers hingestellt und dabei auf seine Schulzeit in Magdeburg und Eisenach verwiesen, wo er den Gesang gepflegt hatte, um „singend an den Türen sein Brot“ zu erwerben, und später als Reformator das „freundlich mahnende Wort“ geprägt hat:

Verzagt nicht ihr guten Gesellen, da ihr jetzt in die Kurrende geht; manchen unter euch ist ein Glück beschert, daran ihr jetzt nicht gedenket, allein seid fromm und fleißig.

Als die Akteure stärker vom Bildungsgedanken und der Pflege kultureller Werte und christlicher Verkündigung ausgingen, war die Wiederbelebung der Kurrenden in zeitgemäßer Form erfolgreich.

Im 19. Jahrhundert blieb die Kurrende dann nicht nur auf Chorsänger beschränkt. Mit dem Aufkommen kirchlicher Posaunenchöre gesellte sich zu dem Kurrendesingen das Kurrendeblasen. Oft als Turmkurrende am Heiligabend oder in der Silvesternacht, wenn der Kirchturm eine geeignete Plattform bot.

Die Kurrendaner oder Kurrendeschüler trugen oftmals kleine schwarze Radmäntel und flache Zylinderhüte.

Um 1900 gehörte zu den Aufgaben der Kurrende das Singen auf den Höfen der Berliner Wohnquartiere und auf Anforderung auch bei besonderen Anlässen.

In der evangelischen Tradition, besonders in Sachsen, bezeichnet man Kinderchöre bis heute als „Kurrenden“. Die sind seltener geworden, doch in einigen Gegenden lebendig geblieben – etwa im Erzgebirge.

geschnitzte Kurrendefiguren aus Holz
Darstellung einer Kurrende in der Erzgebirgischen Volkskunst

Kurrende heute im Quartier

In der Kirchengemeinde Röhlinghausen ist das Kurrendeblasen mittlerweile zu einem Klassiker geworden. Die Tradition reicht bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Jeweils am 1. Advent stimmt der Posaunenchor an verschiedenen Orten der Gemeinde mit vollen Bläserklängen auf eine schöne und besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und zugleich auf das neue Kirchenjahr ein.

Es beginnt gegen 15:45 Uhr an der Lutherkirche. Der Posaunenchor zieht durch die gesamte Gemeinde. Er wird schon von vielen Anwohnern im Quartier Röhlinghausen erwartet und mit aufwärmenden Getränken überrascht.

Dem Motto gemäß: „Verkündet den Advent“ darf im Repertoire des Chores das allseits bekannte Adventslied „Macht hoch die Tür“ natürlich nicht fehlen.

In weihnachtliche Stimmung versetzt singen alle mit und ein Gefühl der Gemeinsamkeit ist deutlich zu spüren.

Letzte Station ist das Gemeindehaus, wo sich die Bläserinnen und Bläser von den Anstrengungen der fast vierstündigen Tour bei einem guten Essen und Getränken erholen können.

Bei alledem spielt auch der Gedanke der Wohltätigkeit noch eine Rolle. Der Chor hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für die Aktion „Brot für die Welt“ einzusetzen. So wird in jeglicher Hinsicht Gutes getan.

Freuen wir uns an den Melodien und Harmonien und tragen wir sie fröhlich weiter.

E.Krause
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