Buchempfehlungen

von Elisabeth Sternberg

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Fränzi Kühne, Was Männer nie gefragt werden

Nach der Sommerpause Juli/August geht es nun los mit einem Sachbuch – ein Titel, der neugierig macht auf Fragen und Antworten zum Geschlechterverhältnis in Großfirmen, Politik, Kultur und Medien.

Die Autorin wurde jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands und hat erfahren, dass ihr Fragen gestellt wurden, die „normalerweise“ nur Frauen gestellt werden. In diesem Buch erzählt sie von Gesprächen mit Männern, die fast immer interessiert und offen reagiert haben, manchmal auch verblüfft und erstaunt.

Welche Fragen es waren schreibt sie zu Beginn: Aus vielen Artikeln, Porträts, Interviews und Anfragen erstellte ich einen typischen Frauenfragebogen. Ich ging noch einmal meine Interviews der letzten Jahre durch und sammelte all die Fragen, die mir a) besonders frauenfragentypisch erschienen, b) besonders ärgerlich waren oder c) beide Kriterien erfüllten. Ich wählte die Fragen aus, die mich direkt als Frau ansprachen, und die, bei denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass man sie Männern ebenso nonchalant stellen würde.“ (S. 18/19)

Nun habe ich vielleicht Ihr Interesse geweckt, vor allem, da die Autorin aus der Praxis kommt und nicht als Theoretikerin /Wissenschaftlerin schreibt.

Daher hier kurz etwas zu ihrer Biografie vom Klappentext des Buches: Fränzi Kühne, geboren 1983 in Ost-Berlin, ist Aufsichtsrätin, Mutter, Autorin, geschulte Verhandlungsführerin, Gründerin und langjährige Geschäftsführerin der einst ersten Social-Media-Agentur Deutschlands. Fränzi Kühne lebt mit ihrer Familie in Berlin-Marzahn….. Das Buch soll unserer Denkweise einen Spiegel vorhalten, ihre Absurdität sichtbar machen. Denn nur, wenn wir das tun, können wir wirklich etwas verändern.“

Fischer Verlag 4.Auflg. 2021, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-596-70582-5, Preis: 15 €

In der Stadtbibliothek vorhanden

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: John von Düffel, Vom Wasser

Zur Sommerzeit ein Buch vom Wasser – wenn das nicht passt!

Es ist kein Sachbuch, auch kein gesellschaftspolitisches Buch über den Klimawandel oder die grauenvollen Zerstörungen wie im Ahrtal oder wie jetzt in der Ukraine.

Nein, es ist ein Roman über die Bedeutung des Wassers für den Mensch und seine Arbeit.

Es ist Die dramatische Geschichte einer Papierfabrikantendynastie – erzählt von einem, der wie magisch angezogen immer wieder zum Wasser zurückkehrt. Vor unseren Augen lässt dieser Mann die Porträts seiner Ahnengalerie auferstehen. Er erinnert sich an die sommerlichen Szenen seiner Kindheit und stellt sich vor, wie es gewesen sein könnte: damals, als im letzten Jahrhundert der Ururgroßvater auf seinem Landgut zwischen den Flüssen Orpe und Diemel entdeckte, wie sich Wasser in Papier und Papier in Geld verwandeln lässt.“ (Verlagstext)

Düffel selbst schreibt über sich in einem kurzen Vorwort von der „Macht des Wassers“ und „Es ist das Buch von einem, der immer zum Wasser zurückkehrt, und der Versuch, das zu verstehen. Ich werde im Laufe dieses Buches, beim Schreiben dieses Buches viele Tage und Nächte an Flüssen verbringen und auf das Wasser schauen.“

Der Erzählton des Buches ist fast poetisch zu nennen und zieht uns wie ein Sog immer weiter, immer weiter…

Als begeisterter (Langstrecken-) Schwimmer kennt John von Düffel das Wasser und seine Untiefen im echten wie im übertragenen Sinn. Er hat mit diesem Debüt 1998 nicht nur die Kritiker begeistert, sondern auch die Leserinnen und Leser – bis heute ist es eines meiner Lieblingsbücher!

Ganz herzliche Empfehlung (nicht nur) für die Sommerzeit!

DuMont Taschenbuch, ISBN: 978-3-8321-6668-7, Preis: 13 €

In der Stadtbibliothek vorhanden

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Axel Hacke, Ein Haus für viele Sommer

Im Vorgeschmack auf die warme Jahreszeit und einen (hoffentlich) schönen Urlaub habe ich heute eine „warme“ Empfehlung: Axel Hacke, vielen Leserinnen und Lesern sicher nicht unbekannt, hat ein Buch über seine Zeit auf der Insel Elba/Italien geschrieben.

Zum Inhalt des Buches hier der Verlagstext: Axel Hacke erzählt von der Magie eines Ortes, an dem man eigentlich nicht sein müsste, aber doch unbedingt sein will. In diesen Geschichten spürt man die Sommerhitze, den Sand unter den Füßen, die leichte Brise auf dem Meer. Der Blick wandert über den Olivenhain, er richtet sich auf den schönsten Sonnenuntergang der Welt und auf so seltsame Fragen wie die, was man eigentlich genau tut, wenn man nichts tut.“

Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht auf ein Buch, in dem nicht nur Schilderungen einer Landschaft zu finden sind, sondern auch südliche Lebensfreude und auch manchmal vertrackte Geschehnisse, wenn nicht alles so läuft, wie gewünscht…

Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“ in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Verlag Antje Kunstmann 2022, ISBN: 978-3-95614-483-7, Preis: 24 €

Das Taschenbuch erscheint am 21.6.23: Verlag Goldmann ISBN: 978-3-442-49437-8, Preis: 12 €

In der Stadtbibliothek vorhanden

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Benjamin Ferencz, „Sag immer deine Wahrheit“

Morgen, am 23.4.2023, ist „Welttag des Buches“!

Am 13.4. hat Brunhilde Kiegel „11 Fragen…an das Buch“ gestellt, die hier auf der Riehler Website nachzulesen sind. Wir erfahren eine Menge Wissenswertes über diesen besonderen Tag! Der Satz, der am Schluss des Artikels steht, passt hervorragend zu meiner heutigen Empfehlung: Bücher sind Lebensmittel, die man zwar nicht essen, aber verschlingen kann.“ (Helmut Glaßl)

Und nun will ich Ihnen ein wirklich bemerkenswertes Buch ans Herz legen, das Sie verschlingen werden: Eine Bekannte erzählte mir von ihrem eindrücklichen Leseerlebnis, und obwohl ich zunächst skeptisch war, bin ich nach der Lektüre begeistert!

Was heißt „gelingendes Leben“? Sparen Sie sich alle Ratgeber-Bücher und lesen Sie diese in kurzen Kapiteln geschriebene Lebensgeschichte eines Menschen, der uns so viel zu sagen hat. Am Ende eines (fast) jeden Kapitels gibt Ferencz uns eine Lebenslehre.

Er hat u.a. auch einen Rat für die älteren Menschen: Auch die Älteren… sollen nicht aufgeben. Lass dir von niemandem erzählen, deine Zeit sei vorbei. Bewahre dir das Feuer, dann wirst du auch etwas erreichen!“

Sein eigenes Leben endete in diesen Tagen, er starb am 7. April mit 103 Jahren – ich hatte das Buch gerade beendet!

Ungewöhnlicherweise will ich nichts weiter zum Buch sagen, sondern ich möchte Sie neugierig machen – ohne Inhaltsangabe, ohne biografische Details zum Autor! (Zum Welttag des Buches erlaube ich mir einmal diese Extravaganz…)

Kaufen Sie das Buch einfach mal so, und vertrauen Sie meiner heutigen Empfehlung (es ist soeben als Taschenbuch erschienen) – ich bin überzeugt, Sie werden es nicht bereuen!

Heyne Taschenbuch 2023, ISBN: 978-3-453-60650-0, Preis: 12 €

In der Stadtbibliothek (Hardcover 2020) vorhanden.

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Milena Michiko Flasar, Ich nannte ihn Krawatte

Die österreichische Autorin (Mutter Japanerin, Vater Österreicher) hat ein schmales, aber intensives Buch verfasst.

Ein junger Mann verlässt nach ca. zwei Jahren sein Zimmer (!), setzt sich im Park auf eine Bank und lernt – erst durch stumme Blicke, dann durch wenige Gesten – einen älteren Mann kennen, der dann irgendwann neben ihm auf der Bank sitzt.

Hier der Inhalt des Buches laut Verlagsangabe: Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Nach und nach erzählen sie einander ihr Leben und setzen behutsam wieder einen Fuß auf die Erde. Nur wenige sorgfältig gewählte Worte benötigt Milena Michiko Flašar, um ihre Figuren zum Leben zu erwecken, nur wenige Szenen, um ganze Schicksale zu erzählen. Beide sind Außenseiter, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, die allein in der Verweigerung aktiv werden. Aus der Erfahrung, dass Zuneigung in Nahrung verpackt, Trauer im Lachen verborgen werden kann und Freundschaften möglich sind, stärken sie sich für einen endgültigen Abschied und einen Anfang.“

Das Buch erschien zuerst 2012, die Autorin erhielt den österreichischen Literaturpreis Alpha, Bühnenbearbeitung und Inszenierung 2013 am Maxim-Gorki-Theater Berlin, eine Hörspielbearbeitung des NDR folgte 2014.

Wagenbach Taschenbuch 2020, ISBN 978-3-8031-28294, Preis: 11 €
In der Stadtbibliothek (Hardcover von 2012) vorhanden

Buchempfehlung von Elisabeth Sternberg. Heute: Raymond Carver, Würdest du bitte endlich still sein, bitte

Eine Empfehlung für die eher ruhigere Zeit nach Karneval: die Kurzgeschichten von Raymond Carver (1938 – 1988). Der Autor gilt als einer der Begründer der modernen amerikanischen Short Story. Er wurde auch „der amerikanische Tschechow“ genannt.

Es sind außerordentlich eindrückliche Geschichten, die vor allem aufgrund ihrer Knappheit und lakonischen Sprache so intensiv wirken.

Mit diesem seinem ersten Erzählband wurde er 1976 quasi über Nacht bekannt. Die Geschichten und ihre Dialoge sind von äußerster Knappheit und Kargheit.

Seine Protagonisten sind die sog. kleinen Leute, oft die Verlierer im lebenslangen Kampf um den Aufstieg im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Zwischen den lakonischen Zeilen liegen ganze Lebensläufe, Dramen und Ereignisse, die wir nur erahnen können, jedes Wort dieses „Sprachkünstlers“ ist es wert, ihnen nachzuspüren!

Fischer Taschenbuch Neuausgabe 2015
ISBN: 978-3-596-90390-0, Preis: 9,99 €
In der Stadtbibliothek vorhanden

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