Interkulturelle Öffnung in der Altenpflege

Respekt vor dem Anderen

Die Altenhilfe verändert ihr Gesicht und wird „multikulturell“. Inzwischen sind zahlreiche Initiativen im Gang, um die Mitarbeiter von Einrichtungen und Behörden für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen anderer Herkunft zu sensibilisieren.

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Experten aus Bergheim und Köln trafen sich im Städtischen Senioren- und Behindertenzentrum Köln-Mülheim zum fachlichen Austausch und zur Besichtigung des Vorzeigeobjekts in der Tiefentalstraße. Die Pflegeeinrichtung der Sozialbetriebe Köln ist das Paradebeispiel, wenn es um das Zusammenleben von deutschen und türkischsprachigen Mitbürgern und den tiefgreifenden Prozess der Interkulturellen Öffnung geht.

 

Umgang mit Vielfalt

Schöne Geschichten aus der Praxis gibt es viele: Da ist der frisch kultursensibel geschulte Altenpfleger, der seine erste türkische Seniorin unbedingt mit einem landestypischen Frühstück beglücken will. Doch die alte Dame will einfach nichts essen – weil sie am liebsten schwarzen Kaffee und Toast mag. „So etwas würde einfach nicht passieren, wenn bei der Aufnahme schon nach individuellen Vorlieben gefragt würde“, meint Britta Fuchs von der Fachstelle Älterwerden der Stadt Bergheim.

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Andere Kulturen kann man nicht erklären, aber den nötigen Respekt für Andersartigkeit entwickeln“, bestätigt Dr. Susanne Schmidt vom Institut zur interkulturellen Öffnung der AWO Mittelrhein. Als Ethnologin ist sie besonders daran interessiert, dass sich die Teilnehmer von Fortbildungen ihrer eigenen Bilder und Vorurteile bewusst werden und einen offenen Umgang mit Vielfalt lernen.

 

Mancherorts wiederholt sich die Geschichte: Im Altenheim trifft der Jude auf den alten Nazi, der Homosexuelle auf diejenigen, die ihn früher ins Gefängnis bringen wollten. „Wir müssen darauf gefasst sein, dass die Menschen ihre Geschichte in sich tragen – die Mitarbeiter genauso wie Bewohner“, so Dr. Schmidt. Ob das der unterschiedliche Umgang der Geschlechter oder mit dem Tod ist, alte Kriegserinnerungen, die plötzlich hochkommen, oder eine Altersdepression – darauf gilt es die Belegschaft gezielt vorzubereiten.

In Köln-Mülheim ist schon die internationale Mitarbeiterschaft ein Erfolgsfaktor. Eine türkischsprachige Sozialarbeiterin steht den Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite und hilft, Schuldbewusstsein auf der einen und Fremdeln mit der Einrichtung auf der anderen Seite auszuräumen. „Auch in der Türkei ist es längst nicht mehr üblich, dass mehrere Generationen unter einem Dach leben. Viele Frauen gehen arbeiten und können Kindererziehung und Pflege älterer Familienmitglieder nicht mehr leisten“, erklärt Gaye Yilmaz vom Sozialdienst des Seniorenzentrums.

 

Gefühl von Heimat

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Ein Gefühl von Heimat geben Bilder und Teppiche auf den Fluren und in den Gemeinschaftsräumen, ein Gebetsraum und ein großer Besucherraum mit Teeküche für Familientreffen. Neben türkischen Tagezeitungen gibt es auch vier türkischsprachige Fernsehsender sowie mehrsprachige Hinweise und Dekomaterial. Da hängt der Schal von Fenerbahce einträchtig neben dem Köln-Wappen. Dass auf dem Speiseplan auch jeden Tag ein türkisches Menü steht, ist selbstverständlich. Und dass der Pfarrer genauso wie der Imam der muslimischen Gemeinde regelmäßig ins Haus kommt auch. Gute Kontakte zu Vereinen und anderen Einrichtungen lassen die Verbindungen nach draußen nicht abreißen. Was die Bewohner aber richtig zusammenschweißt, sind die gemeinsamen Feste und die Musik. Weihnachten wird genauso gefeiert wie das Opferfest, das Zucker- und das Ramadanfest.

 

Keine Berührungsängste“ kennt auch Renate Schander, Leiterin der DRK-Seniorenzentren in Horrem und Bergheim. Ein gutes Miteinander von deutschen und ausländischen Mitbürgern ist dort inzwischen Programm. Dass das Altenheim die bunte Vielfalt des Quartiers widerspiegelt, garantieren schon die Leitsätze des Roten Kreuzes – Menschlichkeit und Unparteilichkeit. Der Migrantenanteil von inzwischen 15 Prozent schreckt deutsche Bewohner nicht etwa ab – „die meisten wollen auch im Alter in ihrem Stadtteil bleiben und ihr gewohntes Umfeld nicht missen“. Damit dies funktioniert, gibt es in Bergheim den Arbeitskreis Interkulturelle Öffnung in der Seniorenarbeit. Er ist Teil des Netzwerkes für Integration, das durch die Integrationsbeauftragte der Kreisstadt, Karin Neugebauer, initiiert worden ist.

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v.r.n.l:
Karin Neugebauer, Integrationsbeauftragte der Stadt Bergheim,
Christa Wolf, Abteilungsleiterin Demographie,
Frau Baumann, Pflegeberaterin,
und Andrea Floß, Fachforum Seniorenarbeit

 

Von Andrea Floß

 

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