Seit 1984 sammelt er Ansichtskarten von Köln Riehl und befasst sich mit der Geschichte dieses Ortsteils.
Brand in den Riehler Heimstätten vor 42 Jahren
Das war das schlimmste Ereignis für die Bewohner des Heims nach dem Zweiten Weltkrieg. Was war passiert?

Durch eine Unachtsamkeit des katholischen Geistlichen, der im Haus AV unter der Wohnung des Direktors wohnte, brach am Sonntagmorgen um 6 Uhr ein Feuer aus, das sich in Minutenschnelle im Haus ausbreitete. Die diensthabende Schwester informierte die Pforte, die sofort die Feuerwehr informierte. Diese traf mit 60 Kräften am Unfallort ein.
Die Wohnung des Seelsorgers brannte völlig aus, dichte Rauchschwaden durchzogen das Haus und versperrten vielen Bewohnern die Fluchtwege.
Von den 70 Heimbewohnern mussten 20 Damen und Herren durch die Feuerwehr ins Freie gebracht und sechs Bewohner über Drehleitern gerettet werden. Der Geistliche und eine Bewohnerin wurden ins Krankenhaus gebracht. Weitere Personenschäden waren Gott sei Dank nicht zu verzeichnen.
Zunächst wurden die anderen Bewohner im Flur des Hauses P 1 untergebracht und erhielten dort eine Erfrischung. Nach Abschluss der Löscharbeiten konnten einige Bewohner zurück in ihre Zimmer, andere wurden in anderen Häusern des Heimes untergebracht.

Man kann sich den Schreck der Bewohnerinnen und Bewohner vorstellen und heute muss man noch dankbar sein, dass durch den tatkräftigen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Feuerwehr nicht mehr passiert ist.
Zur Orientierung: Das Haus AV besteht heute nicht mehr. Es lag etwa östlich der katholischen Kirche, wo sich heute Haus 5 befindet. Es wurde zunächst wieder baulich hergerichtet. 2014 wurde das Gebäude abgebrochen, um Platz zu schaffen für den Neubau des Hauses 5.
Die Sportfreunde 1893 e.V.
1893 wurde der Wanderverein „Frohsinn – Einigkeit“ gegründet. Er konnte zunächst auf der Mülheimer Heide, dem Militärgelände zwischen der Boltensternstraße und dem Rhein, trainieren und widmete sich hier dem Langstreckenlauf.

1911 schloss sich der Verein mit dem „Kölner Fußballclub Preußen 1906“ zur „Sportvereinigung 1893 Köln“ zusammen und konnte schnell im Fußball deutliche Gewinne erringen.
Von 1914 bis 1918 wurde das Vereinsleben durch den Krieg unterbrochen und die Sportler finden 1922 in Riehl wieder eine neue Heimat. Bereits 1930 musste der Spielplatz wegen des Baus der Mülheimer Brücke verlegt werden.

1945 bemüht sich der Verein wieder um die Belebung des Sports und richtet den ersten Geländelauf am Kuhweg aus. 1949 konnte der Wiederaufbau des Sportplatzes abgeschlossen und eine neues Klubheim errichtet werden. Wegen des Ausbaus des Niehler Hafens musste der Platz 1968 erneut seinen Standort wechseln. Nach dem Ende des Tivoli-Parks 1975 konnte der Verein ein Gebäude – die ehemalige Hazienda – des Vergnügungsparks erwerben und als Klubheim nutzen.
Durch die kommunale Neuordnung 1975 gehört der Platz nunmehr zu Niehl.
Um auch bei Dunkelheit spielen zu können, wurde 1984 die Flutlichtanlage fertig gestellt. 1993 feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen und bekommt 2011 ein neues Klubheim.

2013 fusionieren der Verein Sportfreunde 93 und Viktoria Köln unter dem Namen Viktoria Köln. Der Verein hat die Spielstätte in Niehl zwischenzeitlich aufgegeben und den Platz hat der Hockey-Verein KKHT übernommen.
Die Namen der Fischersiedlung werden aufgegeben
Am 10.12.1968 wurden die Straßennamen Aalweg, Anglerweg, Barbenweg, Block Boltensternstraße, Block Kuhweg, Fischerweg, Karpfenweg, Schleienweg und Uferweg in der Riehler Fischersiedlung aufgegeben. Wo befanden sich die Straßen und was war passiert?
Ab 1795 wurde die Mülheimer Heide – das Gelände zwischen der Boltensternstraße und dem Rhein – zunächst durch das französische Militär, dann durch die deutschen Soldaten und schließlich bis 1926 durch die britischen Besatzungssoldaten als militärisches Übungsgelände und für Schießstände genutzt. Nach dem Abzug der Engländer 1926 lag das Gelände brach und die ersten Kleingärten wurden angelegt.

1929 wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Mülheimer Brücke und durch den Bau eines Deiches in Verlängerung des Niederländer Ufers bis zum Molenkopf nach Niehl das Gelände der Mülheimer Heide an der Ostseite verkürzt. Als weitere Maßnahme wurde ein Fußweg geschaffen, den wir heute als ausgebaute Straße mit den Namen „Kuhweg“ kennen.
Um 1930 entstanden hier die ersten Behelfsbauten im Barackenstil. Bereits 1935 konnte man 18 Häuser zählen, die noch alle unter der Anschrift „Kuhweg“, aber ohne Hausnummer aufgeführt wurden. Hierzu gehört auch die Kaffeewirtschaft der Frau Ant. Kracht.

Im Laufe der nächsten Jahre baute man die im Volksmund genannte „Fischersiedlung“ weiter aus. Besonders im Krieg und in der Nachkriegszeit siedelten sich hier, wie auch in den Schrebergärten, ausgebombte Kölnerinnen und Kölner sowie viele Flüchtlingen an und errichteten Notunterkünfte, auch wenn die Energieversorgung und Abwasserentsorgung nicht immer gegeben war. Häufig war in den Gärten eine Wasserpumpe in der Nähe einer Versickerung.
Im oder nach dem Krieg erhielten die Straßen und Wege zur besseren Orientierung die eingangs erwähnten Namen. 1961 erinnerte sich die Stadt Köln an den alten Plan aus den 1920er Jahren zum Ausbau des Niehler Hafens. Hierzu war es erforderlich, dass die „Fischersiedlung“ geräumt wurde. Auch wurde das Gelände zum Ausbau der Zufahrtsstraße zur Mülheimer Brücke in Verlängerung der Gürtelstraße benötigt. Außerdem mussten einige Sportanlagen verlegt (Sportfreunde’93) oder abgerissen werden, wie das Stadion des Polizeisportvereins.

Wie einem Zeitungsartikel von 1961 zu entnehmen ist, gab es heftige Proteste der Bewohner, die ihre Häuschen mit hohem Aufwand liebevoll errichtet und gepflegt hatten. Es half aber nichts, das ganze Gelände wurde geräumt, auf einem Teil entstand der Hafen und die notwendigen Zufahrtsstraßen.
Durch den Fortfall der Bebauung entfiel auch die Notwendigkeit einer Straßenbenennung. Am 29.11.1960 wurden die Namen Block Boltensternstraße und Block Kuhweg gelöscht und am 10.12.1968 verschwanden die Straßennamen der Fischersiedlung.
Gaststätten für die englischen Soldaten
Am 6.12.1918 marschierten die englischen Besatzungssoldaten über die Aachener Straße nach Köln ein. Bereits am 31.12.1918 legte die Britische Militärverwaltung fest, welche Gaststätten durch die englischen Soldaten besucht werden durften. Durch die großen Kasernenanlagen in der Boltenstern- und Amsterdamer Straße sowie die vielen Militärbaracken zwischen Riehler Gürtel, Riehler Tal, Esenbeck- und Garthestraße waren in Riehl sehr viele Militärangehörige untergebracht.

Auf die „erlaubten Gaststätten“ in Riehl möchte ich eingehen. Für Unteroffiziere war die Gaststätte „Zur Krone“ in der Riehler Straße 225 zugelassen. Der Betrieb wurde durch Hubert Teves mit seinem Schankwirt Gabrielli geführt. Heute befindet sich auf dem Grundstück das Autohaus Nord. Für die Mannschaftsgrade waren weitere fünf Gaststätten in Riehl erlaubt.

Die Gaststätte Betscher an der Stammheimer Str.160 / Ecke Boltensternstraße hatte eine lange Tradition. Sie wurde bereits 1895 erwähnt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört und war nach dem Neubau in den 1970er Jahren als „Zum Treppchen“ bekannt.
Neben dem Zoo lag das Restaurant Haumann, Riehler Straße 169, das bereits 1877 erwähnt wurde und um 1920 durch die Witwe des ehemaligen Besitzers geführt wurde. Das Grundstück der Gaststätte würde heute unter der Zoobrücke zu finden sein. Niedergelegt wurde die Gaststätte Ende der 1920er Jahre im Zusammenhang mit dem Ausbau des Grüngürtels.

Die Gaststätte „Zum Hähnchen“ befand sich in der Hittorfstr. 25, an der Ecke zur Boltensternstraße, und wurde durch den Wirt Peter Reiss bewirtschaftet. Vor dem ersten Weltkrieg war die Gaststätte bei den Soldaten der Kaserne Boltensternstraße sehr beliebt und später trafen sich hier die Bewohner der Riehler Heimstätten. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und heute befindet sich in dem neu erbauten Eckhaus ein Wohngebäude.

Die Gaststätte Meiss an der Riehler Str. 231 wurde durch Gottfried Meiss betrieben. Diese Gasthaus war bis zum Jahr 2012 bei den Riehlerinnen und Riehlern sehr beliebt und als „Monheimer Hof“ bekannt. Die Gaststätte „Stammheimer Hof“, in der Stammheimer Str. 100 wurde um 1900 errichtet und durch Theo Steinbüchel betrieben. Diese Gaststätte wurde im Krieg zerstört und wird nach einem Wiederaufbau und einer baulichen Ergänzung bis heute betrieben. Sie ist als „Körner’s“ bis heute bei der Riehler Bevölkerung sehr angesagt.

Alle anderen Riehler Gaststätten waren für die britische Soldaten nicht zugelassen. Ob sich daran alle gehalten haben?
Die Gaststätte zur Münze
Die ehemalige Gaststätte „Zur Münze“ erinnerte an eine große Zeit in Riehl. Diese Gaststätte lag an der Ecke der heutigen Konrad-Adenauer-Straße und der Straße „An der Münze“ gegenüber der Bastei. Riehl reichte ursprünglich bis fast an die Kölner Stadtmauer und ab dem 15. JH bis zum Bischofsweg (heute etwa Worringer Straße) und damit war das Grundstück ursprünglich mal Riehler Gebiet. Man rechnete jedenfalls die Gaststätte „Zur Münze“ mit dem daneben liegenden „Kaisergarten“ zur „Goldenen Ecke“, einem beliebten Freizeitgelände von Riehl.
Der Name der Gaststätte sollte an die Münzprägung für die Kölner Erzbischöfe von 1357 bis 1474 erinnern. Heute weiß man aber nicht genau, wo die Münzprägestätte – oder waren es verschiedene? – im alten Riehl lag. In diesem Zeitraum von fast 120 Jahren wurde Riehl mehrfach durch Hochwasser und Kriege zerstört, so dass eventuell die Prägungen in verschiedenen Häusern vorgenommen wurde. In diesem Zusammengang wird von der Riehler Burg gesprochen, aber auch von einem Steinhaus. Hier wird uns die weitere Forschung sicherlich noch überraschen.
Die Ansichtskarte oben zeigt aber nur einen Teil des Gasthauses. Auf einer Karte von der Gaststätte „Kurfürstengarten“ von 1896 ist das Haus „Zur Münze“ mit seinem Biergarten in voller Größe als Nebenmotiv zu sehen.

Laut Adressbuch von 1894 wird als Gastwirt ein Herr Engels erwähnt und der Name taucht auch auf der Karte vom Kurfürstengarten auf. Wahrscheinlich betrieb er beide Gasthäuser.
Die erste Ansichtskarte muss wohl zwischen 1896 und 1900 erschienen sein. Man sieht, dass die Rheinuferstraße ausgebaut ist und so angelegt wurde, dass sie gleichzeitig als Hochwasserschutz diente. Auch die heute noch vorhandene Lindenallee wurde schon angepflanzt.
Laut Adressbuch wurde die Gaststätte „Zur Münze“ mit der damaligen Anschrift Kaiser-Friedrich-Ufer 1 um 1900 niedergelegt.
Dampfsägewerk der Fa. Heinrich Auer
Werfen wir einen Blick auf das Riehler Industriegebiet an der Riehler Straße um 1900. Außer der chemischen Fabrik Weiler-ter Meer und der Pechfabrik von Wilhelm Hilgers gab es neben drei weiteren Sägewerken an der Riehler Str. 292-294 das Sägewerk Heinrich Auer, dort wo sich heute das Artistikzentrum (ZAK) und das Colonia-Hochhaus befinden.

Nach dem Erlass des Kaisers vom 3.11.1902 zum Bau eines Floßhafens wurde das Werk 1905 gegründet und umfasste mit vielen Gebäuden eine Fläche von 27 000 qm. Das Werk verfügte schließlich über 7 Gatter, in denen jährlich 20 000 qm Rundholz verarbeitet werden konnten. Der Bedarf an Bauholz war in Köln, bedingt durch den Bauboom Anfang des 20. Jahrhunderts gewaltig.
Das Werksgelände erstreckte sich bis zum Rheinufer, wo der Floßhafen angelegt wurde. Und mit solchen Flößen wurde das Holz zum Beispiel aus dem Schwarzwald angeliefert. Zwei Tunnel für den Holztransport verbanden das Werk mit dem Liegeplatz der Flöße am Rhein. Heute sind noch die Reste der Hafenanlage am Rheinufer in Höhe des Colonia-Hochhauses und des Biergartens „Schwimmbad“ zu erkennen.
Am 31.12.1919 entstand durch das Hochwasser ein Schaden an der Mülheimer Schiffbrücke. Ein Floß der Firma Auer hatte sich losgerissen und rammte die Mülheimer Schiffbrücke. Es kam zu einem lang andauernden Prozess.

Um 1925 wurde das Werk aufgegeben, weil die Flößerei wegen des zunehmenden Schiffsverkehrs eingestellt wurde und somit entfiel die Anlieferung des Holzes. Ein weiterer Grund für die Aufgabe des Werks war die geplante Schaffung eines Vorflutgeländes und eines Damms im Verlauf des Niederländer Ufers zum Hochwasserschutz von Mülheim und Riehl.
Vom 21. bis zum 29.9.1932 wasserte das Flugschiff D0 X in den Resten des Floßhafens und zog viele Tausende Zuschauer an.